Stader Grundschule
Gestoppte Pilot-Lüftungsanlage lieferte gute Ergebnisse
sv. Stade. "Ich bin total happy", sagt Stades CDU-Vorsitzender Dr. Felix Kruse über die Entscheidung des Schulausschusses, in neuen und zu sanierenden Klassenräumen den Einbau von Lüftungsanlagen vorzusehen. Wochenlang hatte Kruse um das Pilotprojekt einer selbstgebauten Lüftungsanlage nach dem Mainzer Modell an der Stader Grundschule am Bockhorster Weg gekämpft, nachdem das Land Niedersachsen keine Lüftungsanlagen in Klassenräumen mit Fenstern fördern wollte und die Schüler bei Minusgraden stoßlüften mussten (das WOCHENBLATT berichtete). Als die Stadt das Projekt wegen Bedenken der Gemeinde-Unfallversicherung und ersten negativen Testergebnissen stoppte, schien alles verloren.
Dass die Stader Politik sich nun dafür entschieden hat, Lüftungsanlagen in Klassenräumen zukünftig zu beachten, wertet der CDU-Vorsitzenden als Erfolg. Dass die Pilotanlage ein voller Reinfall gewesen sein soll, will er so aber nicht stehen lassen: "Die Anlage hat funktioniert und war effizienter als das Stoßlüften", sagt Kruse. "Wir haben während der Testphase sehr viel dazugelernt, zum Beispiel, dass wir uns nicht auf die Aerosole, sondern auf den CO₂-Wert im Raum konzentrieren mussten. Nun wissen wir, dass wir erst selbst verstehen mussten, wie das Modell genau funktioniert und dass wir mit dem Projekt einfach viel zu schnell an die Öffentlichkeit gegangen sind", sagt Kruse.
In einer detaillierten Präsentation zeigt der gelernte Ingenieur, dass die Anlage die Raumtemperatur konstant bei etwa 19 Grad halten konnte, während das Stoßlüften viel mehr von der Außentemperatur und den Wetterbedingungen wie Wind abhängig war. Außerdem errechnete Kruse mithilfe eines CO₂-Modellrechners des niedersächsischen Landesgesundheitsamts, dass die CO₂-Konzentration im Klassenraum mithilfe der Lüftungsanlage konstant bei etwa 800 ppm (Anteile pro Million) und damit unter dem optimalen Wert von 1.000 ppm lag. Beim Stoßlüften dagegen schwankt die CO₂-Konzentration laut CO₂-Modell stark und schlägt bis zu 1.100 ppm aus.
Dezibelmessungen vor Ort ergaben zudem, dass die Anlage auch bei fünffachem Luftaustausch mit ca. 40 Dezibel im Unterricht keineswegs störte, das bestätigte auch die Klassenlehrerin. Zum Vergleich: Die Kinder wurden während der Stillarbeitsphase mit 46 Dezibel und im Unterricht mit 51 Dezibel gemessen.
Kruse zieht also ein positives Fazit: "Ich glaube immer noch, dass die selbstgebauten Lüftungsanlagen funktionieren, sie müssen nur professionell umgesetzt und ausreichend getestet werden. Das ist in Elternarbeit nicht umsetzbar. Wir haben mit dem Projekt aber wichtige Erkenntnisse geliefert und ich bin froh, dass sich die Politik für diesen Weg entschieden hat."
Redakteur:Svenja Adamski aus Buchholz |
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