Mehr Sicherheit durch Tempo 30
Eng und unübersichtlich: Straße in Stade birgt viele Gefahren
jd. Stade. "Die Verkehrssituation in dieser Straße muss dringend verbessert werden." Enrico Bergmann steht vor dem Ärztehaus am Hohenwedeler Weg und weist auf die vielen Gefahrenpunkte an der Straße, die er allein von dort im Blick hat. Gefahren für Fußgänger, Radler, aber auch Autofahrer. Bergmann will diese Straße zu einem Verkehrsraum machen, wo sich alle sicher fühlen. Für dieses Ziel hat er vor einem Jahr die Anwohner zusammengetrommelt und nach ihrer Meinung befragt. Das Ergebnis ist dann eingeflossen in einen Antrag, den seine Partei, die FDP, im Mai im Rat gestellt hat. Am Ziel ist Bergmann noch lange nicht, denn der Antrag beinhaltete Tempo 30 in dieser vielbefahrenen Durchgangsstraße. Ein heikles Thema. Nun soll die Verwaltung prüfen - im Rahmen einer Machbarkeitsstudie. Das kann sich hinziehen. Doch Bergmann ist ungeduldig.
Der junge Vater wohnt in dem Quartier, ist daher auch Betroffener. Erst recht, wenn er mit seinen zwei fünfjährigen Kindern dort die kleine Anhöhe vom Hohenwedel herunterradelt und die Zwillinge dazu anhält, auf dem kombinierten Rad- und Gehweg ganz links entlang der Zäune zu fahren. Das entspricht zwar nicht den Verkehrsregeln, dafür aber dem väterlichen Schutzinstinkt. Bergmann ist zwar Ortsvorsitzender seiner Partei, sitzt aber (noch) nicht im Rat. Daher ist ihm vielleicht nicht klar, wie langsam die Mühlen der Behörden mahlen. Er fragt sich: "Muss immer erst Schlimmeres passieren, damit sich etwas ändert?"
So richtig schlimme Unfälle haben sich am Hohenwedeler Weg noch nicht ereignet. Laut Unfallstatistik gab es von 2016 bis 2020 107 Unfälle. Fast immer krachte es beim Rangieren auf den Parkplätzen. Das Ärztezentrum wird nun mal häufig von betagteren Personen angesteuert. Rund 5.000 Autos täglich werden auf diesem Abschnitt gezählt. Ihr Durchschnittstempo beträgt 47 km/h. Diese Zahlen würden keinen Anlass geben, dort etwas zu ändern, heißt es aus dem Rathaus.
Das sieht Bergmann natürlich anders: Er zeigt auf die Fahrradbügel, die die Stadt vor zwei Jahren vor dem Ärztehaus installieren ließ. Dafür fielen zwei Parkplätze weg, aber es ist gut für Stades Image als fahrradfreundliche Stadt. Doch gerade aus Sicht der Radfahrer seien diese Bügel gefährlich, meint Bergmann. Ihretwegen mache der Radweg einen Schwenker, die den Hohenwedel hinauffahrenden Radler seien für die entgegenkommenden Radfahrer erst ganz spät zu sehen. Auch die Bügel neben der Einmündung des Pulverweges hält Bergmann für sinnentleert. Leer sind die Bügel tatsächlich. Nur ein einsames Fahrrad lehnt daran. Welcher Kranke kommt schon mit dem Rad zum Arzt?
"Statt der Fahrradbügel hätte der Einmündungsbereich großzügiger gestaltet werden sollen, um den Autofahrern mehr Sicherheit zu geben", findet Bergmann. Denn auch um diese Verkehrsteilnehmer sorgt er sich. Die Straße sei zu schmal für Tempo 50, hinzu komme der Busverkehr. Eine Begegnung zwischen Bus und Pkw sei schon schwierig. Richtig problematisch werde es aber, sobald Bus auf Bus treffe. Wenn ein Bus dann so weit nach rechts ausweiche, dass der Seitenspiegel in den Gehweg hineinrage, könne es wiederum für Radler und Fußgänger gefährlich werden.
Und dann ist da noch der unsägliche Fußgängerüberweg kurz vor dem Kreisel, der den Hohenwedeler Weg mit der Bremervörder Straße verbindet. Laut Beschilderung müssen Radler, die zulässigerweise die linke Gehwegseite nutzen, dort unvermittelt über den Zebrastreifen auf die andere Seite wechseln, um den Kreisel dann gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. "Das ist eine brandgefährliche Aktion", sagt Bergmann. "Diese Stelle ist äußerst unübersichtlich." Kein Wunder, wenn dann viele verbotenerweise auf der linken Seite weiterradeln.
Die von Bergmann vorgeschlagene Alternative: Wer in Richtung Stadt radelt, soll die Fahrbahn nutzen. "Die Radfahrer müssten dann durch eine Art Sicherheitsstreifen geschützt werden." Wirklich Sicherheit bringe dann aber nur Tempo 30, befindet er. Bergmann will sich weiter dafür einsetzen - im Herbst, nach den Kommunalwahlen, dann vielleicht ja als Ratsherr.
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