Nicole Streitz sagt noch vor Weihnachten tschüs
Die Krisenmanagerin des Landkreises Stade geht
Die Süßigkeiten hat die scheidende Kreis-Dezernentin Nicole Streitz schon im Schrank gebunkert. Der Schnökerkram ist für die Verabschiedungsrunde am vorletzten Arbeitstag bestimmt. Streitz hat alle Landkreis-Beschäftigten zum Adieu-Sagen eingeladen. Denn die 49-Jährige streicht noch vor Weihnachten ihre Segel bei der Kreisverwaltung. Wer auf ein Tschüss vorbeikommt, erhält ein Schoko- (Abschieds-)Küsschen. Streitz zieht es von der Elbe an die Weser. Im teils recht hügeligen Kreis Minden-Lübbecke (Nordrhein-Westfalen) geht es für sie sowohl bei ihrem liebsten Hobby, dem Wandern, als auch in beruflicher Hinsicht bergauf: Sie tritt dort zum 1. März den Posten der Kreisdirektorin an.
Stellenausschreibung passte perfekt
Ihre Bewerbung als Nummer zwei im Mindener Kreishaus war nur folgerichtig angesichts der Erkenntnis, dass sie beim Landkreis Stade jobmäßig nicht weiter vorankommen kann. Und da kam die Stellenausschreibung aus Minden, die Streitz wie auf den Leib geschneidert war, gerade recht. Die Volljuristin erfüllte sämtliche geforderten Qualifikationen, setzte sich am Ende gegen acht männliche Konkurrenten durch. Das einstimmige Votum im Mindener Kreistag spricht für sich.
Dass sie nach zehn Jahren im Landkreis Stade zu neuen Ufern aufbricht, entspricht der persönlichen Einstellung von Streitz: "Es hat mich schon immer gereizt, mich neuen Herausforderungen zu stellen." Bei ihrer Vorstellung im Mindener Kreistag habe sie eine Liste mit ihren wichtigsten Werten präsentiert. "Ganz oben steht dort: lernen und sich weiterentwickeln." Wie lernfähig sie ist, hat die gebürtige Münsteranerin in ihrer Stader Zeit bewiesen. Nach Studium in Osnabrück, Referendariat in Oldenburg, einem zweijährigen "Ausflug" in die Privatwirtschaft und einer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der CDU-Landtagsfraktion übernahm sie im Stader Kreishaus erstmals Führungsverantwortung. Themen, in die sie sich erst einarbeiten musste, gab es reichlich.
"Es war schon immer mein Wunsch, in leitender Funktion tätig zu sein und Menschen zu führen", sagt die künftige Kreisdirektorin. Dabei betrachtet sie sich weniger als Vorgesetzte, sondern als Erste im Team. Das Miteinander aller Beschäftigten auf Augenhöhe sei ihr wichtig. "Ich spreche daher auch nicht von Mitarbeitern, sondern von Kollegen." Bei einer früheren Arbeitsstelle seien die Angestellten geradezu in Panik geraten, wenn sie auf dem Telefon-Display die Nummer des Chefs aufleuchten sahen, berichtet Streitz. "Ich hatte mir fest vorgenommen, dass in meiner Dienststelle so etwas nicht passiert."
Krisen bestimmten die vergangenen Jahre
In den vergangenen Jahren hat Streitz außerdem noch etwas Wichtiges gelernt: "Ich weiß jetzt, dass ich auch 'Krise' kann." Nach der Flüchtlingswelle 2015/16, fast drei Jahren Corona-Pandemie und deren Folgen sowie zehn Monaten Ukraine-Krieg mitsamt der dadurch ausgelösten Inflation und Energieknappheit zieht die Dezernentin, die u.a. für den Katastrophenschutz zuständig ist, für sich das persönliche Fazit: "Mich schreckt beim Thema Krisen gar nichts mehr." Im Prinzip sei sie die oberste Krisenmanagerin des Landkreises gewesen.
Unter Streitz' Regie wurde das zentrale Stader Impfzentrum aus dem Boden gestampft. Dort verbrachte sie oftmals mehr Zeit als im Kreishaus. Die Corona-Schutzimpfungen für einen Großteil der Bevölkerung im Landkreis Stade zu organisieren, wäre an sich schon ein Vollzeitjob gewesen. Entsprechend häuften sich die Überstunden an. Das ist wiederum der Grund, warum Streitz schon jetzt ihren Abschied von der Kreisverwaltung nimmt.
Ihren Umzug plant sie Ende Februar. Dann habe sie noch einen Monat Zeit, sich an ihrer neuen Wirkungsstätte einzugewöhnen. Zwischendurch geht es noch an die Nordsee - "um sich durchpusten zu lassen und um den Kopf freizubekommen".
Gute Wünsche und die geheimnisvolle Schatzkiste
Bei dem Abschied von den Kollegen im Kreishaus spielt übrigens eine kleine Schatztruhe eine Rolle. Das hölzerne Schatzkästlein soll mit guten Wünschen und sinnigen Sprüchen gefüllt werden. Dafür liegen Kärtchen und Stifte bereit. "So sorge ich selbst für ein ganz persönliches Abschiedsgeschenk", meint Streitz.
Mit der Mini-Schatztruhe hat es eine ganz besondere Bewandtnis. Sie hat Streitz schon einmal Glück gebrach: "Die Truhe habe ich am Stader Hansehafen gefunden - ganz unten auf der Treppe." Das war 2014. Was Streitz nicht wusste: Damals lief ein Gewinnspiel des Radiosenders Antenne Niedersachsen. Bei der "Schatzsuche" wurde jeweils in einer Stadt eine kleine Schatzkiste versteckt - versehen mit einer Kamera. Wer die Truhe entdeckte, wurde mit Gold im Wert von 10.000 Euro belohnt.
"Ich kannte die Aktion von Antenne Niedersachsen gar nicht", berichtet Streitz. "Da war die Überraschung umso größer." Über den hohen Gewinn habe sie sich natürlich sehr gefreut.
Streitz' Schatzfund ist sogar im Video festgehalten. Radio Antenne hat es unter dem Titel "Nicole aus Stade findet Goldschatz Nummer 6" auf Youtube gepostet:
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