Miniserie: Stade und seine vier Ortschaften
Die Stader Ortschaft Hagen: Leben im Grünen und eine intakte Dorfgemeinschaft
jd. Stade-Hagen. Sie sind auf kommunaler Ebene so etwas wie autonome Gebiete: Die vier Ortschaften der Hansestadt Stade haben eigene Ortsräte und -bürgermeister. Ihre besonderen Rechte stammen aus der Zeit der großen niedersächsischen Gebietsreform in den siebziger Jahren. Damals wurden die zuvor eigenständigen Gemeinden Bützfleth, Haddorf, Hagen und Wiepenkathen nach Stade eingemeindet. Das WOCHENBLATT stattet nun den vier Ortsbürgermeistern in loser Reihenfolge einen Besuch ab, um mit ihnen über ihr Dorf und dessen Besonderheiten zu sprechen. Als Erste ist die Hagener Ortsbürgermeisterin Inge Bardenhagen an der Reihe.
"Ich habe es nie bereut, nach Hagen gezogen zu sein. Es ist ein wunderbares Dorf", sagt die 67-Jährige. Die gebürtige Wiepenkatherin kam 1977 nach Hagen. Damals lebten dort rund 750 Menschen. Heute hat die Stader Ortschaft rund 1.700 Einwohner. Besonders seit der Jahrtausendwende setzte der Zuzug ein. Seit 2001 wurden drei Neubaugebiete entwickelt. "Die Vorhaben haben wir gemeinsam mit allen Fraktionen umgesetzt", berichtet Bardenhagen. Seit dieser Zeit sitzt die gelernte Industriekauffrau, die mit ihrem Mann 25 Jahre lang eine Maschinenbaufirma in Horneburg geleitet hat, für die CDU im Ortsrat.
Lesen Sie hier unsere Mini-Serie über die vier Stader OrtschaftenSeit 2016 bekleidet sie den Posten der Ortsbürgermeisterin - wie schon zuvor in den Jahren 2006 bis 2011. Trotz der gestiegenen Einwohnerzahl habe Hagen seinen dörflichen Charakter bewahrt, so Bardenhagen. "Wir haben hier noch eine gut funktionierende Dorfgemeinschaft mit eigener Freiwilliger Feuerwehr, Schützenverein und Sportvereinen." Das stärke den Zusammenhalt, auch wenn das Vereinsleben durch Corona derzeit eingeschränkt sei.
Neben dem intakten Dorfleben hebt Bardenhagen die Lage hervor: "Hagen ist umgeben von Grün. Man muss nur vor die Haustür gehen und ist mit wenigen Schritten in der freien Natur." Auch Familienfreundlichkeit werde großgeschrieben, betont die Bürgermeisterin. Sie verweist auf den "tollen Kindergarten" und die Grundschule. Die sei zwar klein, aber fein. Solch eine kleine Schule mit oftmals nur einer Klasse pro Jahrgang habe viele Vorteile: "Anonymität ist hier wirklich ein Fremdwort."
Allerdings gibt es auch in Hagen die typischen Probleme eines Dorfes: Die dörfliche Infrastruktur dünnt zunehmend aus. Die Gastwirtschaft ist verschwunden, die Sparkasse hat ihre Filiale längst geschlossen und im vergangenen Jahr hat auch der Bäcker dichtgemacht. Zum Einkaufen fahren viele Hagener immer noch nach Fredenbeck statt nach Stade. Das habe historische Gründe, erläutert Bardenhagen. Hagen habe sich vor der Eingemeindung nach Stade immer nach Fredenbeck orientiert.
Ein wenig habe sich das mit der Eröffnung des Famila-Marktes in Stade-Riensförde geändert, meint die Bürgermeisterin. Bis zum Markt seien es nur zwei Kilometer. Doch gerade hier gebe es ein Problem: "Ältere Menschen ohne eigenes Auto sind auf den Bus angewiesen. Der ist aber teuer." 4,80 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Bardenhagen will erreichen, dass ein Kurzstreckentarif eingeführt wird - in der gleichen Preislage wie der Stader Citytarif: 3,40 Euro hin und zurück.
Neben der Einführung eines günstigen Bustarifs hat die Bürgermeisterin für dieses Jahr noch zwei größere Themen auf ihrer Agenda. Da ist einmal die Einrichtung eines Mehr-Generationen-Spiel- und -Begegnungsplatzes als zentraler Treff- und Anlaufpunkt in der Dorfmitte und außerdem die Entwicklung eines Neubaugebietes. "Hier geht es um eine Größenordnung, die an das Dorf angepasst ist", sagt Bardenhagen. "Unser Dorf verträgt nur ein moderates Wachstum."
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