Der zähe Weg zum Gedenken
Verwaltung gegen Givat-Shmuel-Straße im Neubaugebiet / Aussicht auf Berücksichtigung im Bahnhofsquartier
tp. Stade. Dr. Peter Meves (80) kämpft weiter für sein Ziel, eine Straßen in Stade nach der israelischen Parterstadt Givat Shmuel zu taufen. Mit der Bitte an die Verwaltung, seinen Vorschlag im geplanten riesigen Neubaugebiet "Heidesiedlung Riensförde" im Süden der Stadt zu berücksichtigen, wurde Meves abgeschmettert. Es gibt jedoch Aussicht auf eine andere Lösung.
Meves hatte sein Anliegen in einem Brief an Bürgermeisterin Silvia Nieber und die Ratsmitglieder vorgebracht. Das Thema wurde in der Bürgerfragestunde der jüngsten Ratssitzung behandelt.
Meves fragte: "Könnte die Hauptstraße in Riensförde nach Givat Shmuel - unserer Partnerstadt in Israel - benannt werden?" Straßenbenennungen etwa im Schwedenviertel und das Elch-Denkmal am Burggraben für die beiden anderen Partnerstädte der Stadt Stade - Karlshamn in Schweden und Goldap und Polen - seien schon vor langer Zeit eingerichtet worden, begründet Meves sein Anliegen.
Auch könnten nach Meves' Ansicht die kleineren Nebenstraßen im geplanten Neubauviertel nach deutschen Zionisten benannt werden.
Meves gibt zu bedenken: "In Israel leben Kinder und Enkel von früheren Stadern und von früheren KZ-Häftlingen und von noch immer in der Stadtgeschichte nicht genannten jüdischen Zwangsarbeitern, die in Israel Rettung und jetzt ihre Heimat gefunden haben. Vor Jahren fragte mich ein Einwohner aus Givat Shmuel, weshalb es eine solche Straße hier nicht gibt."
Die Verwaltung beharrt auf einer geschlossenen Benennung der künftigen Straßen in Riensförde nach Heide-Orten, so wie auch die Straßen im Altländer Viertel die Namen der Dörfer in dem großen Obstanbaugebiet an der Elbe tragen.
Laut Bürgermeisterin Silvia Nieber sei allerdings "denkbar", dass es im künftigen Bahnhofsquartier eine Givat-Shmuel-Straßen geben wird. Das bestätigt auch Stadtbaurat Kersten Schröder-Doms auf WOCHENBLATT-Nachfrage. "Bislang haben wir nicht die richtige Straße gefunden", sagt der Stadtbaurat. Givat Shmuel - ein Vorort Tel Avivs - habe eher großstädtischen Charakter. Daher passe der Straßenname besser in das geplante neue Stader Bahnhofs-Wohnquartier zwischen Altländer Viertel und Staatsarchiv, wo Geschossbauweise vorherrsche.
Dr. Peter Meves begrüßt zwar das Einlenken der Stadt nach seinen jahrelangen zähen Bemühungen, empfindet die Situation jedoch weiter als unbefriedigend: "Es ist noch keine Zusage." Ferner habe er das Gefühl, die Verantwortlichen bei der Stadt scheuten eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Dies werde auch an einem anderen Beispiel deutlich. "Seit 1938 gibt es die Ostmarkstraße", so Meves: "Eine reine Nationalsozialistische Benennung." Hier fordert er eine Umtaufe. "Warum nicht in Österreich-Straße?"
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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