Schlechte Unterrichtsversorgung
Lehrermangel: Stader Landrat fordert Maßnahmen vom Kultusminister
Das Thema mangelhafte Unterrichtsversorgung hat jetzt auch den Stader Landrat Kai Seefried (CDU) auf den Plan gerufen. In einem Schreiben an Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) weist Seefried auf die problematische Situation an vielen Schulen im Landkreis hin. Der Landrat betont ausdrücklich, dass er sich auch im Namen der Bürgermeister an das Land wende.
Anhand der Zahlen zur Unterrichtsversorgung kommen der Landrat und die Bürgermeister zu dem Schluss, dass die Versorgungsquote der Schulen im Landkreis Stade mit 95,6 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt mit 97,4 Prozent liegt. Dabei bezieht dieser Durchschnittswert alle Schulformen ein. Nimmt man die Grundschulen heraus, die oft Quoten von über 100 Prozent aufweisen, so stellt sich die Lage noch schwieriger dar. Insbesondere an den weiterführenden Schulen sei die Unterrichtsversorgung "deutlich unterdurchschnittlich", kritisiert Seefried.
Unterdurchschnittliche Unterrichtsversorgung
Diese Kritik untermauert er mit Zahlen: Bei den Förderschulen liegt die Unterrichtsversorgung kreisweit bei 70 Prozent (Landesdurchschnitt 90 Prozent), bei den Gesamtschulen bei 93,8 Prozent (Landesdurchschnitt 95,9 Prozent), bei den Oberschulen bei 90,8 Prozent (Landesdurchschnitt 94,6 Prozent), bei den Hauptschulen bei 82,5 Prozent (Landesdurchschnitt 93 Prozent) und bei den Realschulen bei 91,4 Prozent (Landesdurchschnitt 97,4 Prozent). Außer bei den Grundschulen ist lediglich bei den Gymnasien (100 Prozent zu 99,3 Prozent im Landesdurchschnitt) die Lage rein statistisch betrachtet etwas besser als im landesweiten Vergleich.
Seefried macht aber deutlich, dass es sich bei den genannten Quoten nur um die unterdurchschnittliche Unterrichtsversorgung aufgrund von unbesetzten Stellen handelt. Zur Realität an den Schulen kommen aber die ungeplanten Ausfälle noch hinzu - etwa durch Unfall, Krankheit, Schwangerschaft oder Elternzeit. Diese Fehlzeiten fließen gar nicht in die Statistik ein. Der Protest der Elternschaft an der Harsefelder Rosenborn-Grundschule wegen des massenhaften Ausfalls von Unterrichtsstunden zeige schließlich, dass die statistischen Daten nur bedingt aussagekräftig seien, so Seefried. Es gibt Berechnungen, wonach eine Schule eine Unterrichtsversorgung von mindestens 107 Prozent haben muss, um Ausfälle von Lehrern etwa durch Krankheit kompensieren zu können.
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Beschwerden landen bei den Kommunen
Landkreis, Städte und (Samt-)Gemeinden hätten keinerlei Einfluss auf den Personalbestand an den Schulen, so Seefried. "Gleichwohl sind wir laufende Adressaten von Beschwerden von Eltern oder Elternvertretern." Doch der Landkreis und die Kommunen seien als Schulträger nur für die Gebäude und deren Ausstattung zuständig, nicht aber für die Einstellung von Lehrkräften und damit die Unterrichtsversorgung. Seefried stellt klar: "Die Sicherstellung eines ordnungsgemäßen Unterrichts hat Einfluss auf die Entwicklungs- und Konkurrenzfähigkeit unseres Landkreises." Der Landkreis befinde sich in einem Spannungsverhältnis zwischen den Metropolen Hamburg und Bremen und müsse auch hinsichtlich des Bildungsangebotes attraktiv bleiben, um nicht abgehängt zu werden.
In diesem Zusammenhang fordern Landrat und Bürgermeister ein stärkeres Engagement des Landes bei der Gewinnung neuer Lehrkräfte für die Schulen im Landkreis Stade – etwa durch den Ausbau des Studienseminars in Stade. Die Examensgruppen seien hier zuletzt immer kleiner geworden. Zudem scheine Hamburg bei der Anstellung neuer Lehrer schneller und flexibler zu sein, was den Konkurrenzdruck noch erhöhe.
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