Statt konkrete Weisungen nur Pressemitteilung
Ausweitung der Kita-Notbetreuung in den Kreisen Stade und Horneburg
(jd/os). Die Notbetreuung in den niedersächsischen Kitas soll schrittweise auf bis zu 50 Prozent der regulären Kapazität erweitert werden. Das sieht der Fünf-Stufen-Plan der Landesregierung vor. Diese Lockerung der Corona-Beschränkungen im Kita-Bereich lässt viele Eltern hoffen, die sich seit Wochen im Spannungsfeld zwischen Homeoffice und häuslicher Kinderbetreuung befinden. Doch die Ankündigung des Kultusministers Grant Hendrik Tonne, die Notbetreuung deutlich auszuweiten, rief bei den Verantwortlichen in den Kommunen und den Kita-Betreibern Sorgenfalten hervor. Mit Hochdruck wurde daran gearbeitet, neue Gruppen einzurichten.
Vom Land gab es nur eine Pressemitteilung
"Zunächst gab es nur die Pressemitteilung des Kultusministeriums", sagt Harsefelds Rathauschef Rainer Schlichtmann. Das sei an einem Freitag gewesen. Am Montag sollten bereits die neuen Regelungen gelten. Aber erst am Samstag kamen aus Hannover wichtige Details wie der Hygieneplan. Übers Wochenende habe man nichts mehr bewegen können, so Schlichtmann.
Die vergangene Woche sei dann intensiv genutzt worden, um sich in enger Abstimmung mit den Trägern der Kitas, in Harsefeld ist es hauptsächlich das DRK, organisatorisch und personell auf das "Hochfahren" der Kapazitäten vorzubereiten. "Eine Steigerung der Notfall-Betreuungsquote von bisher zehn auf 50 Prozent ist nicht mal eben so zu machen", meint Schlichtmann.
Besonders ärgert sich er darüber, dass die Landesregierung mit ihrer Ankündigung in der Presse eine große Erwartungshaltung bei den Familien geweckt habe. "Wir Kommunen bekommen dann den Frust der Eltern zu spüren, wenn wir den Wunsch nach einem Betreuungsplatz ausschlagen müssen." Denn noch immer handele es sich um eine reine Notfallbetreuung, und da gehe es schlichtweg um die Frage: Wer darf und wer darf nicht?
Jeder Einzelfall muss genau geprüft werden
Diese Frage beschäftigt auch die Verantwortlichen in Stade. Vom Land gebe es keine verbindliche Liste, welche Berufsgruppen von der neuen Regelung profitieren, kritisiert Bürgermeister Sönke Hartlef. Es sei lediglich "von Berufszweigen von allgemeinem öffentlichen Interesse" die Rede. Wer genau darunter falle, liege jetzt zum Teil im Ermessen der Kommunen. Diesen sei so vom Land der "Schwarze Peter" zugeschoben worden.
"Die Bearbeitung der Anträge ist mit großem Aufwand verbunden, da jeder Einzelfall für sich betrachtet und auch einer rechtlichen Prüfung unterzogen wird", sagt die für die Stader Kitas zuständige Fachbereichsleiterin Birgit Pergande. Zwar sei die Zahl der Notgruppen von anfangs 20 auf mehr als 60 gestiegen. Doch man könne längst nicht jeden Antrag bewilligen. Und eine Ablehnung müsse eben rechtssicher formuliert sein. "Drei Mitarbeiter befassen sich derzeit ausschließlich mit der Bearbeitung der bisher 500 eingegangenen Anträge", sagt Pergande.
Mögliche Engpässe beim Personal
Auch die vom Land vorgegebene Schaffung zusätzlicher Gruppen für Vorschulkinder, die im Sommer eingeschult werden, sowie die Einrichtung von sogenannten "Spielgruppen" für Kinder, die nicht für die Notfallbetreuung zugelassen sind, stellt die Einrichtungen vor Probleme. Inwieweit sich die Pläne des Landes umsetzen lassen, für diese Spielgruppen ein zusätzliches Angebot an bis zu zwei Nachmittagen die Woche zu schaffen, ist für Pergande gerade in personeller Hinsicht noch ein Rätsel.
Denn gerade beim Thema Personal wird es schwierig: Obwohl die Gruppen maximal nur die Hälfte der üblichen Größe haben dürfen, sollen die Kinder wie bei der "normalen" Gruppengröße von zwei Kräften betreut werden. Eine Kollegin habe sich direkt beim Ministerium in Hannover erkundigt, so Pergande. Die Antwort: Der Betreuungsschlüssel sei zwar ausgesetzt, doch es sei nicht zu empfehlen, die Notgruppen nur von einer Erzieherin betreuen zu lassen. Immerhin sind in Elementargruppen jetzt 13 Kinder zulässig und bei den Krippengruppen acht.
Hält sich Stade an diese Empfehlung, könnte es durchaus Engpässe beim Personal geben, befürchtet Hartlef: "Wir müssen bedenken, dass einige Erzieherinnen der Risikogruppe angehören und gar nicht eingesetzt werden können."
Erklärung fällt Trägern schwer
"Einige Eltern verstehen nicht, warum andere Bundesländer wie Hamburg bereits weiter sind", erklärt Roger Grewe, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Harburg-Land. Den Trägern falle es dann oft schwer, den Stufenplan des Landes Niedersachsen plausibel zu machen. "Viele Eltern sind aber sehr geduldig", berichtet Grewe.
In den 40 Kitas, die das DRK im Landkreis Harburg betreibt, werden derzeit 600 der rund 3.800 Kinder betreut, mit stark steigender Tendenz. Das Wichtigste in der täglichen Arbeit sind die Hygienevorschriften und Abstandsregeln, die laut Hygieneplan des Landes umgesetzt werden. Wobei sich die Abstandsregeln vor allem auf die Erwachsenen untereinander beziehen, so Grewe. "Ein Einhalten des Abstandes zu den Kindern ist aus pädagogischer Sicht nicht möglich."
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