Ex-Sozi wechselte zur Wagenknecht-Partei
Gescheiterter Bewerber um Stader Landratsposten ist jetzt BSW-Spitzenkandidat in Brandenburg

Der SPD-Mann Robert Crumbach (re.) buhlte bei seiner Landrats-Kandidatur 2014 um die Gunst der Grünen. Der damalige Sprecher der Kreis-Grünen, Ralf Poppe (li.), ist inzwischen Bruder im Geiste mit Crumbach. Er hat ebenfalls seine Partei verlassen und ist mit wehenden Fahnen zu den Wagenknechten gewechselt | Foto: jd
  • Der SPD-Mann Robert Crumbach (re.) buhlte bei seiner Landrats-Kandidatur 2014 um die Gunst der Grünen. Der damalige Sprecher der Kreis-Grünen, Ralf Poppe (li.), ist inzwischen Bruder im Geiste mit Crumbach. Er hat ebenfalls seine Partei verlassen und ist mit wehenden Fahnen zu den Wagenknechten gewechselt
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In Brandenburg wird am Sonntag gewählt. Auch der neue rote Stern am politischen Himmel Ostdeutschlands, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), tritt an. Spitzenkandidat der Wagenknecht-Partei ist ein Mann, der in dem flächenmäßig größten Ost-Bundesland laut Bekunden der dortigen Presse ein Unbekannter ist: der Arbeitsrichter Robert Crumbach. Doch bei vielen im Landkreis Stade dürfte es bei diesem Namen "klick" machen. Denn zumindest politisch interessierte Menschen werden sich noch an den Kandidaten aus dem Osten erinnern: Crumbach bewarb sich vor zehn Jahren um den Posten des Landrats - auf SPD-Ticket und als Gegenkandidat zum damaligen Amtsinhaber Michael Roesberg (parteilos). Nach einem schwachen Wahlkampf, in dem persönliche Anfeindungen sachliche Argumente verdrängten, verschwand Crumbach wieder sang- und klanglos von der hiesigen politischen Bühne.

Nach 40 Jahren aus der SPD ausgetreten

Im Osten, in der Heimat des 61-jährigen Potsdamers, taucht Crumbach nun wieder aus der politischen Versenkung auf. Er hat nach mehr als40 Jahren SPD-Mitgliedschaft sein Parteibuch abgegeben und sich neue Genossen gesucht. Seine neue ideologische Heimat ist jetzt das BSW. Der Arbeitsrichter ist Vorsitzender des Brandenburger Landesverbandes der Wagenknechtschen Kaderpartei mit seinen knapp 40 handverlesenen Parteimitgliedern. Im Mai wurde der Ex-Sozi mit 24 Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gekürt.

Seinen politischen Sinneswandel begründet Crumbach laut einem Tagesschau-Bericht damit, dass sich die SPD "immer mehr von ihrer früheren Politik für Arbeitnehmerrechte verabschiedet" habe. Für ihn sei es ein viele Jahre dauernder Prozess der Entfremdung von der SPD gewesen. Immerhin sind es zehn Jahre her, seitdem sich Crumbach im Landkreis Stade als glühender Verfechter sozialdemokratischer Positionen ausgab. Die Kreis-SPD hatte den Ortsfremden seinerzeit mangels geeigneter Bewerber aus den eigenen Reihen als Roesberg-Konkurrenten auf den Schild gehoben.

"Niemand braucht Crumbach"

Wahldebakel im Landkreis Stade

Zwar konnte Roesberg bei der Landratswahl 2014 kaum von seinem Amtsbonus profitieren, weil er in den Augen vieler die konservative Variante eines farblosen Verwaltungs-Apparatschicks darstellte. Doch Crumbach brachte das damals keinen Vorteil. Im Gegenteil: Er fuhr mit 30 Prozent der Stimmen ein historisch schlechtes Ergebnis für die Stader Kreis-SPD bei einer Landratswahl ein. Da halfen auch die verbalen Attacken nichts, die Crumbach vorher gegen Roesberg geritten hatte. Crumbach bezeichnete seinen Kontrahenten u.a. als "seltsame Mischung aus Provinzfürst, Paragrafenreiter, Bremsklotz und Amtsschimmel". 

Ob Crumbach im zu Ende gehenden Brandenburger Wahlkampf moderatere Töne angeschlagen hat, mögen diejenigen beurteilen, die die politischen Debatten im Osten aufmerksam verfolgt haben. Fest steht: Der Brandenburger Spitzenkandidat der Sozialistentruppe um die Ex-Kommunistin Wagenknecht vertritt eins zu eins die politischen Positionen seiner Anführerin: Frieden in der Ukraine quasi nach russischen Bedingungen und Ablehnung der Stationierung von NATO-Mittelstreckenraketen in Deutschland. Putin dürfte es freuen. 

"Ich werde kein Zählkandidat sein"

Die Grünen mag er nicht mehr

Crumbach rechnet sich ernsthafte Chancen aus, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Eine Koalition mit SPD und CDU ist für ihn grundsätzlich denkbar. Mit den Grünen möchte er nach eigenem Bekunden "eigentlich nicht koalieren", wie die Tagesschau meldet. Das sah bei seiner Kandidatur im Landkreis Stade noch ganz anders aus. Damals biederte er sich den Kreis-Grünen geradezu an und bat um offizielle Unterstützung. Bekanntlich entschieden sich die Grünen anders: Sie präsentierten eine eigene Bewerberin, die mit einem Stimmenanteil von 17 Prozent einen Achtungserfolg erzielte. Vielleicht hegt Crumbach ja wegen seiner damaligen Abfuhr noch einen Groll gegen die Grünen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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