Wenn zwei Landräte wandern gehen
Landkreise Stade und Rotenburg wollen neue Wege bei der Mediziner-Ausbildung beschreiten
jd. Harsefeld. Mal raus aus dem Büro, sich den Wind um die Nase wehen lassen und den Kopf an der frischen Luft freibekommen für neue Ideen: Das hatte sich kürzlich Landrat Kai Seefried (CDU) vorgenommen. Er unternahm eine kleine Wanderung durch das Steinbeck- und Aue-Tal bei Harsefeld. Begleitet hat ihn ein anderer Wandersmann: Seefrieds Amtskollege aus dem Nachbarkreis Rotenburg, Marco Prietz (CDU), ging mit auf Tour. Die zwei "Neulinge" auf dem Landratsposten nutzten den strammen Fußmarsch auch dafür, um sich über kreisübergreifende Projekte auszutauschen und über Probleme zu sprechen, die es in beiden Landkreisen gleichermaßen gibt.
Bereits seit 13 Jahren kennen sich die beiden "Jung-Landräte", wobei Seefried mit seinen 44 Jahren der deutlich Ältere ist. Denn Prietz ist erst 33 und damit der jüngste Landrat Deutschlands. "Wir befinden uns jetzt beide in der gleichen Situation - und da war ein zwangloser Austausch mal wohltuend", sagt Seefried.
Zu den Vorhaben, die ganz oben auf der gemeinsamen Agenda stehen, gehört die Gewinnung von Ärzte-Nachwuchs. Angedacht sei, dass angehende Mediziner den praktischen Teil ihrer Ausbildung in der Region absolvieren, so Seefried. Doch die beiden Landräte wissen: Jung-Mediziner sind ein rares Gut, weil es einfach zu wenig Studienplätze gibt. Und wer mit der Uni fertig ist, den zieht es selten aufs Land, sondern eher in die attraktive Großstadt.
Die Idee von Seefried und Prietz ist nun, auf diejenigen Medizinstudenten zuzugehen, die aufgrund des deutschen Numerus Clausus auf ausländischen Unis ausweichen. Diese Studenten könnten von den beiden Landkreisen finanziell unterstützt werden. Als Gegenleistung müssten sie sich dazu verpflichten, den praktischen Teil ihrer Ausbildung bei den Elbe Kliniken oder bei OsteMed abzuleisten und später vor Ort auch eine gewisse Zeit zu praktizieren.
"Für eine solche Kooperation müssten wir idealerweise irgendwo in Europa eine Partner-Universität finden", sagt Seefried. Als möglichen Kandidaten nennt er die Uni in Riga, der Hauptstadt von Lettland. Beide Landräte betonen: "Das ist aber alles noch Zukunftsmusik." Auch die Frage der Finanzierung müsse sorgfältig geklärt werden, bevor eine solche Initiative starten könne. Eine Möglichkeit wäre die Gründung einer Stiftung. Dort könnten sich dann auch noch andere Landkreise einbringen.
Ein weiteres Problemthema, das an der Landkreisgrenze nicht halt macht, ist der Fachkräftemangel. Dabei gehe es keineswegs nur um Ingenieure, sondern auch um viele andere Berufsgruppen, meint Prietz. Seefried weiß, wovon sein Landrats-Kollege spricht: In der Stader Kreisverwaltung sind fast zehn Prozent der Stellen unbesetzt, weil geeignetes Personal fehlt.
Landkreisübergreifend ist auch die Moorexpress-Strecke. Für deren Reaktivierung als reguläre Bahnlinie wollen sich die beiden Landräte stark machen. Mehr dazu in einer der nächsten WOCHENBLATT-Ausgaben.
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