Blick auf Parteien und Kommunen
Europawahl-Nachlese im Kreis Stade: Ein paar Besonderheiten
Der Europawahl im Landkreis Stade ist gelaufen. Das Kreis-Wahlergebnis entspricht weitgehend dem Bundestrend. Die Ampel-Parteien (SPD, Grüne, FDP) bekamen einen Denkzettel verpasst. Das Ergebnis für den gesamten Landkreis wurde bereits hier vorgestellt: Europawahl im Kreis Stade. An dieser Stelle bietet das WOCHENBLATT einen Blick auf die einzelnen Parteien und Kommunen sowie auf ein paar Besonderheiten.
CDU: In drei Kommunen mehr als 40 Prozent
Kreisweit die stärkste Kraft bei den Europawahlen bleibt die CDU mit 34,3 Prozent. Sie hat in allen Kommunen die Nase vorn - nicht nur in den ländlichen Kommunen, sondern auch in den beiden Städten. Dort schnitt die CDU allerdings mit jeweils unter 30 Prozent kreisweit am schlechtesten ab. Über 40 Prozent kommen die Christdemokraten nur noch in Drochtersen, Fredenbeck und Nordkehdingen. Von solchen Zahlen kann die SPD nur träumen. Sie bleibt überall unter 20 Prozent, holt mit jeweils 19,9 Prozent in Buxtehude und Nordkehdingen ihre besten Ergebnisse. Am wenigstens Stimmen holten die Genossen in Harsefeld (15,8 Prozent), wo sie gleichauf mit der AfD liegen.
Trotz Verlusten: Grünen-Hochburg bleibt Buxtehude
Die Grünen haben im Landkreis Stade - wie fast überall in Bund und Land - eine regelrechte Wahlklatsche hinnehmen müssen. Die Ökopartei ist nur noch in der Hälfte der Kommunen zweistellig. In ihrer traditionellen Hochburg Buxtehude holten die Grünen mit 15,5 Prozent ihr bestes Ergebnis. Am schlechtesten lief es für die Grünen in Drochtersen mit 6,2 Prozent. Dort wiederum errang die AfD mit 17,5 Prozent kreisweit ihren größten Triumph, gefolgt von den Samtgemeinden Oldendorf-Himmelpforten und Fredenbeck. Kreisweit am schwächsten schneidet die AfD in Buxtehude ab (11,3 Prozent).
AfD teilweise über 20 Prozent
Interessant ist bei der AfD ein genauerer Blick auf einige Wahlbezirke. So ist die Rechtsaußen-Partei trotz des schlechten Abschneidens in Buxtehude in den zugehörigen Ortschaften relativ stark. In Daensen kam die AfD auf 23,7 Prozent, in Neukloster auf 22,4 Prozent und in Dammhausen auf 19,1 Prozent. Hier könnte es sich möglicherweise um ein Protest-Wahlverhalten handeln, weil sich die Dörfer womöglich von der Kernstadt Buxtehude abgekoppelt fühlen. Auch in Stade gibt es in einigen Ortsteilen regelrechte AfD-Hochburgen. Allen voran hier die Stader Ortschaft Haddorf, wo die AfD mit 29 Prozent sogar auf Platz 1 vor der CDU gelandet ist.
Die AfD und die "Deutschrussen"
Wie bei vorhergehenden Wahlen dürfte hier der hohe Anteil von sogenannten "Deutschrussen" an der Bevölkerung eine Rolle beim starken Zuspruch für die AfD spielen. Schließlich gaben sich AfD-Politiker wiederholt als "Putin-Versteher" und forderten eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland. Das Gleiche dürfte für Wiepenkathen gelten, wo die AfD auf rund 24 Prozent kam. Überdurchschnittlich hohe AfD-Anteile in Stader Stadtteilen gibt es außerdem in Hahle (26,4 Prozent) und Riensförde (20,1 Prozent). Die AfD-Wähler sitzen aber nicht nur in den Vorstädten. Auch in einigen Dörfern mitten auf dem platten Land sind die Rechtsextremisten erfolgreich. Hier einige Beispiele: Ritsch: 29,6 Prozent; Hammah: 23,8 Prozent; Kakerbeck: 23,6 Prozent; Bargstedt: 21,7 Prozent; Reith: 20,2 Prozent.
BSW macht Linken den Garaus
Ebenfalls als "russlandfreundliche" Partei gilt das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Obwohl eine Partei mit Personenkult eigentlich jedem nach den Erfahrungen der vergangenen 100 Jahre suspekt sein müsste, holten die Populisten vom linken Spektrum auf Anhieb kreisweit 4,2 Prozent und schickten die direkte Konkurrenz von den Linken (1,9 Prozent) damit in die Bedeutungslosigkeit. Am erfolgreichsten waren die "Wagenknechte" in den beiden Städten. In Buxtehude knackten sie in einigen Wahlbezirken die Fünf-Prozent-Marke, bis hin zu 8,4 Prozent. Ähnlich ist das Bild in Stade, wo die BSW vor allem in den Stadtteilen punktete, wo auch die AfD am erfolgreichsten war. Putin lässt grüßen.
Skurriles Ergebnis im Altländer Viertel
Sogar ein zweistelliges Ergebnis holte das BSW in Stades Altländer Viertel. In dem Wohnquartier, das bei vielen Stadern als "Problemviertel" gilt, wich das recht skurrile Wahlergebnis am stärksten vom Landkreis-Durchschnitt ab. Bei einer Wahlbeteiligung von lediglich 30 Prozent wurde die AfD stärkste Kraft (19,9 Prozent), gefolgt von CDU (18,4 Prozent) und SPD (17,8 Prozent). Auf Platz 4 das BSW mit 14,6 Prozent. Die Grünen errangen nur 5,9 Prozent. Interessant ist das Abschneiden der als "Erdogan-nah" geltenden Kleinstpartei DAVA, deren Ausrichtung von Kritikern als "türkisch-islamistisch" bezeichnet wird. Die DAVA kam im Altländer Viertel auf immerhin 4, 7 Prozent.
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