Idee aus Hamburg: Gigantisches Bollwerk vor Sturmflut schützen
Ein Mega-Sperrwerk für die Elbe?
jd. Stade. Reichen Deiche überhaupt noch, um die Niederelbe-Region in Zukunft vor Sturmfluten zu schützen? Diese Frage stellt sich jetzt die Politik, nachdem Experten davor gewarnt haben, dass der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten deutlich höher ausfällt als bisher prognostiziert. Besonders Hamburg kann von einer Extremflut bedroht sein, selbst wenn die Deiche entlang der Elbe wie geplant erhöht werden. Denn dann besteht die Gefahr, dass das Wasser wie bei einem Trichter die Elbmündung hinauf bis in die Hansestadt gedrückt wird. Daher kam aus Hamburg vor Kurzem die Anregung, sich Gedanken über den Bau eines riesigen Sperrwerks zu machen, das die Elbe gegen die Fluten abriegelt. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies hat den Vorschlag jetzt aufgegriffen und signalisiert Gesprächsbereitschaft. Stades Landrat Michael Roesberg zeigt sich indes skeptisch.
"Der Klimawandel zwingt uns dazu, selbst bisher undenkbare Szenarien durchzuspielen", erklärt Lies. Dazu zählt für ihn die Errichtung eines gigantischen Sperrwerks als Bollwerk gegen die immer schwereren Sturmfluten. Laut Lies gibt es in Hamburg die Befürchtung, dass ein Drittel des Stadtgebietes überflutet wird, wenn der Meeresanstieg unvermindert anhält. Die bislang vorhergesagte Ein-Meter-Marke gegenüber dem heutigen Niveau gilt als überholt. Pessimisten gehen bereits von vier Metern in ferner Zukunft aus.
Lies betont, dass es alarmierende Szenarien gebe: "Wir können auch das bisher Undenkbare nicht ausschließen, wenn der Klimawandel in dem gleichen Tempo fortschreiten sollte." Deshalb wäre es fahrlässig, sich nicht wenigstens gedanklich mit einem Mega-Projekt wie dem Elbe-Sperrwerk zu befassen. Schließlich gehe es um immens lange Planungszeiträume und gewaltige Investitionen. Fakt ist jedenfalls, dass ein solches Elbe-Sperrwerk nicht nahe an Hamburg gebaut werden kann. Denkbar wäre es, dass das Sperrwerk elbabwärts in Höhe des Landkreises Stade entsteht. Laut Lies steht schon jetzt fest, dass man mit den bisher aus Landesmitteln bereitgestellten 60 Millionen Euro pro Jahr nicht mehr auskommen wird. "Wir werden in den nächsten Jahren definitiv mehrere Milliarden Euro aufwenden müssen", so der Minister.
Dass schon jetzt seitens des Landes wesentlich höhere Mittel für den Küstenschutz aufgebracht werden müssen, mahnt Landrat Roesberg schon seit Längerem an. Allein im Landkreis Stade sind für die Erhöhung der Deiche und die Ertüchtigung der Sperrwerke an den Nebenflüssen 440 Millionen Euro erforderlich.
Den Plänen für ein Mega-Sperrwerk steht Roesberg kritisch gegenüber: "Ich finde es gut, dass die Länder sich Gedanken machen, wie wir in ferner Zukunft unsere Küsten schützen wollen. Ich denke aber, ein Sperrwerk in der Elbemündung bleibt Utopie und keine Lösung bei Sturmfluten. Hoffentlich vergisst das Land Niedersachsen bei allen Zukunfts-ideen nicht, dass schon heute dringend notwendige Deicherhöhungen erfolgen müssen."
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