Kommt Pilotprojekt in die Landkreise Stade oder Harburg?
Die Mobilität der Zukunft
(jd). Eine der vier Städte in den Landkreisen Stade und Harburg könnte bald zu einem "Versuchslabor" für die Mobilität der Zukunft werden. Stade, Buxtehude, Buchholz und Winsen stehen in der engeren Auswahl für ein Pilotprojekt, bei dem es um eine sinnvolle Ergänzung des ÖPNV-Angebots geht. Bei dieser Untersuchung soll ausgelotet werden, ob sich der Einsatz von Shuttlebussen nach dem Prinzip des Anrufsammeltaxis (AST) als Chance anbietet, die Menschen auch ohne Pkw mobiler zu machen. Allerdings gibt es Konkurrenz aus der Nachbarschaft: Auch Lüneburg bewirbt sich als Projektpartner - und nur eine der fünf Städte wird am Ende ausgewählt.
Welche Stadt zum Zuge kommt, soll nach einer Mobilitätsanalyse entschieden werden, die in Kürze angefertigt wird. Die Zeit drängt, denn bis zum Herbst 2021 muss der ein Jahr laufende Pilotbetrieb mit dem auf digitaler Technik basierenden Shuttleverkehr abgeschlossen und das Ergebnis ausgewertet sein. Das Projekt soll dann als Machbarkeitsstudie zur Mobilität im Hamburger Umland auf dem internationalen Mobilitätskongress vorgestellt werden, der im Oktober kommenden Jahres in der Elbmetropole stattfindet und bei dem Experten aus der ganzen Welt über den Verkehr der Zukunft diskutieren.
Kosten übernimmt der Bund
Für die ausgewählte Stadt gibt es das Ganze gratis. Die Kosten für das Projekt inklusive des einjährigen Probebetriebs belaufen sich auf immerhin 1,3 Mio. Euro - und die übernimmt zu 100 Prozent der Bund. Die Pilotphase wird von der Technischen Universität (TU) Harburg begleitet und ausgewertet.
Fest steht bereits, dass der Shuttledienst von der KVG betrieben wird. Federführend bei der Umsetzung des Projektes wird aber ein Unternehmen sein, das bei der Einbindung individueller Shuttle-Systeme in den ÖPNV bereits einige Erfahrungen gesammelt hat: Die Bahn-Tochter "ioki" ist bei der sogenannten On-Demand-Mobilität, also einem öffentlichen Nahverkehrsangebot auf Abruf, Marktführer im deutschsprachigen Raum.
Aufsehen erregte "ioki" im Herbst 2017 mit einer bundesweiten Premiere: Im bayerischen Kurort Bad Birnbach nahm das Unternehmen einen autonome Buslinie auf öffentlichen Straßen in Betrieb. Mit einem selbstfahrenden Elektro-Shuttlebus werden Kurgäste vom Bahnhof in die Ortsmitte transportiert. Es gibt weder Lenkrad noch Gaspedal und daher auch keinen Fahrer.
Nahverkehr der Zukunft?
Solche autonomen Shuttlebusse könnten "ein Lösungsansatz für den Nahverkehr der Zukunft im ländlichen Raum sein", heißt es dazu in einer Mitteilung von "ioki". Dass aber demnächst fahrerlose Kleinbusse auf den Straßen der Landkreise Stade und Harburg unterwegs sein werden und so für mehr Mobilität auf den Dörfern sorgen - damit dürfte in absehbarer Zeit nicht zu rechnen sein.
Denn für das jetzt angeschobene Modellprojekt kommen nur die Städte in der Region in Frage. Details des geplanten Pilotbetriebs sind selbst den Behörden noch nicht bekannt. Das Thema sei sehr plötzlich aufs Tapet gekommen, so Stades Erster Kreisrat Thorsten Heinze, der auch für den Nahverkehr im Landkreis zuständig ist. "Wie das Projekt konkret abläuft, kann ich jetzt noch nicht beantworten", erklärte Heinze diese Woche im Verkehrs-Ausschuss.
In Hamburg erfolgreich
Man darf aber davon ausgehen, dass es sich bei dem angepeilten Projekt wahrscheinlich um einen On-Demand-Service handeln wird, wie ihn "ioki" bereits erfolgreich in drei Hamburger Stadtteilen anbietet. Dort ist das "ioki Hamburg"-Shuttle ohne einen Fahrplan oder ein festes Liniennetz auf Anforderung unterwegs. Die Buchung des Kleinbusses erfolgt rund um die Uhr über eine Smartphone-App.
Dass sich dieses Angebot bewährt hat, belegt eine im Januar veröffentlichte Studie. 72 Prozent der befragten Nutzer gaben an, dass sie in den Shuttlebus steigen, um damit zur nächsten U- bzw. S-Bahn-Haltestelle oder zum Bahnhof zu fahren. 50 Prozent der Fahrgäste steigen täglich in den Shuttle und jeder vierte Nutzer lässt dafür den eigenen Pkw stehen.
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