Die Stader Bürgermeisterin scheidet aus dem Amt
Goodbye Silvia - eine Bilanz in Bildern
jd. Stade. Nur noch zwei Tage: An diesem Freitag um 23.59 Uhr endet die Amtszeit von Stades Bürgermeisterin Silvia Nieber - ausgerechnet an einem Freitag, den Dreizehnten.
Die SPD-Politikerin sieht in diesem Datum aber kein besonderes Omen. Sie kann der Wahlniederlage gegen ihren Herausforderer Sönke Hartlef (CDU) - nachdem sie den ersten Schock überwunden hat - mittlerweile durchaus etwas Positives abgewinnen: "Ich habe jetzt viel Zeit für mich."
Nieber will nach dem hektischen Tagesgeschäft an der Spitze einer großen Verwaltung erst einmal persönlich ein wenig innehalten, bevor sie sich nach neuen Aufgaben umsieht. Fest steht: Silvia Nieber wird Bürgerin der Hansestadt bleiben. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie sich hier kürzlich ein Haus gekauft.
Wir dürfen neugierig sein, mit welcher neuen Tätigkeit die künftige Ex-Bürgermeisterin uns irgendwann überrascht. Nieber hatte schon erklärt, dass sie sich noch zu jung für ein Dasein als Ruheständlerin fühle. Aber irgendein Job wird es sicher nicht sein. Als eine Frau, die die meiste Zeit in ihrem Berufsleben Führungspositionen innehatte, wird man sie eines Tages vielleicht in leitender Stellung wiedersehen.
Aus dem Fokus der Berichterstattung wird die scheidende Bürgermeisterin aber vorerst verschwinden. Verging in den vergangenen Jahren kaum eine Woche, in der Niebers Name oder Foto nicht in mindestens einem Artikel abgedruckt war, wird sie sich künftig in der Presse rar machen. Zum Abschied aus ihrem Amt widmet das WOCHENBLATT Nieber an dieser Stelle einen größeren Artikel. Wir fotografierten sie dafür an von ihr ausgewählten Orten. Sie alle haben mit Niebers Wirken zum Wohle dieser Stadt zu tun und sind Bestandteil ihrer persönlichen Erfolgsbilanz. Sie stellen eine kleine Auswahl der Projekte dar, die Nieber gemeinsam mit Politik und Verwaltung, der Wirtschaft und nicht zuletzt auch engagierten Bürgern umgesetzt oder auf den Weg gebracht hat.
1. Neuer Pferdemarkt
Die Aufwertung der Stader Innenstadt durch ein modernes Einkaufszentraum war für Nieber eines ihrer wichtigsten Projekte. Jahrelang prägte die Bauruine des ehemaligen Hertie-Kaufhauses das Ortsbild in der City. Es ist mitsamt des maroden Parkhauses mittlerweile verschwunden. Beides wurde durch Neubauten ersetzt. Auch wenn es wegen der Baukosten für das Parkhaus politische Differenzen gab: Nieber ist es gelungen, hier einen städtebaulichen Missstand zu beseitigen. Dieses Bauprojekt wird dauerhaft mit ihrem Namen verknüpft bleiben.
2. Seehafen Stade
In die Ära Nieber fällt die Erweiterung des Hafens im Industriegebiet Bützfleth. "Nicht alle Güter müssen auf der Straße oder Schiene transportiert werden", sagt Nieber. Die Elbe sei ein bedeutender Verkehrsweg. Dieses Potenzial müsse Stade nutzen. Ein erster Schritt sei dabei die vor ein paar Jahren erfolgte Vergrößerung des Hafengeländes gewesen. Stade verfüge seitdem über eine moderne Ro/Ro-Anlage, die u.a. Airbus nutze, um Teile für den Flugzeugbau zu verschiffen. Der tideunabhängige Zugang für Seeschiffe und die hochwassersichere Lagerfläche seien wichtige Standortfaktoren.
