Landrat: Rettungsdienst und Notfallversorgung sollen nicht vom Bund organisiert werden
Gegen eine Zentralisierung
jab. Stade. "Bei diesem Thema muss ich als Landrat warnend den Finger heben", sagte Landrat Michael Roesberg, als es um die geplante Reform des Rettungsdienstes und der Notfallversorgung ging. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Elbe Kliniken, Siegfried Ristau, Uwe Lütjen, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Stade, Dr. Peter Gründahl, Ortsbeauftragter der Johanniter-Unfall-Hilfe, und Thomas Mildner, Einsatzleiter des Rettungsdienstes Falck-GARD im Landkreis Stade, sowie Dezernentin Nicole Streitz und Gunter Armonat, Präsident des DRK-Ortsverbands Stade, setzt er sich dafür ein, dass der Rettungsdienst auch in Zukunft vor Ort in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises Stade (FRL) organisiert wird. Damit soll die Qualität der Versorgung gewahrt werden.
Roesberg sprach sich gegen eine Zentralisierung beim Bund aus. Es sollte möglichst viel vor Ort entschieden werden, meint er. Der Rettungsdienst und die Notaufnahmen im Landkreis funktionierten und es werde gut zusammengearbeitet. "Diese gute Zusammenarbeit aller Beteiligten sollte durch die Reform nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden", so Roesberg.
Dass eine Zentralisierung eben nicht immer einen positiven Effekt habe, zeige die Rufnummer des Bereitschaftsdienstes der Kassenärztlichen Vereinigungen 116117, so der Landrat. Unterstützung erhält er von Gründahl, der ebenfalls nicht viel von dieser Nummer hält. "Häufig befinden sich Patienten lange in der Warteschleife. Patienten werden sogar nach Pinneberg vermittelt, da den Callcenter-Mitarbeitern, die im Übrigen nicht medizinisch ausgebildet sind, die örtlichen Begebenheiten überhaupt nicht bekannt sind", kritisiert er. Gleiches befürchtet der Landrat bei einer Zentralisierung des Rettungsdienstes. "Ich halte nichts davon, dass sich Menschen kümmern, die den Landkreis nicht kennen." Daher sollten auch Entscheidungs- und Organisationskompetenzen nicht beim Bund, sondern bei den Ländern liegen.
Kritik äußert auch Mildner: "Hier wird ein starres System auf die Regionen herunter gebrochen, dabei sind nicht überall die gleichen Voraussetzungen vorhanden." Es werde nicht auf die regionalen Besonderheiten eingegangen, damit sei es für ihn nicht nachvollziehbar, wie das funktionieren solle.
Auch die geplanten Integrierten Notfallzentren (INZ) würden die bestehenden Strukturen zerstören und zudem das Problem der Kapazitätsknappheit weiter verschärfen, sagt Ristau. Eine komplett neue Infrastruktur müsse geschaffen werden. Derzeit arbeiteten alle Beteiligten Hand in Hand eng zusammen. "Das würde mit der Reform definitiv nicht besser werden", so Ristau.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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