Radeln statt Autofahren
Konzept für die Zukunft: Wird Stade zum Öko-Musterstädtle?

Fahrradstraßen und Radfahrzonen: Der Radverkehr wird in Stade in vielen Bereichen künftig Vorrang haben  | Foto: Adobe Stock/bluraz
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  • Fahrradstraßen und Radfahrzonen: Der Radverkehr wird in Stade in vielen Bereichen künftig Vorrang haben
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Wird Stade zu einem "Musterstädtle", wie man in Schwaben sagen würde? Die Hansestadt könnte sich zu einem ökologischen Vorreiter in der Region entwickeln - sofern die ehrgeizigen Vorhaben umgesetzt werden, die im Rathaus geplant und jetzt erstmals der Politik vorgelegt wurden. Auf einer gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Klima und Umwelt mit den vier Ortsräten präsentierte die Verwaltung ihre Vorstellung von "Stade 2040".

Gebündelt sind die Zukunftsvisionen für einen nachhaltigen Umbau der Stadt in dem sogenannten Integrierten Stadtentwicklungskonzept, kurz ISEK genannt. Darin eingebunden ist ein weiteres Zukunftspapier mit dem Kürzel VEP. Dahinter verbirgt sich die Verkehrsentwicklungsplanung. Grob gesagt geht es in dem Zukunftskonzept um Maßnahmen, als Stadt in ihrer Gesamtheit klimaneutral zu werden , den Autoverkehr zu reduzieren und weiteren Flächenverbrauch zu begrenzen. Stades Stadtbaurat Lars Kolk sein Stadtentwickler Nils Jacobs sind federführend bei den Planungen.

Beide haben bei der Vorstellung der Grundzüge des ISEK sechs Bausteine benannt, auf denen im Konzept besonderes Gewicht gelegt wird: Verkehr, Bevölkerung(sentwicklung), Sozialraum Stadt, städtische Freiräume, Energiewende und Klimaschutz sowie Anpassung an die Klimafolgen. Diese sechs Themenschwerpunkte werden in den kommenden WOCHENBLATT-Ausgaben vorgestellt. Begonnen wird an dieser Stelle mit dem Thema Verkehr.

Die Stadt Stade fragte, mehr als 2.000 Bürger antworteten

Radverkehr wird gestärkt

Hier soll der Fokus künftig verstärkt auf den Radverkehr gelegt werden. Geplant sind acht Vorrangrouten für Radfahrer, die von den einzelnen Stadtteilen sternförmig auf die Innenstadt und den Bahnhof ausgerichtet sind. Dabei sollen die Fahrradwege möglichst auf eigenen Trassen verlaufen. Wie schon berichtet, plant die Stadt, den Radverkehr und den innerstädtischen Autoverkehr an der jetzigen Kreuzung B73/Thuner Straße mit einem Kreisel über die vielbefahrene Bundesstraße zu leiten, die darunter in einem Trog verläuft. "Das wird dann etwas eine kleinere Version des Kaisereichen-Kreisels, erläutert Jacobs.

Hansebrücke erhält Kreisel

Das weitaus größte Projekt, Kolk und Jacobs bezeichnen als eine Schlüsselmaßnahme", dürfte aber der komplette Umbau der Verkehrsführung über die Hansebrücke werden. Dort sollen an beiden Enden Kreisel gebaut werden, die Ampelkreuzungen Salztorswall/Hansestraße und Harsefelder Straße/Harburger Straße werden der Vergangenheit angehören. Die Autofahrer müssen allerdings eine Kröte schlucken: Sie werden je Richtung nur noch eine Fahrspur nutzen können. Die zweite Spur wird auf beiden Seiten künftig den Radfahrern zur Verfügung stehen.

Weil sich viele Radler angesichts der derzeitigen Verkehrssituation unsicher auf der Hansebrücke fühlen, würden sie durch die Unterführung am Bahnhof fahren, so Kolk. Diese sei aber aus Radfahrersicht ein Nadelöhr. Die Stadt möchte, dass Radfahrer in Zukunft zügig vorankommen. Daher sei eine eigene Fahrradspur auf der Hansebrücke die bessere Lösung.

Stades Aufgaben der Zukunft lösen

Auch in anderen Bereichen der Stadt soll der Radverkehr gestärkt werden - sei es durch Ausweisung von Fahrradstraßen oder ganzer Fahrradzonen, sei es durch Einrichtung weiterer Tempo-30-Zonen. Hier werfen die Planer u.a. den Blick auf die Harburger Straße. Dort ist vorgesehen, im Bereich zwischen dem Neubaugebiet am alten Festplatz und dem dann abgerissenen Finanzamt eine verkehrsberuhigte Zone zu schaffen.

