WOCHENBLATT-Redaktionsleiter testet Online-Tool
Niedersachsen-Wahl: Was sagt mir der Wahl-O-Mat?
Niedersachsen wählt: In zwei Wochen findet die Landtagswahl statt. Insgesamt 14 Parteien stehen landesweit auf den Stimmzetteln. Viele Bürger sind noch unentschlossen: Wo sollen sie ihr Kreuzchen machen? Die wenigsten dürften die Zeit dafür haben, jetzt alle Wahlprogramme durchzulesen, um eine Entscheidung zu treffen. Aber sein Votum nur aus dem Bauch heraus machen? Das möchte wohl auch niemand. Auch der Stader WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann nicht. Er greift auf eine bewährte Entscheidungshilfe zurück: den Wahl-O-Mat (www.wahl-o-mat.de/niedersachsen2022). Das ist seine Erfahrung mit dem Online-Tool:
"Um es gleich klarzustellen: Hier geht es nicht um die politische Beeinflussung von Lesern - und auch nicht darum, welche Partei ich am Ende wählen werde. Mein Testdurchlauf mit dem von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) angebotenen Wahl-O-Mat soll lediglich zum Nachmachen und Nachdenken anregen. Das Ergebnis ist nur als Hinweis darauf zu verstehen, mit welcher Partei womöglich die größten Schnittmengen hinsichtlich der politischen Ansichten bestehen.
Knappe Thesen statt langer Wahlprogramme
Schließlich weist auch die bpb ausdrücklich darauf hin, dass es sich keinesfalls um eine Wahlempfehlung, sondern um ein reines Informationsangebot handele. Dem Zeitgeist entsprechend, wird dieses Angebot in leicht verständlicher Form serviert. Die oft Dutzende Seiten umfassenden Wahlprogramme werden beim Wahl-O-Mat auf 38 Thesen eingedampft. Kritiker haben schon immer an diesem Tool moniert, dass diesen Ein-Satz-Statements die inhaltliche Tiefe fehlt und diese wohl kaum ausreichen dürften, um komplexe politische Fragestellungen zu klären.
Was den Wahl-O-Mat aber so verlockend macht: Nach einer Viertelstunde bin ich mit dem Thema durch und bekomme auf dem Monitor ein Ergebnis angezeigt - in Form von Prozentzahlen, wie hoch die Übereinstimmung mit der jeweiligen Partei ist. Bevor es so weit ist, muss ich mich durch die Statements klicken und ankreuzen, ob ich mit der These übereinstimme, sie ablehne oder keine Meinung dazu habe. Die Bandbreite reicht von "Die Küstenautobahn A20 soll weitergebaut werden" über "Niedersachsen soll sich dafür einsetzen, dass innerorts Tempo 30 zur Regelgeschwindigkeit wird" bis hin zu "In Niedersachsen soll auch nach 2038 Strom aus Kohle gewonnen werden".
Ein überraschendes Ergebnis
Mein Ergebnis überrascht mich etwas: Anders als bei früheren Wahl-O-Mat-Versuchen komme ich bei keiner Partei auf eine Übereinstimmung jenseits der 80-Prozent-Marke. Spitzenreiter ist bei mir die SPD mit 77,6 Prozent. Vom Zweitplatzierten mit 71,1 Prozent, der Partei für Gesundheitsforschung, habe ich bisher nie etwas gehört. Auf Platz drei folgt bei mir mit 69,7 Prozent dann schon die CDU. Dass Genossen und Christdemokraten so nahe beieinanderliegen, finde ich ein wenig verwunderlich. Ein möglicher Grund dafür könnte sein, dass die beiden größten Parteien sich inhaltlich kaum unterscheiden, was die politischen Positionen für Niedersachsen anbelangt.
Und jetzt noch meine Schlusslichter beim Wahl-O-Mat: Die Linken erreichen bei mir schlappe 50 Prozent, noch geringer ist die Übereinstimmung mit der AfD (47,4 Prozent). Weit abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt die Corona-Leugner-Truppe "dieBasis" mit gerade mal 40,8 Prozent. Für mich nehme ich daraus die Erkenntnis mit, dass ich mit meinen Ansichten in Bezug auf Niedersachsen offenbar weit entfernt von politisch extremen Positionen bin - sowohl von links als auch von rechts."
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