Stadt plant Messung von Luftschadstoffen in Bützfleth
Dicke Luft über der Stadt
lt. Stade-Bützfleth. Darin, dass die auf dem Bützflether Sand von der Gesellschaft "EBS Stade Besitz GmbH" geplante Müllverbrennungsanlage verhindert werden muss, sind sich Bürger und die Stadt einig (das WOCHENBLATT berichtete mehrfach). Unterschiedlicher Meinung sind Politiker und Mitglieder der Bürgerinitiative für eine umweltverträgliche Industrie aus Bützfleth (BI) allerdings in Bezug auf die geplanten Luftmessungen.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt hat jetzt einstimmig empfohlen, Luftmessungen im Bereich Stade-Bützfleth für rund 50.000 Euro im Zeitraum eines Jahres an insgesamt vier Messpunkten durchführen zu lassen. Doch diese Planungen gehen der BI nicht weit genug.
Schadstoffe wie PCB, Quecksilber, Feinststaub oder Dioxine, die als krebserregend gelten, würden gar nicht berücksichtigt, sagt BI-Sprecher Jan Witt. Außerdem müssten die Messungen über einen längeren Zeitraum als nur ein Jahr durchgeführt werden, um die Zunahme der Gesamtbelastung durch eine zukünftige Müllverbrennungsanlage fundiert bewerten zu können.
Witt betont auch, dass nicht nur die Bützflether Nachteile durch die geplante Müllverbrennungsanlage zu befürchten hätten, sondern auch die Bürger aus den umliegenden Orten wie Stade oder Drochtersen. Die Luft überwinde schließlich auch Ortsgrenzen.
Die BI hoffe nun, dass mit Hilfe der Landesregierung das geplante Messprogramm noch um einige wichtige Parameter ergänzt werden könne, so Jan Witt.
Geplant ist bislang, an vier Messpunkten Staubniederschlag und dessen Inhaltsstoffe wie toxische Elemente (Arsen, Cadmium, Blei und Nickel) zu messen. Für die vorgesehene Luftmessstelle im Bereich sensibler Nutzungen (z.B. Kita) soll auch Schwebstaub gemessen werden.
Zusätzlich sei die Messung weiterer Stoffe wie Kupfer oder Aluminium möglich, heißt es in der entsprechenden Beschlussvorlage. Für den Haushalt 2020 sollten zudem Mittel für eine weitere Jahresmessung eingebracht werden.
Die Messstelle soll ergänzend zu den regelmäßig stattfindenden Emissionsmessungen des Gewerbeaufsichtsamtes eine möglichst transparente immissionsseitige Überwachung der Umweltauswirkungen in der Ortschaft sicherstellen. Die zuständigen Gewerbeaufsichtsämter in Cuxhaven und Hildesheim hatten angekündigt, dass ohne konkreten Handlungsbedarf keine immissionsseitige Messung erfolgen werde.
Hätte die Stadt sich für eine Messung an zehn Messpunkten mit den von der BI geforderten Parametern entschlossen, wären Kosten in Höhe von ca. 90.000 bis ca. 130.000 Euro entstanden.
"Es ist ohnehin schon Goodwill der Stadt, diese Messungen überhaupt durchzuführen", äußerte sich Bürgermeisterin Silvia Nieber zu dem Thema gegenüber dem WOCHENBLATT.
Hintergrund: In der geplanten Müllverbrennungsanlage sollen pro Jahr mehr als 205.000 Tonnen aufgekaufter Müll aus dem Ausland und dem gesamten Bundesgebiet zur Stromgewinnung verbrannt werden. Pro Jahr würden zudem mehr als 60.000 Tonnen hochgiftige Schlacke als Endprodukt der Verbrennung produziert
Redakteur:Lena Stehr |
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