Experte legt Prognose für die kommenden zehn Jahre vor
Landkreis Stade im Jahr 2030: Mehr Einwohner und viel mehr Ältere
jd. Stade. Die Bevölkerung im Kreis Stade wird in diesem Jahrzehnt weiter wachsen. Im Jahr 2030 soll der Landkreis rund 217.000 Einwohner haben. Das geht aus einem Gutachten hervor, das die Kreisverwaltung beim Institut SAGS aus Augsburg in Auftrag gegeben hat. Nach den letzten verfügbaren Zahlen des Landesamtes für Statistik vom Dezember 2019 sollen im Landkreis Stade 204.000 Menschen leben. Diese Zahl korrigieren die Experten aus Bayern allerdings nach oben: Sie gehen von 208.000 Einwohnern aus. Basis ihrer Berechnungen sind die Daten der Meldeämter.
Die Frage nach der Bevölkerungszahl zu Beginn des nächsten Jahrzehnts ist damit bereits beantwortet. Doch auch andere Fragen brennen den Auftraggebern aus dem Stader Kreishaus unter den Nägeln - wie etwa diese: Wie wird die künftige Altersstruktur aussehen? Aus den Zahlen lässt sich nämlich ablesen, ob beispielsweise mehr Kitas gebaut werden müssen oder zusätzlicher Handlungsbedarf bei der Betreuung von Senioren besteht.
Das mehr als 300-seitige Papier, das in dieser Woche der Politik vorgestellt wurde und den Titel "Bevölkerungsvorausberechnung 2030" trägt, soll dabei die statistische Grundlage für die weiteren Planungen bilden. Er hoffe, so Landrat Michael Roesberg, dass daraus Ideen, Anregungen und Lösungen hervorgehen, um die Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit des Landkreises zu sichern und weiterzuentwickeln.
Die Tabellen und Zahlen in dem Gutachten sind dabei heruntergebrochen bis auf die Gemeindeebene. Diese Kleinteiligkeit macht das Zahlenwerk auch für die Kommunalpolitik interessant - bietet es doch Prognosen zur Einwohnerentwicklung in den Gemeinden und beleuchtet dabei die verschiedensten Aspekte. Nicht nur die einzelnen Altersgruppen werden unter die Lupe genommen, sondern es geht u.a. auch um die Größe der Haushalte, die Anzahl der Kinder und die Höhe des Einkommens.
In dem Zahlenwerk stecken einige interessante Erkenntnisse - wie etwa die Tatsache, dass die Einwohnerzahl ohne Zuzüge seit Jahren schrumpfen würde. Denn seit der Jahrtausendwende gibt es im Kreis Stade einen kontinuierlichen Sterbefallüberschuss. Das heißt, die Zahl der Todesfälle übersteigt jedes Jahr die Zahl der Geburten.
Kreisweit größter Einwohnerzuwachs in Dollern
Da aber laut Prognose der Augsburger Statistiker jedes Jahr zwischen 1.300 und knapp 2.000 Neubürger ihren Wohnsitz im Landkreis Stade nehmen, wird bis 2030 ein Zuwachs der Einwohnerzahl von rund vier Prozent erwartet. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Gemeinden: Die Spannbreite bewegt sich zwischen Krummendeich und Freiburg mit einem Rückgang der Bevölkerung von jeweils zwölf Prozent und auf dem anderen Ende der Skala Dollern, wo ein Anstieg der Einwohnerzahl um 22 Prozent erwartet wird.
Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich prognostiziert SAGS außerdem für Agathenburg (+ 17%), Apensen (+ 17%), Beckdorf (+ 15%), Deinste (+ 12%), Fredenbeck (+ 15%), Hammah (+ 20%), Horneburg (+ 14%) und Nottensdorf (+ 13%). Die stärksten Rückgänge sollen folgende Gemeinde verzeichnen: Balje (- 7%), Brest (- 5%), Guderhandviertel (- 10%), Kranenburg (- 8%) und Oederquart (- 8%).
Ein Trend gilt aber über fast alle Kommunen hinweg: Das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird weiter ansteigen. "Im Seniorenbereich ist für den Prognosezeitraum ein kontinuierliches Anwachsen der Zahl der über 65-Jährigen zu erwarten", heißt es in dem Gutachten. Für die Menschen im Rentenalter (Altersgruppe "Ü65") wird ein Anstieg um 22 Prozent erwartet, für die Ältesten, die über 85-Jährigen, liegt der Anstieg mit 55 Prozent sogar noch deutlich höher. Entsprechend nimmt der Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung zu: Kreisweit wird ein Anstieg von 21,5 auf 25,2 Prozent vorhergesagt.
Südost-Nordwest-Gefälle
Dabei gilt das für den Landkreis typische Südost-Nordwest-Gefälle: In den Gemeinden Kehdingens und im "Osteland" ist der Anteil der Einwohner, die 65 oder älter sind, besonders hoch. Zuwanderungen von Familien gibt es dort nur wenig. Vor allem Jüngere ziehen aber weg aus diesen Regionen, um in Orten zu wohnen, die eine günstigere Verkehrsanbindung nach Hamburg haben.
Außerdem macht das Gutachten für die beiden Städte Stade und Buxtehude einen klassischen "Stadt-Umland-Effekt" aus. Familien ziehen bevorzugt in die Nachbargemeinden der zwei Städte, während Singles und kinderlose Paare (zunächst) lieber direkt in der Stadt wohnen wollen.
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