"Die Stadt hat Steuern, wir den Dreck"

Mit Protestplakaten (v. li.): die BI-Mitglieder Klaus-Johannes Hartlef, Hans Dieter Braun, Olaf Hagemann, Ute Hartlef und Hilke Ehlers
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Rückhalt für Interessengemeinschaft: Schon 100 Unterschriften gegen Windspargel im Moor

tp. Stade. Immer mehr Bürger unterstützen die Widerstandsbewegung gegen die geplante Windpark-Erweiterung in Bützflethermoor bei Stade. Die "Interessengemeinschaft (IG) Flethstraße" um Sprecherin Hilke Ehlers hat schon rund 100 Unterschriften gegen die Expansion der aus fünf Rädern mit einer Rotorblatthöhe à 100 Meter bestehenden Anlage um drei weitere, mit ca. 180 Metern Höhe wesentlich größere Mühlen gesammelt.

Wie berichtet, will die Firma "Energiekontor AG" aus Bremen bis Ende 2015 am Landernweg zwischen der seit 2003 bestehenden Windkraftanlage und der Moorchaussee die drei neuen Windriesen mit jeweils 2,5 Megawatt Leistung errichten. Bei einer von der "IG Flethstraße" organisierten Infoveranstaltung in der vergangenen Woche rollte Steffen Föllner, leitender Ingenieur bei "Energiekontor", vor knapp 100 Gästen im Dorfgemeinschaftshaus die Pläne aus.

"Energiekontor" berücksichtigt die im Regionalen Raumordnungsprogramm verankerten Mindestabstände der Windräder von 600 Metern zu Einzelhöfen und 1.000 Metern zu Siedlungen. Die Häuser der IG-Mitglieder, die an der Flethstraße, der Nicolaus-Dreyer-Straße, der Königsberger Straße am Holunderweges und "In der Kolonie" wohnen, liegen im 1.200-Meter-Radius vom Windpark. Die Gegner befürchten massive Beeinträchtigungen ihrer Lebensqualität und den Wertverlust ihrer Eigenheime und Grundstücke u.a. durch Nachtbefeuerung der Windspargel mit roten Blinklichtern zur Flugsicherung sowie durch Schall- und Schattenwurf. Sie Empfinden die gigantischen Windräder, die deutlich höher sind als der Kölner Dom (157 Meter) als Verschandelung der Landschaft.

Zwar sollen eingebaute Abschaltautomatiken gewährleisten, dass die gesetzlichen Limits hinsichtlich des Lärms und des Schattenwurfes eingehalten werden. Die BI-Mitglieder Klaus-Johannes Hartlef und Olaf Hagemann bezweifeln jedoch, dass der Einsatz der modernen Technik jedes Gesundheitsrisiko abwendet. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auch auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse über den sogenannten Infraschall im nicht-hörbaren Bereich, der nach Ansicht amerikanischer Experten zu psychosomatischen Erkrankungen führen könne. Die Anwohner warnen zudem vor Lärm und Straßenschäden durch Anlieferung der Bauteile mit Schwertransporten.

Im Flächennutzungsplan sind die neuen Windenergie-Flächen bereits genehmigt. Laut BI will die Stadt Stade bis Jahresende den verbindlichen Bebauungsplan aufstellen.

Bevor in den Fachausschüssen die Beratungen starten, wollen die BI-Aktivisten in kleinen Gruppen Gespräche mit Ratspolitikern führen und ihnen ihre Bedenken schildern. Einige Bützflether Ortsratsmitglieder haben die BI schon auf ihrer Seite. Sie setzten ihren Namen auf die Unterschriftenliste, die die Gegner in Kürze an Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber übergeben wollen.

Nach Kalkulation von "Energiekontor" soll die neue Anlage der Stadt Stade jährlich bis zu 100.000 Euro Gewerbesteuern bescheren. Dazu BI-Mitglied Olaf Hagemann: "Die Stadt hat die Einnahmen und wir den Dreck."

• Kontakt: Tel. 04146 - 928866 (Hilke Ehlers), E-Mail: ig.flethstrasse@gmx.de.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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