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Viele offene Fragen
BI übt Kritik an geplantem Holzkraftwerk in Bützfleth

In der Anlage soll Altholz verbrannt werden | Foto: AdobeStock / hydebrink
  • In der Anlage soll Altholz verbrannt werden
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Nach den ersten fast euphorischen Informationen zu den neuen Kraftwerksplanungen in Bützfleth hat die Bürgerinitiative BI Bützfleth genauer hingesehen. "Wir wundern uns, wie blauäugig der Stader Rat und die Ortschaft Bützfleth sich von den Nachhaltigkeitsversprechen der Hansekraft überzeugen ließ!", sagt Dr. Jan Witt von der BI. "Wir sind äußerst skeptisch, zumal derselbe Betreiber den Bützflethern vor wenigen Jahren eine angeblich hochmoderne Müllverbrennung mit veralteter Verbrennungstechnik und ungenügender Filtertechnik und vielen weiteren Defiziten vor die Nase setzen wollte. Auch damals gab es einstimmige voreilige Zustimmung in Orts- und Stadtrat, an die später niemand mehr gern erinnert werden wollte. Damals konnte die BI Bützfleth den Bau im letzten Moment erfolgreich abwenden."

Die BI Bützfleth hat in einem ersten Treffen am 30. Mai die bisherigen Informationen zum geplanten Kraftwerk zusammengetragen. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die BI wieder aktiv werden muss und mit anderen Bürgerinitiativen Kontakt aufnehmen sollte. Folgende Themen stehen im Fokus:

• Warum wird so überdimensioniert für Bützfleth geplant? Demnach soll in Bützfleth eine der größten Anlagen dieser Art in Deutschland mit 500.000Tonnen Altholz pro Jahr entstehen – genau fünfmal so groß wie das neue Kraftwerk in Cuxhaven mit 100.000 Tonnen pro Jahr und dreimal so groß wie die Vergleichsanlage des Betreibers in Emlichheim (Grafschaft Bentheim). Laut BI ist fraglich, ob in wenigen Jahren der Altholzmarkt dafür überhaupt den Brennstoff anbieten kann und zu welchem Preis.

• Der Betreiber verspricht eine Fernwärmeversorgung von bis zu 100.000 Haushalten. Das erscheint der BI unseriös. Wer soll die Kosten für ein solches Netz tragen? Wie hoch sind die überhaupt und welche Wohnungen sollen angeschlossen werden? Was kostet das den Abnehmer? "Die Stadt hat ein bereits erstelltes Wärmenutzungskonzept für die Altstadt mit Wärmepumpen bereits voreilig abgeräumt – in der naiven Hoffnung, jetzt nachhaltige Wärme von der Hansekraft zu bekommen", kritisiert die BI. 

• Nach Auskunft der Hansekraft soll das Kraftwerk technisch wie die Anlage in Emlichheim (nur 180.000 Tonnen Altholz pro Jahr) gebaut werden. Auf deren Webseite finden sich zahlreiche Informationen zu den Schadstoffen im Abgas. Aber was bedeutet die Verbrennung von alten Bahnschwellen und imprägnierten Strommasten (Altholzklasse 4) für die Luftbelastung von Bützfleth? 

DIE BI hat zahlreiche fachliche Fragen an die Politik und die Betreiber formuliert und wird die Antworten auf ihrer Webseite www.buergerinitiative-buetzfleth.de veröffentlichen.

Stellungnahme der Hansestadt Stade

Zur Kritik der BI an der kommunalen Wärmeplanung äußert sich die Hansestadt Stade: 

Seit Februar 2023 wird die kommunale Wärmeplanung der Hansestadt Stade durchgeführt. Von den vier vorgeschriebenen Schritten - Bestandsanalyse, Potentialanalyse, Wärmewendezielszenario und Wärmewendestrategien – sind die ersten beiden bereits abgeschlossen. Anfang des Jahres wurde die Potentialanalyse um die Abwärmequelle Biomasseheizkraftwerk ergänzt.

Auf Grundlage der Ergebnisse der Bestandsanalyse und der Potentialanalyse erfolgt die Entwicklung eines Wärmewendezielszenarios, das im Wesentlichen Gebiete ermittelt, die für Wärmenetze oder für Einzelheizungen geeignet sind. Da die Errichtung und der Betrieb des Biomasseheizkraftwerkes noch nicht abschließend feststehen und weil sein Wärmelieferungspotential eine signifikante Größe aufweist, ist für die kommunale Wärmeplanung der Hansestadt Stade vorgesehen, dass zwei Zielszenarien – einmal mit  und einmal ohne Biomasseheizkraftwerk – erarbeitet werden, wobei eine Fern- beziehungsweise Nahwärmeversorgung von Teilen der Stadt auch mit anderen Umwelt-Wärmequellen grundsätzlich realisierbar wäre.

Wärmenetzmachbarkeitsstudie Stader Altstadt

Die Wärmenetzmachbarkeitsstudie für die Stader Altstadt erfolgt derzeit, wobei die Bestandsanalyse schon abgeschlossen wurde. Die Wärmenetzmachbarkeitsstudie wird mehrere Varianten untersuchen, um so die wirtschaftlichste Wärmeerzeugung zu ermitteln. Die Wärmeerzeugungsvariante – bestehend aus den Umweltwärmequellen Klärwerksabstrom und den Oberflächengewässern Schwinge und Burggraben sowie aus Hackschnitzeln, Biomethan und eines Elektroden-Heizkessels – wird hierbei weiterhin betrachtet, sodass dieses Wärmeversorgungskonzept aktuell immer noch Gegenstand der Untersuchung ist und nicht verworfen wurde.

Da die möglichen Energieträger zur Deckung der Mittel- und Spitzenlast in Zukunft aufgrund steigender Nachfrage knapp und kostenintensiv werden könnten, wird auch untersucht, ob neben rein strombasierten Systemen auch ein Bezug aus dem Biomasseheizkraftwerk möglich wäre. Ziel ist weiterhin, auf Grundlage dieser Wärmenetzmachbarkeitsstudie den Bau und Betrieb des Wärmenetzes in der Altstadt im kommenden Jahr auszuschreiben.

Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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