Millionenbau für Obdachlose in Stade

Das Grundstück am Klarenstrecker Damm/Ecke Rudolf-Diesel-Straße könnte mit einem modernen Obdachlosenheim bebaut werden | Foto: tp
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Ausschuss diskutiert Alternativen zu Baracken am Fredenbecker Weg / Umzug nach Ottenbeck

tp. Stade. In die Bemühungen der Politik, die desolaten Wohnverhältnisse der Obdachlosen am Fredenbecker Weg in Stade zu verbessern, kommt Bewegung: Bis 2019 plant die Stadt die Aufgabe der Barackensiedlung zu Gunsten einer zentralen, betreuten Unterbringung in einem modernen Gebäude. Im Ausschuss für Feuerwehr, Sicherheit und Verkehr wurden am Mittwoch drei von der Stadtverwaltung ins Feld geführte Alternativen diskutiert - vom Neubau für rund eine Million Euro bis zur weitgehend kostenneutralen Umnutzung einer bestehenden Flüchtlingsunterkunft. Das Thema wurde schließlich ohne Empfehlung in den Verwaltungsausschuss und den Rat weitergereicht.

Für die erste Variante, einem Neubau am Fredenbecker Weg, zeichnete sich keine Mehrheit ab. Für das Barackengrundstück schlagen Stadtplaner z.B eine Nutzung als Kindergartenstandort für das benachbarte Neubaugebiet Heidesiedlung Riensförde vor.

In der engeren Wahl bleibt das von der Stadt favorisierte städtische Grundstück im Gewerbegebiet am Klarenstrecker Damm/Ecke Rudolf-Diesel-Straße in Ottenbeck. Die Verwaltung rechnet mit Baukosten von rund 950.000 Euro. Sönke Hartlef von der CDU äußerte jedoch Bedenken wegen des nassen Untergrundes. Er warnte vor Komplikationen bei der Gründung der vorgesehenen zwei Neubauten, einer Bauverzögerung und Kostenexplosion. Hartlef hatte in der Diskussion seine beiden CDU-Kollegen, Wolf Vincent Lübcke (Pirat) und Frank Scherer (WG) auf seiner Seite, sodass die Variante in dem Gremium wohl keine Mehrheit gefunden hätte. Man einigte sich darauf, keine Beschlussempfehlung zu fassen und die Entscheidung dem Rat, der am Montag, 25. September tagt, zu überlassen.

Auf Hartlefs Betreiben soll die Stadtverwaltung bis dahin die genauen Kosten für die Gebäudegründung ermitteln.

So lange bleibt auch Variante zwei im Spiel: der Umzug der Obdachlosen in die bislang für die Flüchtlingsunterbringung genutzten städtischen Gebäude am Sophie-Scholl-Weg 16 in Ottenbeck. Da Räume zur Unterbringung, ein Büro, ein Lager, Sanitärräume, Küchen und Waschküchen vorhanden sind, könnten Bewohner des Fredenbecker Weges noch in diesem Jahr umziehen. Bei dieser Lösung würden lediglich die Umzugskosten anfallen.

Doch Konflikte sind programmiert: Bei der Stadt erwartet man eine "lebhafte öffentliche Diskussion" mit den Anwohnern Ottenbecks, von denen einige die Sitzung verfolgten, und rät in der Verwaltungsvorlage von der Standortwahl ab. Wie berichtet, gab es Konflikte wegen der Flüchtlingsunterbringung am Sophie-Scholl-Weg, die insbesondere durch ehrenamtliches Engagement von Stadtteilbewohnern behoben sind: "Angesichts des Vorschlages der Obdachlosenunterbringung fragte Beate Winkler-Pedernera vom Ottenbecker Forum: "Warum wieder nach Ottenbeck?" Der Grüne Tobias Archut bat eindringlich, dieses "Fass nicht noch einmal aufzumachen: Bitte, bitte nicht!"

Die komplette Aufgabe der Unterkünfte am Fredenbecker Weg ist für Sommer 2019 geplant. Schon vorher, so empfiehlt der Ausschuss dem Rat, sollen die bislang ungenutzten Einfachbauten an der Bundesstraße 73 in Wiepenkathen von einigen Bewohnern des Fredenbecker Weges bezogen werden. An dem Umzugsprojekt wirkte der von SPD-Sozialpolitiker Oliver Kellmer gegründete Runde Tisch der Obdachlosenhilfe mit.

Ziel ist der erste Wohnungsmarkt

"Wir sind zufrieden, dass nun eine endgültige Lösung gefunden werden soll und dabei ordentlich Geld in die Hand genommen wird", sagt Kellmer auf WOCHENBLATT-Nachfrage. "Wir wollen einen ganz neuen Weg gehen und die Obdachlosen nicht nur unterbringen." Die SPD lege großen Wert darauf, dass die Einrichtung mit einem "Concierge" (einer ersten Ansprechperson vor Ort) versehen wird - insbesondere nachts.

Am Tag sollen dann die Angebote des Herbergsvereins zur Verfügung stehen. Ziel sei die Vermittlung der Betroffenen in den ersten Wohnungsmarkt.

Redakteur:

Thorsten Penz aus Stade

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