CDU-Kandidat wird im November offiziell nominiert
Landrat statt Landtag: Wird Kai Seefried für 20 Jahre Chef im Kreishaus sein?
jd. Stade. "Mein Herz schlägt für den Landkreis Stade": Ein leicht pathetischer Unterton war schon dabei, als der CDU-Politiker Kai Seefried am Freitagabend offiziell seine Bewerbung um den Landratsposten für den Landkreis verkündete. Der Landtags- und Kreistagsabgeordnete aus Drochtersen-Assel landete mit seiner Ankündigung genauso einen Überraschungscoup wie Amtsinhaber Michael Roesberg, als dieser vor rund zwei Wochen seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärte.
Um für die CDU bei den Kommunalwahlen im Herbst 2021 als Landrat kandidieren zu können, muss Seefried noch zwei formale Hürden nehmen, die allerdings ein Selbstgänger sein werden: Am 2. September wird ihn der Vorstand des CDU-Kreisverbandes nominieren, und am 14. November soll der Kreisparteitag ihn förmlich zum Kandidaten küren. "Diesen Zeitplan hat es schon vorher gegeben", sagt Seefried, der auch Vorsitzender der Kreis-CDU ist. "Allerdings war ursprünglich die Nominierung von Michael Roesberg vorgesehen. Nun trete ich an seine Stelle." Mit seiner Kandidatur als Landrat verzichtet der 42-Jährige bewusst auf eine weitere Karriere in Hannover. Seefried war nach der Landtagswahl 2017 bereits als nächster Kultusminister gehandelt worden, erhielt dann aber den Posten des CDU-Generalsekretärs für Niedersachsen. In dieser Funktion wollte Seefried die Partei auch in den Wahlkampf für die Landtagswahl 2022 führen.
Doch nun kommt es anders: Den Parteiposten will Seefried bereits auf dem für November angesetzten Landesparteitag abgeben. "Dieses Amt kann ich nicht nebenbei ausführen, wenn ich vor Ort mit vollem Engagement Wahlkampf für die Landratswahl führe", erklärt Seefried. Er gebe damit ein Bekenntnis für die Region ab, für die er sich künftig in besonderer Weise einsetzen wolle, nämlich den Landkreis Stade. "Jetzt geht es darum, bei mir zu Hause, in meiner Heimat, Verantwortung zu übernehmen - und das will ich tun."
Seefried verweist dabei auf sein kommunalpolitisches Engagement, das er trotz seines Landtagsmandats fortgeführt habe. Seit fast 20 Jahren engagiere er sich kommunalpolitisch im Landkreis Stade und für die Menschen vor Ort, so Seefried. "Die Gestaltung der Zukunft unserer Region bedeutet mir sehr viel."
Tatsächlich bietet Seefried hier eine langfristige Zukunftsperspektive für den Landkreis: Wenn er mit 43 Jahren sein Amt als Landrat antreten wird - was nach dem jetzigen Stand als höchst aussichtsreich gilt -, hat er gut zwei Jahrzehnte Zeit, die Geschicke der Region an führender Position zu gestalten - sofern er denn wiedergewählt wird. Auch das wäre ein mögliches Plus gegenüber einem Kandidaten, der aus Altersgründen vielleicht nur für eine Amtszeit zur Verfügung stünde.
Den Wählern empfiehlt sich Seefried nach eigenen Worten als "starker Interessenvertreter der Region". Die Themen, die den Landkreis voranbringen, habe er schon jetzt stets im Blick. "Der Landkreis Stade und seine Menschen stehen für mich im Mittelpunkt." Dabei würden alle, die ihn in den 20 Jahren seines kommunalpolitischen Wirkens kennengelernt haben, wissen: "Es ging mir immer zuerst um die Sache."
Seefried ist sich im Klaren darüber, dass er keine einfache Aufgabe übernehmen wird: "Die Corona-Krise wird auch den Landkreis Stade noch stark fordern." Die finanzielle Belastung durch die Krise werde erheblich sein.
Er wolle trotzdem gestalten und nicht verwalten, so Seefrieds Credo. Die Kreisbehörde betrachtet er als Ansprechpartner für die Bürger, als Unterstützer und Motor für die Wirtschaft sowie allgemein als Dienstleister. Das möglicherweise von den politischen Gegnern ins Feld geführte Manko, nämlich kein Jurist zu sein und keine Verwaltungserfahrung zu haben, betrachtet Seefried nicht als Nachteil: "Hier sehe ich kein Problem. Ich weiß aufgrund meiner kommunal- und landespolitischen Tätigkeit, wie eine Verwaltung funktioniert, und habe als Generalsekretär ja auch schon direkte Führungsverantwortung übernommen."
SPD und Grüne wollen Gegenkandidaten aufstellen
"Mit der Kandidatur von Kai Seefried hat die CDU die Messlatte für mögliche Bewerber anderer Parteien hoch gehängt": Das sagt kein Christdemokrat, sondern der Vorsitzende der FWG-Kreistagsfraktion, Uwe Arndt. Laut Arndt wollten die Freien Wähler einen eigenen Kandidaten präsentieren. Der habe aber abgesagt. Nun trete Seefried an und die FWG sehe keinen Grund, weiter auf Bewerbersuche zu gehen. "Wir warten jetzt ab, wen die SPD präsentiert", so Arndt. Doch die Genossen dürften Schwierigkeiten haben, einen besseren Kandidaten als Seefried zu finden.
Dieses Problem sieht SPD-Fraktionschef Björn Protze nicht: "Wir sind in Gesprächen mit interessanten Kandidaten und werden diese weiterführen." Seefried sei ein "netter Kreistagskollege", die Frage zu seiner Eignung als Landrat stelle sich aber gar nicht, so Protze: "Ich gehe nicht davon aus, dass Herr Seefried zum Landrat gewählt wird."
Auch der Fraktionschef der Grünen, Hartwig Holthusen, erklärt, dass sich für seine Partei nichts ändert: "Wir werden weiter sondieren und einen Gegenkandidaten ins Rennen schicken." Das könne auch ein neutraler Bewerber sein, der von mehreren Parteien getragen werde. Seefried komme für ihn nicht in Frage: "Kai Seefried ist Parteifunktionär der CDU. Da ist doch klar, welche Politik er vertreten wird - sofern er gewählt wird."
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