Weidetierhalter kritisieren die Politik
Im Kreis Stade loderten nach Wolfsangriffen die Mahnfeuer
Mahnfeuer loderten an verschiedenen Stellen im Landkreis: Nach der Häufung von Wolfsattacken in jüngster Zeit wollten Schäfer und Landwirte auf ihre Situation aufmerksam machen und ein Zeichen gegen eine aus ihrer Sicht fehlgeleitete Wolfspolitik setzen. Stades Landrat Kai Seefried (CDU) sprach im Feuerschein mit Betroffenen.
Die Feuer brannten im Rahmen eines "Anti-Wolf-Aktionstages". Die Weidetierhalter wollten damit zum Ausdruck bringen, dass sie unzufrieden damit sind, wie die Politik das Thema Wolf derzeit handhabt. Ziel ist es, die Entscheidungsträger zum Handeln zu bewegen. Diese würden sich "in Dialogrunden, Themenabenden, Podiumsdiskussionen und dem Schrei nach notwendigen zusätzlichen Daten" verfangen, so der Mit-Initiator der Aktion, der Schäfer Wendelin Schmücker aus Winsen.
Es wird immer nur auf die EU verwiesen
Das Aktionsbündnis verweist auf offizielle Zahlen der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf (DBBW). Die Behörde registrierte im Jahr 2022 insgesamt 4.366 aufgrund von Angriffen verletzte, vermisste und getötete Nutztiere, hauptsächlich Schafe. Das ist ein Anstieg von fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
"Schulterzuckend wird immer wieder auf die EU verwiesen, um nicht tätig zu werden", kritisiert Schmücker. Doch längst habe Brüssel den Ländern über die Ausnahmetatbestände einen Handlungsspielraum zugewiesen. Zu oft seien die Weidetierhalter mit Versprechungen hingehalten worden. Viele hätten bereits aufgegeben, weil sämtliche passive Herdenschutzmaßnahmen versagen.
Landrat besuchte Mahnfeuer
Bundesweit gab es Hunderte Mahnfeuer, mit dem das Aktionsbündnis auf die zunehmende Gefahr durch Wolfsrisse hinweisen wollte. Im Landkreis Stade wurden unter anderem in Balje, Freiburg, Blumenthal, Götzdorf, Horneburg und Ahlerstedt Feuer entfacht. Zusammen mit Oldendorf-Himmelpfortens Samtgemeindebürgermeister Holger Falcke besuchte Landrat Kai Seefried das Mahnfeuer auf dem Hof Steiner in Blumenthal. Dort kamen rund 100 Menschen zusammen.
Im Gespräch mit Nutztierhaltern und Anwohnern erfuhren sie aus erster Hand von der angespannten Stimmung in den Dörfern. Insbesondere an der Oste liegen bei vielen Menschen die Nerven blank. Die Tierhalter berichteten von Wolfsspuren an Pferde- und Rinderkoppeln und von nächtlichen Sichtungen. Pferdehalter erzählten, dass sie sich abwechselnd die Nächte im Auto um die Ohren schlagen, um ihre Tiere nicht aus den Augen zu lassen. Von Hilflosigkeit war in den Gesprächen die Rede, von Existenzängsten – und von fehlender politischer Unterstützung.
Auf Zustimmung stieß die klare Haltung des Kreistages, der in der vergangenen Woche in einer einstimmig verabschiedeten Resolution ein regional differenziertes Bestandsmanagement gefordert hat. „Wir haben jetzt zum wiederholten Male Wolfsrisse in der Region, deshalb wir benötigen jetzt schnelle Entscheidungen“, betonte Seefried, der sich ergriffen zeigte angesichts der dramatischen Schilderungen der Betroffenen. „Wir halten an unserem Ziel einer Entnahme weiter fest“, sagte der Landrat.
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