Kinder in Stade ohne Betreuung
Neue Johannis-Kita öffnete mit einer Woche Verspätung / Kein "Notfall-Plan" für berufstätige Eltern
tp. Stade. Mächtig auf Zinne sind Eltern, deren Kinder die neue Johannis-Kindertagesstätte besuchen. Die unter der Regie der Stadt gebaute Einrichtung, die sich in Trägerschaft des Evangelisch lutherischen Kindertagesstättenverbandes Stade befindet, öffnet erst voraussichtlich am kommenden Montag mit einwöchiger Verspätung. Bei den aufgebrachten Eltern, die aus ihrer Sicht viel zu kurzfristig über die Verzögerung informiert wurden, führte dies zu zahlreichen Betreuungsengpässen. Die Stadt Stade erklärt die Panne mit einer verspäteten Möbellieferung.
Einer der betroffenen Eltern ist Pierre Moller (50), dessen Tochter Lotta Marie (5) die Regenbogengruppe der Johannis-Kita besucht: „Wir haben am Freitag, 4. August, einen Brief bekommen, in dem uns mitgeteilt wurde, dass der Kindergartenbetrieb nicht wie geplant am folgenden Montag aufgenommen wird. Das hat uns große Probleme bereitet, da meine Frau und ich beide berufstätig sind. Meine Frau ist Lehrerin und kann spontan keinen Urlaub nehmen.“ Moller arbeitet in einem Kleinbetrieb, in dem Urlaub gut abgestimmt werden muss. Als er um freie Tage bat, habe ihm sein Chef zunächst mit Kündigung gedroht, dann aber unbezahltem Urlaub zugestimmt. Moller: „Ich hoffe, dass ich weiter eine Arbeit habe.“
Die Mutter* (33) eines fünfjährigen Sohnes (5), die anonym bleiben möchte, kritisiert, dass es keinen „Notfallplan“ gibt. „Wir werden komplett allein gelassen und können zusehen, wie wir die Betreuung unserer Kinder privat bewerkstelligen.“ Die Mutter hatte nach eigenem Bekunden zunächst bereits mit einem Kita-Start am Mittwoch der vorangegangenen Woche gerechnet und beruft sich dabei auf eine telefonische Auskunft einer Mitarbeiterin der Einrichtung. Angesichts der zeitlichen Unstimmigkeiten stand auch die Mutter vor Organisations-Schwierigkeiten: „Wie soll man da irgendwas mit seinem Chef regeln können?“
Ihres Wissens sollen die Eltern den Kindergartenbeitrag für August erstattet bekommen. Doch dies sei keine angemessene Entschädigung für den Verdienstausfall wegen des unbezahlten Urlaubs.
Laut der städtischen Pressesprecherin Myriam Kappelhoff hat die Hansestadt Stade den Bau der Johannis-Kita „pünktlich fertiggestellt“. Aufgrund einer verspäteten Lieferung der für den Betrieb der Kita zwingend benötigten Möbel verzögere sich die Öffnung um eine Woche. Hinsichtlich der Betreuungsengpässe verweist die Stadt auf das Kirchenamt, das als Träger der Kita dann im Einzelfall „alternative Betreuungsmöglichkeiten prüfe“.
Nach Angaben der Eltern habe dies nur in Einzelfällen zu einer Lösung geführt. Mutter Katrin Löwe (36) hat nach eigenen Angaben zur Bewilligung einer Tagesmutter für ihren Sohn Miko (5) erst mit rechtlichen Schritten drohen müssen. Sie ermahnte die Verantwortlichen zudem zur Erfüllung des geltenden Betreuungsvertrages.
Seitens des Kita-Verbands war kein Statement zu bekommen: Auf WOCHENBLATT-Nachfrage verwies der betriebswirtschaftliche Geschäftsführer Peter Böttjer auf die Erklärung der Stadt. Offen ist, wie viele Familien betroffen sind. Es gibt drei Elementargruppen à 25 Plätze und zwei Krippengruppen à 15 Plätze.
*Name der Red. bekannt
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.