Geflüchtete aus der Ukraine im Kreis Stade
Flüchtlingsquote: Jork ist Spitzenreiter, Buxtehude Schlusslicht

Das beheizbare Aufenthaltszelt für die Ukraine-Flüchtlinge ist aufgebaut und in Kürze einsatzbereit | Foto: Daniel Beneke / LK Stade
  • Das beheizbare Aufenthaltszelt für die Ukraine-Flüchtlinge ist aufgebaut und in Kürze einsatzbereit
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Die Flüchtlingssituation hat sich im Laufe dieses Monats deutlich zugespitzt. Anfang Oktober berichtete das WOCHENBLATT, dass sich die Kommunen im Landkreis Stade angesichts fehlender privater Unterbringungsmöglichkeiten darauf einstellen müssen, für Kriegsvertriebene aus der Ukraine Sammelunterkünfte einzurichten. Jetzt sieht es Ende Oktober ganz danach aus, dass die Unterbringung in Notquartieren Realität wird. In vielen Rathäusern laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um Turnhallen und Dorfgemeinschaftshäuser entsprechend herzurichten.

Allein die Zahlen zeigen, dass die Herausforderungen deutlich größer sind als bei der Flüchtlingswelle 2015/16 vor rund sieben Jahren. Rund 3.600 Geflüchtete, davon fast 3.000 mit ukrainischem Pass, sind seit Kriegsbeginn Ende Februar aufgenommen worden. Vor sieben Jahren waren es nur halb so viele. Wegen der zunehmenden russischen Aggression - wie etwa die Zerstörung von Kraftwerken und anderer kritischer Infrastruktur - ist damit zu rechnen, dass noch mehr Menschen die Ukraine verlassen. Die Aufnahmequote für den Landkreis Stade ist bereits um fast 2.000 weitere Ukraine-Flüchtlinge erhöht worden.

Bettenzahl wird erhöht

Der Landkreis hat darauf schon reagiert. Wie berichtet, werden die Kapazitäten in der sogenannten  Ankunfts-Einrichtung in Stade-Ottenbeck aufgestockt. Die Zahl der Betten in den ehemaligen Firmenhallen des Airbus-Zulieferers Saertex wird derzeit von 300 auf 400 erhöht. Außerdem laufen die Vorbereitungen für weitere 100 Plätze. Dafür müssen die Duschcontainer nach außen verlagert werden. "Diese Ausbaustufe soll Mitte November abgeschlossen sein", erklärt Kreis-Pressesprecher Daniel Beneke auf WOCHENBLATT-Nachfrage.

Fast 2.000 zusätzliche Flüchtlinge für den Kreis Stade

Weitgehend abgeschlossen ist der Aufbau des winterfesten Zeltes auf dem Außengelände der ehemaligen Saertex-Niederlassung. Dorthin wird der bisherige Aufenthaltsbereich aus den Hallen ausgelagert, um drinnen Platz für die zusätzlichen Betten zu schaffen. Im beheizbaren Zelt werden dann auch der Essensbereich, die PC-Station und die Kinderspielecke eingerichtet. 

Mit der Umgestaltung des Ankunftszentrums zu einer Notunterkunft richtet sich der Landkreis auf den Fall ein, dass die Kommunen zeitnah keine Unterbringungsmöglichkeiten bereitstellen können. Dabei stellt sich die Situation vor Ort unterschiedlich dar. Das zeigt sich schon daran, dass einige Gemeinden bisher deutlich mehr Ukraine-Flüchtlinge als andere Kommunen aufgenommen haben. 

Kommunen haben Aufnahmequote bisher unterschiedlich erfüllt

Grundsätzlich gelte ein Verteilungsschlüssel gemäß der Einwohnerzahl, erläutert Kreis-Pressesprecher Daniel Beneke. Soweit die Theorie. In der Praxis ergibt sich derzeit ein anderes Bild. Das WOCHENBLATT hat beim Landkreis angefragt, wie viele ukrainische Flüchtlinge bisher in den einzelnen Kommunen registriert wurden. Zwar ist diese Statistik nicht tagesaktuell, da es zum Teil erhebliche Meldeverzögerungen gibt, dennoch wird daraus deutlich, welche Verwaltungen bei der Aufnahme von Flüchtlingen vorbildlich sind und wo es noch hapert.

Ein Vergleich auf Basis einer Flüchtlings-Quote pro 1.000 Einwohner zeigt, dass die kleine Gemeinde Jork bisher mustergültig gehandelt hat. Dort kommen 21 Ukraine-Flüchtlinge auf 1.000 Bewohner. Die Altländer Kommune hatte sich frühzeitig um das gekümmert, was andere Orte jetzt händeringend suchen: jede Menge Wohncontainer. Auch die Nachbarn in der Samtgemeinde Lühe wollen jetzt Container herrichten. Mit 18 Kriegsflüchtlingen pro 1.000 Bürger ist dies kreisweit die zweithöchste Quote, gefolgt von Nordkehdingen (15). 

Das untere Ende der Liste belegt Buxtehude mit nur neun Kriegsvertriebenen - gerechnet auf 1.000 Einwohner. Die Estestadt hat ihr Soll bisher am schlechtesten erfüllt und muss gemäß Verteilungsschlüssel bis Ende März noch mehr als 500 Geflüchtete aufnehmen. Die übrigen Kommunen im Landkreis bewegen sich laut Statistik im Bereich zwischen elf und 14 Ukraine-Flüchtlingen pro 1.000 Einwohner.

Landkreis Stade stellt sich auf mehr Ukraine-Flüchtlinge ein
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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