Grünen-Kritik als Anstoß: Debatte um die Kultur in Stade
Ketzerische Frage: Müssen vier Open-Air-Standorte in Stade wirklich sein?
jd. Stade. Das Stadeum und die Stade Marketing und Tourismusgesellschaft (SMTG) - das sind in der Hansestadt die beiden größten Veranstalter in Sachen Konzerte und Kultur. Die Grünen sind der Ansicht, dass diese beiden städtischen Betriebe nicht an einem Strang ziehen. Statt eines Konkurrenzdenkens sollte es ein gemeinsames Miteinander geben, meint der Grünen-Ratsherr Reinhard Elfring. Das WOCHENBLATT hat sich in der vergangenen Samstagsausgabe mit Elfrings Kritik an der aus Sicht der Grünen zu geringen Nutzung des Bürgerparks für kulturelle Events befasst. Hier folgen weitere Themen, die bei der Grünen-Kritik im Fokus stehen:
Vor allem wird kritisiert, dass Stade mit dem Bürgerpark, der "Alten Mosterei", dem Gelände am Stadeum sowie dem künftigen "Ankerplatz" (Am Sande) gleich vier Open-Air-Stätten hat. Alle vier würden von der Stadt finanziert bzw. subventioniert. Die Grünen fragen sich daher: Müssen so viele Freiluft-Veranstaltungsstätten für einen Ort dieser Größe sein? Das WOCHENBLATT hörte sich bei den anderen Parteien um, wie diese konkret zur Frage stehen: Braucht Stade vier Open-Air-Standorte?
Nein, meinen die Linken. "Eine Stadt wie Stade benötigt wohl kaum vier Open-Air-Plätze", sagt Linken-Ratsherr Karl-Heinz Holst. Er fordert einen grundsätzlichen Wandel in der Stader Kulturpolitik: "Wir Linken wünschen uns eine vielfältige, unreglementierte Kulturszene - jenseits der großen kommerziellen Veranstaltungen im Stadeum."
Für die Wählergemeinschaft (WG) hingegen ist die Anzahl der Freiluft-Veranstaltungsorte nicht entscheidend. Es müsse darum gehen, welches Angebot an den einzelnen Plätzen umgesetzt werden könne, so der WG-Vorsitzende Detlef Pintsch. Je nach Art der Veranstaltung seien deswegen größere oder kleinere Plätze notwendig. Die CDU wiederum verweist darauf, dass die Open-Air-Stätten am Stadeum und auf dem Gelände der "Alten Mosterei" letztlich nur wegen der Corona-Regelungen geschaffen wurden. Und seitens der FDP kommt der Hinweis, dass die jeweiligen Flächen für unterschiedliche Besucherzahlen ausgelegt sind.
Auch die SPD sieht Vorteile bei einem Nebeneinander von vier Veranstaltungsorten. "Durch diese vier Optionen können auch Belastungen für Anwohnende regelmäßig verteilt und damit verträglicher gestaltet werden", sagt Fraktionschef Kai Holm. Je nach Veranstaltungsart könnten die Kapazitäten dieser unterschiedlichen Orte zielgerichtet genutzt werden. "Andere Städte würden uns um derartige Möglichkeiten beneiden."
Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt aus Sicht der Grünen ist das erwähnte Konkurrenzdenken zwischen den Akteuren der Kulturszene, hier vor allem Stadeum auf der einen und SMTG auf der anderen Seite. Die WG sieht hier kein Problem: "Konkurrenzdenken liegt in der Natur und ist nahezu allgegenwärtig in unserer Gesellschaft", so WG-Chef Pintsch. "Wettbewerb kann anspornen, den Ehrgeiz wecken und Innovationen hervorbringen." Auch die FDP kann die Grünen-Kritik nicht nachvollziehen. "Wir Freien Demokraten befürworten eine kulturelle Vielfalt in Stade", so das Statement des Vorsitzenden Enrico Bergmann. Und seitens der CDU heißt es, dass die städtischen Kultureinrichtungen nun einmal unterschiedliche Zielgruppen hätten, die mit jeweils passenden Angeboten angesprochen werden müssen.
Einzig die SPD vertritt eine ähnliche Sichtweise wie die Grünen: "Das Zusammenspiel der Kulturakteure ist auch aus unserer Sicht verbesserungsfähig, was kein städtisches Geheimnis ist", meint Holm. Nach seiner Einschätzung gibt es viele unnötige Reibungsverluste und Konkurrenzsituationen.
Jetzt meldet sich die Verwaltung
Auf die Grünen-Kritik hat nach entsprechenden Anfragen des WOCHENBLATT jetzt auch die Verwaltung reagiert:
• Zum Thema Bürgerpark hat der SMTG-Geschäftsführer Dr. Andreas Schäfer am gestrigen Dienstag (nach Redaktionsschluss) im Rahmen eines Pressegesprächs Stellung bezogen. Mehr dazu lesen Sie am kommenden Samstag.
• Zur Frage der von den Grünen behaupteten Konkurrenz zwischen den beiden großen städtischen Kultureinrichtungen hatte das WOCHENBLATT Stades Bürgermeisters Sönke Hartlef (CDU) in der vergangenen Woche um eine Stellungnahme gebeten. Statt eines Statements kam die Einladung zu einem weiteren Pressegespräch - ebenfalls am gestrigen Dienstag nach Redaktionsschluss. Jetzt reagiert auch die Verwaltung
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.