3. Firma Hexcel
Auch als gestandene Sozialdemokratin habe ihr die Wirtschaftspolitik immer sehr am Herzen gelegen, sagt Nieber. Damit Stade auch bei wachsenden Einwohnerzahlen ein attraktiver Wohnort bleibt, müsse es Ziel der Politik sein, weitere Arbeitsplätze zu schaffen. Es sei ihr stets ein wichtiges Anliegen gewesen, neben der Ansiedlung neuer Betriebe auch die Unternehmen vor Ort dabei zu unterstützen, wenn diese sich erweitern wollten. Dabei habe sie auch den unternehmerischen Mittelstand im Blick gehabt. Als Beispiel nennt sie die Firma Hexcel. Der Airbus-Zulieferer fing mit einem Betriebsbüro mit vier Mitarbeitern an und hat nach mehreren Erweiterungen inzwischen 160 Beschäftigte. Niebers Bilanz: "Die sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze stiegen von 23.000 zu Beginn meiner Amtszeit auf mehr als 26.000 im Jahr 2018."
4. IGS Stade
"Bildung war und bleibt ein großes Thema für die Stader Politik", sagt Nieber. Sie habe gemeinsam mit Rat und Verwaltung das größte Bildungsprojekt in der Stader Geschichte, den Bildungscampus Riensförde (BCR), angeschoben. In ihrer Erfolgsbilanz könne sie beim Thema Schule außerdem die Einführung der Oberstufe und die Einrichtung eines Selbstlernzentrums an der IGS Stade verbuchen. Das 2017 eingeweihte Selbstlernzentrum ermöglicht den Schülern, in Eigeninitiative Lernstoff zu erarbeiten. "Aus der guten alten Schulbücherei ist durch dieses Angebot, das ganz auf die Bedürfnisse der Schüler ausgerichtet ist, eine moderne Stätte des Lernens geworden."
5. Künftige Kita "ALVI"
Ein heikles Thema in Stade: Der Kita-Bau hinkt dem Bedarf hinterher. Für Nieber ist das ein Ärgernis: "Hier hätte ich als Bürgermeisterin mehr Druck machen müssen. Eigentlich müssten in Neubaugebieten erst die Kitas und dann die Wohnhäuser errichtet werden - und nicht umgekehrt." Diese Erkenntnis kommt für ihre Amtszeit zu spät. Dennoch hat Nieber auch hier Weichen gestellt: Die Wiese, vor der sie steht, befindet sich im Altländer Viertel. Dort soll neben dem Bauspielplatz eine Interims-Kita in Containern entstehen. Ende Oktober soll alles fertig sein. 60 Kinder haben hier Platz. Wenn in zwei, drei Jahren die geplante Kita im Benedixland in Betrieb geht, sollen die Container wieder abgebaut werden. Auch wenn Kita-Plätze noch immer knapp sind und manche Schule sanierungsbedürftig ist: Nieber verweist darauf, dass Stade während ihrer Zeit als Bürgermeisterin mehr als 51 Millionen Euro in Kitas, Krippen und Schulen investiert hat.
6. Jugendzentrum
Auch die Themen Tourismus, Kultur und Freizeit habe sie in ihrer Amtszeit immer hochgehalten, betont Nieber. Die Umstrukturierung des Marketing- und Tourismusbereiches sei erfolgreich umgesetzt worden. Das kulturelle Angebot konnte erfolgreich erweitert werden, u.a. durch neue Festivals und zusätzliche Aktionen im Stadeum. Auch für die Jugendlichen sei einiges getan worden. Als Beispiel führt Nieber neben der Skateranlage die Jugendfreizeitstätte "Alter Schlachthof" an. In deren Modernisierung habe die Stadt rund 1,8 Millionen Euro investiert. Dort ist eine Anlaufstelle für Jugendliche entstanden, die ein breites Spektrum an Angeboten bereithält.
7. Neubaugebiet Riensförde
Nieber postiert sich vor dem Senorienwohnheim in Stade-Riensförde. "In Riensförde war es immer mein Anliegen, dass nicht nur junge Familien dort leben, sondern auch Wohnungen für ältere Menschen geschaffen werden." Stichwort: Mehrgenerationen-Wohngebiet. Entstanden ist der sogenannte Seniorencampus, der neben dem betreuten Wohnen als generationenübergreifende Begegnungsstätte angelegt ist. Dort sollen Menschen aller Altersklassen aus dem neuen Stader Stadtteil zusammenkommen und die verschiedensten Aktivitäten ausüben. Das altersmäßig bunt durchmischte Riensförde ist nach Ansicht von Nieber mustergültig für die gesamte Stadt: "Hier in Stade müssen sich Menschen jeden Alters wohlfühlen - überall in der Stadt."
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