Beim Deichbau hakt es noch gewaltig
Küstenschutzkonferenz in Stade: Mehr Geld und Personal sind nötig
Einigkeit bei allen: von Umweltminister Olaf Lies (SPD) über Landrat Kai Seefried, die Deichverbände bis hin zum NLWKN (Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Die Deiche an der Elbe müssen erhöht werden - um 1,50 Meter und das möglichst schnell. Gleichwohl: Wer bei der Küstenschutzkonferenz am Dienstag im Stader Kreishaus persönlich oder online dabei war, stellt sich die Frage: Wird dieses 30-Jahres-Programm nicht eher ein 50-Jahres-Projekt? Denn: Es fehlt an Geld, an Personal für Planung im NLWKN. Naturschutzbestimmungen auf nationaler und EU-Ebene bremsen zusätzlich.
"Wir müssen die Sicherheit für die Menschen im Kreis Stade nachdrücklich einfordern", sagte Seefried zu Beginn. Der Deichbau sei das zentrale Zukunftsthema zwischen Krautsand und Hamburger Landesgrenze. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", mahnte der Landrat. Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies nahm den Ball auf: "Das ist eine immense Herausforderung", sagte er über den Deichbau an der Elbe. Lies forderte mehr Geld vom Bund.
Warum das nötig ist, machte Jörn Drosten vom NLWKN deutlich: Seit vielen Jahren stehen in Niedersachsen pro Jahr 61,6 Millionen Euro für den Küstenschutz zur Verfügung. Wird diese Summe, die seit 2011 fließt, auf die heutige Kaufkraft runtergerechnet, sind es nur noch 45,4 Millionen Euro. Werden Inflation und Preissteigerung berücksichtigt, müsste Niedersachsen 83,6 Millionen Euro jährlich zur Verfügung haben. Lies sprach sogar von einem "100-Millionen-Euro-Ziel".
Karsten Petersen, ebenfalls vom NLWKN, informierte über den aktuellen Sachstand und ging vor allem auf die Planungswege ein. Die sind, vorsichtig formuliert, langwierig. Petersen rechnet mit sechs bis sieben Jahren, bis an einem einzigen Abschnitt der Deich um die geplanten 1.50 Meter erhöht werden kann. So ergeben sich aus den grob geplanten 91 Einzelvorhaben die 30 Jahre, die die Deicherhöhung an der Elbe dauern wird.Eines der Probleme: Wo soll der Klei herkommen, der für den Deich benötigt wird? Sowohl Umweltminister Lies als auch Kai Seefried hoffen, dass die Sedimentgewinnung dabei helfen wird. Was die Fahrrinne der Elbe verstopft, könnte nach entsprechender Lagerung die Deiche ertüchtigen. Ob das funktioniert, ist allerdings noch offen. Solange die nötigen Kleimengen fehlen, geht es nicht voran. Die Planungen für die Deich-Erhöhungen im Abschnitt Lühe-Wetterndorf ruhen, so Petersen.
Eine Idee, wie das fehlende Geld für den Küstenschutz an der Elbe aufgetrieben werden kann, hat der Kreispolitiker Peter Rolker (FDP): Maut für Containerschiffe auf der vertieften Elbe. "Da ist Geld zu heben", sagte er.Dem Vorschlag aus dem Publikum, auf die Deicherhöhung zu verzichten und stattdessen ein gigantisches Elb-Sperrwerk zu bauen, erteilte Experte Drosten eine Absage: "Wir haben jetzt Handlungsbedarf." Das sei aber ein "spannendes Zukunftshema".
Die Vorsitzenden der Deichverbände I. Meile Altenlandes, Dierk König, II. Meile Alten Landes, Wilhelm Ulferts, Kehdingen-Oste, Peter Schley, und Ostedeichverband, Thorsten Ratzke, stellten die Deichbauprojekte für das jeweilige Einzugsgebiet dar. Gemeinsam mit Landrat Seefried richteten sie einen dringenden Appell an Land und Bund, deutlich mehr Finanzmittel und deutlich mehr Personal für den Küstenschutz zur Verfügung zu stellen. Die derzeitige mangelnde Ausstattung für den künftigen Küstenschutz sei nicht weiter tragbar.
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