Kein heizen mehr mit Erdgas
Die Energiewende für die Stader Altstadt
Umweltfreundlich ist das nicht: Fast alle Gebäude in der Stader Altstadt werden noch mit Erdgas beheizt. Das soll sich in den kommenden Jahren bzw. Jahrzehnten radikal ändern. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, dass der Erdgas-Anteil bei der Wärme-Erzeugung für die Innenstadt-Immobilien bis 2030 auf weniger als die Hälfte abgesenkt wird. Danach soll die Nutzung des fossilen Energieträgers weiter radikal heruntergefahren werden, so dass ab 2046 gar kein Erdgas mehr verbraucht wird. Dafür erarbeitet die Hansestadt gemeinsam mit einem Beratungsunternehmen ein sogenanntes Integriertes Energetisches Quartierskonzept (IEQK). Der Politik wurde jetzt erläutert, wo die Reise in Sachen Stader Energiewende hingeht. Geplant ist der Aufbau eines Nahwärmenetzes, dass die Stader Altstadt durchzieht und ein Großteil der 772 dort befindlichen Häuser versorgt.
Die Zahlen, die die Fachberater der Beratungsfirma präsentierten, waren beeindruckend: Am Ende sollen die Energiebedarfe um bis zu 53 Prozent und die CO2-Emissionen sogar um bis zu 92 Prozent abgesenkt werden - dank der umweltfreundliche Wärmeversorgung und flankiert durch energetische Sanierungsmaßnahmen. Der Anlass für die Maßnahmen liegt auf der Hand: Erdgas ist wegen des Ukraine-Krieges knapper und deutlich teurer geworden. Außerdem hat die Bundesregierung angekündigt, bis 2045 aus der Nutzung von fossilem Gas auszusteigen.
Wärmepumpen statt fossiler Brennstoffe
Gerade die Hausbesitzer aus der Stader Altstadt mit ihren historisch wertvollen, aber meist schlecht gedämmten Gebäuden, die zudem oft noch unter Denkmalschutz stehen, dürften sich fragen, auf welche Technik sie beim Austausch einer Heizung setzen sollen. Im Rahmen des IEQK wird vorgeschlagen, ein Nahwärmenetz auf Basis von regenerativen Ressourcen einzurichten – konkret gemeint sind dabei zum Beispiel die Umweltwärme der Schwinge und Energie, die beim Klärwerksbetrieb freigesetzt wird. Statt des Erdgases sollen hauptsächlich Wärmepumpen und ein mit Biomethan betriebenes Blockheizkraftwerk für die nötige Wärme sorgen.
Die Fachleute schlagen vor, die CO2-neutrale Wärmeversorgung der Stader Altstadt abschnittsweise aufzubauen, um so die Kosten auf einen längeren Zeitraum zu verteilen. Die Stadt könnte dabei eine Vorbildfunktion erfüllen und ihre Immobilien zuerst in das neue Wärmenetz einbinden. Hier wäre ein "Starterpaket" denkbar, bei dem die öffentlichen Gebäude in der Altstadt angeschlossen werden.
Energie sparen durch Dämmen
Um den Energieverbrauch zu senken, geht es aber nicht nur um die Wärmeerzeugung selbst, sondern auch darum, Energieverluste durch eine gute Dämmung einzuschränken. Ein auf Baudenkmäler fokussiertes Ingenieurbüro hat hierfür 16 Gebäude aus dem Altstadtgebiet im Detail untersucht und mögliche Einsparpotenziale ermittelt. Die Gebäude wurden in drei verschieden Szenarien untersucht - je nach Energieeffizienz der jeweiligen Sanierungsmaßnahme. Bei der geringsten Investition liegt das Einsparpotenzial in Sachen Energie lediglich bei 14 Prozent. Wird der typische Dämmstandard eines denkmalgeschützten Gebäudes erreicht, beträgt die Einsparung 30 Prozent, werden die Kriterien von einem "Effizienzhaus 85" erfüllt, sind es sogar 53 Prozent.
"Wir wollen einen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten – auch in der Stader Altstadt, die mit ihrem historischen Gebäudebestand viele Herausforderungen bietet. Die Zahlen der Studie zeigen uns aber, dass es großes Potenzial gibt und wir diesen Weg unbedingt weitergehen sollten", sagt Lars Kolk, Erster Stadtrat der Hansestadt Stade.
Die Stadt will die Bürger über das IEQK detailliert informieren. Dafür ist ein Info-Abend am Dienstag, 2. Mai, ab 18 Uhr im Königsmarcksaal des historischen Rathauses in Stade geplant. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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