Elbe Kliniken als Außenstelle der Uni Riga
Medizin-Studium in Stade: Großes Interesse bei Studenten
Es ist als Rezept gegen den Ärztemangel gedacht: An den Elbe Kliniken Stade ist ein Gesundheitscampus geplant. Dort sollen Medizinstudenten den zweiten Teil ihrer Ausbildung absolvieren. Ziel ist es, auf diese Weise Ärztenachwuchs in die Region zu holen. Der Campus soll als Außenstelle der Stradins Universität Riga (Lettland) entstehen. Noch sind die Verträge nicht unterzeichnet. Aber das Interesse der Studierenden in Riga scheint groß zu sein. Das WOCHENBLATT sprach mit einer jungen Medizin-Studentin. Sie würde gern nach Stade kommen.
Lisa ist 21. Im Corona-Jahr 2020 hat sie ihr Abi gemacht - Notendurchschnitt 1,9. Der jungen Frau aus Nordrhein-Westfalen war klar: Ein Medizin-Studienplatz in Deutschland bekommt sie mit dieser Abi-Note nicht. So ging sie - wie viele junge Deutsche, die Medizin studieren möchten - ins Ausland. Ihre Wahl fiel auf Riga. Sie hörte, dass der Ausbildungsstandard in der lettischen Hauptstadt sehr hoch ist. Lisa studiert jetzt im vierten Semester an der Stradins Universität. Von den 350 Erstsemestern ihres Jahrgangs sind noch 250 da. "Etwa 100 meiner Kommilitonen kommen aus Deutschland", schätzt Lisa.
Pro Jahr 12.000 Euro Studiengebühren
Wie die meisten ihrer deutschen Studienkollegen würde Lisa ihr Studium gern in Deutschland beenden. Denn der Umweg über das Ausland ist kostspielig: "Ich zahle hier in Riga pro Jahr 12.000 Euro", berichtet die Studentin. Das Geld für vier Semester habe sie von den Eltern vorgestreckt bekommen. Jetzt müsse sie sich selber um die Finanzierung kümmern. "Nach dem vierten Semester erfolgt die Prüfung zum Physikum", erzählt Lisa. "Aus Kostengründen versuchen danach viele, einen Platz an einer deutschen Uni zu bekommen." Doch auch hier sei die Abinote neben der Benotung fürs Physikum eine erneute Hürde. Lisa stellt sich daher auf zwei weitere Semester in Riga ein.
Das dritte Jahr in Lettland kann Lisa noch von ihrem Erspartem und mithilfe eines BAföG-Zuschusses bestreiten. "Danach würden mir die finanziellen Mittel fehlen, um mein Studium in Riga zu beenden", sagt die Studentin. Es sei äußerst schwierig, einen Auslands-Studienkredit zu erhalten, und auch Jobben sei keine Option: "Der Mindestlohn in Lettland liegt bei nicht einmal 4 Euro. Wie soll ich so genügend Geld zusammenbekommen?" Aber es sind nicht nur finanzielle Beweggründe, die Lisa mit einer Rückkehr nach Deutschland liebäugeln lassen. Mit dem Ausbildungsniveau der Uni Riga - Unterrichtssprache ist Englisch - sei sie zwar sehr zufrieden. "Schwieriger ist es aber im Krankenhaus: Dort sprechen die Ärzte wenig Englisch und die Patienten so gut wie gar nicht." Aber neben dem Medizinstudium noch Lettisch zu lernen, sei einfach nicht drin.
Wechsel nach Stade wäre eine tolle Option
Daher sei Stade für sie eine tolle Option, meint Lisa. Ein Wechsel zum Wintersemester 2024/25 wäre perfekt. Bis dahin sollte der Mediziner-Campus am Elbe Klinikum seine Arbeit aufgenommen haben. Denn angepeilt ist bereits ein Start in diesem Herbst. Zum Wintersemester 2023/24 sollen zunächst 24 Studierende aus Riga kommen, die dann das siebte bis zehnte Semester sowie das abschließende Praktische Jahr in Stade absolvieren. Vorgesehen ist, die Stader Studienplätze bis Ende 2025 auf 96 zu erhöhen. Bis dahin soll auch de geplante Neubau mit Hörsälen, Seminarräumen und eine Bibliothek fertiggestellt sein. Als Übergangslösung werden Räumlichkeiten in der bestehenden Medizinischen Fachschule genutzt.
Landrat Kai Seefried, der Aufsichtsratsvorsitzender der Elbe Kliniken ist, hatte bei der Vorstellung der Campus-Pläne im Herbst 2022 die Hoffnung geäußert, dass zehn bis 15 Prozent der Jung-Mediziner nach ihrem Studium in Stade in der Region bleiben. Ein Anreiz, ärztlichen Nachwuchs vor Ort zu binden, könnte dabei ein Stipendien-Programm sein. "Ich freue mich über das große Interesse bei den Studentinnen und Studenten in Riga", sagt Seefried. "Das ist genau das Signal, das wir uns erhofft haben." Er hat bei der Politik fleißig die Werbetrommel für das Projekt gerührt und dafür gesorgt, dass der Kreistag für den Stader Mediziner-Campus Millionenbeträge bereitstellt. Derzeit würden die weiteren Abstimmungen zur Umsetzung der Kooperation zwischen der Universität in Riga und den Elbe-Kliniken laufen, so der Landrat.
Für Lisa klingt das alles gut: "Es wäre toll, wenn ich im kommenden Jahr mein Studium in Stade fortsetzen könnte."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.