Problemwölfe abschießen
Repräsentative Umfrage: Mehrheit der Bürger spricht sich für Wolfsmanagement aus
(jd). Ja zum Wolf - aber nicht überall und um jeden Preis: So lautet das Fazit, das Landwirte und Weidetierhalter nach einer landesweiten Umfrage zum Thema Wolf ziehen. Das Ergebnis der Befragung: Eine deutliche Mehrheit von 70 Prozent der Befragten spricht sich für eine Bestandskontrolle bei der Wolfspopulation aus. "Es ist begrüßenswert, dass es in der Bevölkerung eine wachsende Zustimmung für ein aktives Wolfsmanagement gibt", sagt der Winsener Schäfer Wendelin Schmücker.
Schmücker hat die Umfrage in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins der deutschen Schafhaltung mit weiteren Partnern aus dem Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement wie dem Landvolk kürzlich dem niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD) überreicht. Laut der Studie ergibt sich ein recht klares öffentliches Meinungsbild in Sachen Wolf. Zwar finden 67 Prozent der interviewten Personen die Rückkehr von Isegrim gut, doch 83 Prozent halten es auch für richtig, dass das Raubtier aus Bereichen, die nicht sicher umzäunt werden können, ferngehalten wird. Dazu zählen vor allem Deiche.
Beim Aktionsbündnis zeigt man sich überrascht, dass dessen zentrale Forderungen nach einem Bestandsmanagement und wolfsfreien Gebieten auf eine derart starke Zustimmung bei den Bürgern stoßen. Gerade die Weidetierhalter hoffen, dass dieses nach ihren Aussagen repräsentative Meinungsbild der Landesregierung Rückenwind gibt, um die erforderlichen Schritte für ein aktives Wolfsmanagement einzuleiten.
In diesem Zusammenhang verweist der Präsident der Landesjägerschaft, der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke, auf WOCHENBLATT-Anfrage darauf, dass sich beide Regierungsfraktionen darin einig seien, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen. Ende des Jahres soll die Jagdgesetz-Novelle in Kraft treten. Dann werde der Wolf zu den bejagbaren Wildarten gehören und dann sei auch die Jägerschaft für Fragen rund um das Thema Wolf zuständig.
Laut Umfrage spricht sich eine Mehrheit gegen die unregulierte Ausbreitung der Wölfe aus. So sollen 65 Prozent der Befragten dafür sein, dass Wölfe geschossen werden, wenn diese wiederholt Nutztiere reißen. Sollten Wölfe sich wiederholt Menschen nähern oder durch Siedlungen streifen, dann hält allerdings nur die Hälfte der Befragten einen Abschuss für richtig.
Nach Ansicht von Lies liefert die Studie ein klares Meinungsbild: "Die Menschen in Niedersachsen stehen der Rückkehr des Wolfes überwiegend offen gegenüber. Der Wolf soll seinen Platz in der Natur haben." Allerdings wünsche sich eine Mehrheit der Menschen aber auch, dass dem Wolf dort Paroli geboten wird, wo vermehrt Weidetiere gerissen werden. "Nur 23 Prozent sprechen sich für eine unbegrenzte Vermehrung aus", so Lies. Seine Erkenntnis aus den Umfrageergebnissen: "Die Menschen in Niedersachsen sehen das Thema Wolf wesentlich differenzierter, als es in den teilweise extremen Zuspitzungen in der öffentlichen Debatte den Eindruck macht."
Für die von einem Meinungsforschungsinstitut durchgeführte Studie wurden 1.000 Personen im Rahmen einer repräsentativen Umfrage ausgewählt. "Bislang gab es keine greif- und belegbaren Daten zum öffentlichen Meinungsbild zum Umgang mit Wölfen", erläutert Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers den Hintergrund. Er hofft auf eine Versachlichung der Diskussion zum Thema Wolf, die bisher sehr kontrovers und emotional geführt worden sei. "Wolfsbefürworter und Naturschützer auf der einen Seite stehen Niedersachsens Weidetierhaltern auf der anderen Seite mit verhärteten Positionen gegenüber."
Aktuell sind in Niedersachsen laut Wolfsmonitoring 36 Wolfsrudel und zwei Wolfspaare regis-#+triert. Damit ist von rund 350 Wölfen auszugehen, die durch die niedersächsische Landschaft streifen. Die Weidetierhalter gehen davon aus, dass bei der derzeitigen Entwicklung der Population bis Ende des Jahres rund 450 bis 500 Wölfe in Niedersachsen heimisch sein werden.
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