Stadtbussystem für Stade

Zum großen Thema Verkehr gehört auch der ÖPNV. Dessen Attraktivität soll gesteigert werden - durch eine Erhöhung der Taktfolge und einen Ausbau der Linien. "Stade braucht ein eigenes Stadtbussystem als Ergänzung zum bestehenden ÖPNV", erklärt Kolk. Er stellt sich Abfahrten aus den Stadtteilen in Richtung Innenstadt im 20-Minuten-Takt vor. Als Ergänzung dazu sollen an Umsteigeknotenpunkten sogenannte Verkehrs-Hubs eingerichtet werden. Dort können Busreisende auf Fährräder, Roller oder Autos umsteigen - allesamt natürlich elektrobetrieben.

Workshops für die Bürger

Die Stader waren an der Entwicklung des ISEK bereits im Vorfeld im Rahmen einer Fragebogen-Aktion beteiligt. Immerhin 2.400 ausgefüllte Bögen kamen zurück. Nun bittet die Stadt wieder die Bürger um ihre Meinung und Vorschläge. Die Verwaltung hat das Stadtgebiet in für die ISEK-Planungen in fünf Teilräume untergliedert. In jedem dieser Bereiche wird im September ein Workshop ausgerichtet, bei dem sich die Bewohner mit ihren Ideen einbringen können. Hier ein Überblick über die einzelnen Veranstaltungen:

Die Karte zeigt die einzelnen Teilräume, in die Stade für das ISEK untergliedert ist | Foto: Stadt Stade
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Teilraum Nord - Dienstag, 6. September, im Dorfgemeinschaftshaus Bützfleth

mögliche Maßnahmen: 

  • Grüngürtel als Kompensationspool - Abgrenzung Siedlung und Industrie
  • Energetisches Quartierskonzept - Bützfleth als Vorreiter
  • Wohnquartier Hornstieg West - erschließen und verknüpfen
  • Neue Jugendarbeit vor Ort etablieren

Leitfragen für die Bürgerbeteiligung:

  • Wo fehlen grüne Verbindungen zu den weiteren Wohnbereichen?
  • Was kann auf dem Bau-Grundstück an der grünen Wegeverbindung passieren?
  • Mobilitätsanker Bützfleth: Wo und mit welcher Ausstattung?

Teilraum Süd - Mittwoch, 7. September, bei der Feuerwehr Zug II, Riensförde

mögliche Maßnahmen: 

  • Heidesiedlung 2.0 klimaneutral - Vorreiter für neues Wohnen
  • Freiraum-Vernetzung - Schwinge / Heidbeck, Graben 5, Grünzug Gewerbegebiet Süd
  • Neue Mitte Ottenbeck - wohnen, treffen, versorgen
  • Ortskern Hagen - Erhalt und Entwicklung

Leitfragen für die Bürgerbeteiligung:

  • Neue Wege, neue Angebote - Wie stärken wir den Zusammenhalt von Ottenbeck und Riensförde?
  • Mobilitätsanker in den Ortsteilen: Wo und mit welcher Ausstattung?

Teilraum West - Dienstag, 13. September, im Bildungshaus Hahle

mögliche Maßnahmen: 

  • Neue Wohnbauflächen für Haddorf und Wiepenkathen
  • Ausbau der Kernbebereiche im Verbund mit verkehrlichen Maßnahmen
  • Wiedervernässung Weisses Moor, Flächenphotovoltaik (Prüfung)

Leitfragen für die Bürgerbeteiligung:

  • Folgenutzung für den Sandabbau, Perspektive für Wiepenkathen?
  • Neue Verbindungen, neue Freizeitrouten, wie verknüpfen wir die Siedlungsbereiche und Ortschaften?
  • Mobilitätsanker in den Ortsteilen: Wo und mit welcher Ausstattung?

Teilraum Kern Süd/Ost - Dienstag, 27. September, im Alten Rathaus, Königsmarksaal

mögliche Maßnahmen:

  • Grundschulversorgung sichern
  • Gleisverlegung;  Stadtumbau Holzhafen, Kia, Bullenhof
  • Umsetzung Werkstattverfahren Camper Höhe
  • Mittlere Harburger Straße umbauen
  • Benedixland: Wohnen – Wasser –Quartierspark
  • Preiswertes Wohnen sichern

Leitfragen für die Bürgerbeteiligung:

  • Routen durch die Wohnquartiere - Worauf muss besonders Wert gelegt werden?
  • Mobilitätsanker in den Ortsteilen: Wo und mit welcher Ausstattung?

Teilraum Kern Nord/West - Mittwoch, 28. September, Integrierte Gesamtschule (IGS)

mögliche Maßnahmen:

  • Autobahnanschluss Nord: Chemcoast und Entwicklungsachse, Wischhafener Straße erschließen
  • Bürgerwindpark Haddorf
  • Stadtumbaubereiche entwickeln 

Leitfragen für die Öffentlichkeitsbeteiligung:

  • Routen durch die Wohnquartiere - Worauf muss besonders Wert gelegt werden?
  • Mobilitätsanker in den Ortsteilen: Wo und mit welcher Ausstattung?
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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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