Stades Landrat erhielt Abfuhr aus Hannover
Minister Meyer sperrt sich: Keine Abschuss-Freigabe für den Wolf
Vier Wolfsattacken innerhalb von vier Wochen im Landkreis Stade oder kurz hinter der Kreisgrenze, dazu ein Angriff auf eine Heidschnucken-Herde im Landkreis Harburg. Nach Ansicht von Stades Landrat Kai Seefried (CDU) muss dringend gehandelt werden: Er hat beim Land die Freigabe einer Abschussgenehmigung für den Wolf von Gräpel beantragt. Der Wolfsrüde GW1582m war nach dem Angriff auf eine Schafherde mit 55 toten Tieren per DNA-Analyse als Angreifer identifiziert worden. In dieser Woche kam die negative Antwort aus Hannover: Umweltminister Christian Meyer (Grüne) lehnt Seefrieds Ansinnen ab. Der Wolf darf nicht abgeschossen werden.
Voraussetzungen für einen Abschuss fehlen
Meyer hat in einer persönlichen E-Mail auf Seefrieds Anfrage geantwortet. Darin erklärte der Minister, dass aus Sicht des Umweltministeriums die Voraussetzungen gemäß Bundesnaturschutzgesetz nicht erfüllt seien, um eine Ausnahmegenehmigung zum Abschuss eines Wolfes zu erteilen. Für eine Genehmigung fehle die räumliche Zuordnung des betreffenden Wolfes, erklärte Ministeriums-Sprecherin Lotta Cordes gegenüber dem WOCHENBLATT. Außerdem müsse nachgewiesen werden, dass der Wolf mehrfach Schutzvorkehrungen überwunden habe.
Wegen des aktuellen Rissgeschehens sei aber das Monitoring in dem betroffenen Gebiet intensiviert worden. "Das ist notwendig, um bei einer eventuellen Ausnahmegenehmigung für eine Entnahme den rechtlich geforderten räumlichen Zusammenhang zwischen Schaden und schadensverursachenden Wolf herstellen zu können", so Cordes.
Noch immer keine Ergebnisse der DNA-Analysen
Landrat Kai Seefried beharrt trotz der Ablehnung der Abschussgenehmigung auf seiner Position: "Grundsätzlich halte ich an dem Ziel einer Entnahme des Wolfes oder auch des Rudels fest", schreibt er an Minister Meyer. Seefried erwartet, dass in den kommenden Tagen die DNA-Analysen zu den weiteren Wolfsrissen in der Region vorliegen. Denn bisher ist nicht belegt, dass der Wolf GW1582m für weitere Risse an Nutztieren in der Region verantwortlich ist.
Der Landrat kritisiert den langen Zeitraum bis zum Vorliegen der DNA-Auswertungen: "Es wäre hilfreich, wenn auch seitens des Umweltministeriums und des Wolfsbüros Nachdruck bei den DNA-Analysen ausgeübt wird und wir als Naturschutzbehörde auch umgehend über die Ergebnisse informiert werden." Bisher liege dem Landkreis trotz vielfacher Nachfrage im Wolfsbüro noch immer kein offizielles Ergebnis zu dem Wolfsangriff in Gräpel vor.
Das Umweltministerium sieht sich indes nicht als Adressat von Seefrieds Kritik. Die DNA-Proben seien zeitnah an das Senckenberg-Institut in Frankfurt übermittelt worden, erklärt Ministeriums-Sprecherin Cordes. Das Institut ist die einzige Stelle in Deutschland, die eine Analyse von Wolfs-DNA vornimmt. Man habe bereits in Frankfurt nachgefragt, so die Sprecherin. Dass immer noch keine Ergebnisse zu den jüngsten Wolfsrissen in der Region vorliegen, sei sehr unbefriedigend.
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