Ex-Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust moderierte
Rund 2.000 Zuhörer bei Podiumsdiskussion zum Thema Wolf

Rund 2.000 Zuhörer verfolgten die von Stefan Aust moderierte Podiumsdiskussion (kl. Bild) zum Thema Wolf  | Foto: Reinhard Fuchs
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An die 2.000 Menschen kamen am Mittwochabend zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Umgang mit dem Wolf“ in die Reithalle auf dem Dobrock (Wingst, Landkreis Cuxhaven). Der Stader Bezirksverband der Hannoveraner-Züchter richtete die Veranstaltung aus, die Moderation übernahm der bekannte Journalist Stefan Aust („Spiegel TV“). 400 bis 600 Wölfe, mehr als 10.000 gerissene Nutztiere: Diese Bilanz der bisherigen niedersächsischen Wolfspolitik entlockte Aust dem Umweltminister Christian Meyer (Grüne). Er bekannte: „Wir haben den guten Erhaltungszustand des Wolfes in Niedersachsen erreicht. Er ist nicht mehr bedroht.“

Raubtier gehört nicht in die Dörfer

Die Bürgermeisterin der Gemeinde Kranenburg, Margitta Bertram, erinnerte an eine Serie von Wolfsrissen im vergangenen Herbst: „Das ist an niemandem spurlos vorübergegangen.“ In den Dörfern sei die Angst groß. Ein Raubtier gehöre nicht in die Ortschaften, die regelmäßigen Begegnungen der Menschen mit den Wölfen in der Oste-Region seien „so nicht zu ertragen“.

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Zugeschaltet aus dem EU-Parlament meldete sich CDU-Politiker David McAllister zu Wort. Die Situation in Niedersachsen sei nicht mehr tragbar. Er alleine habe bereits sechs parlamentarische Anfragen an die EU-Kommission gestellt, die nach langem Hin und Her auch endlich reagiert habe. McAllister fordert ein aktives Bestandsmanagement. Der Schutzstatus des Wolfs müsse herabgestuft werden, dabei müssten aber die Mitgliedsstaaten mitwirken. Bisher sei unklar, wie sich die Bundesregierung in dieser Frage verhalte. Im Juni finde die entscheidende EU-Umweltministerkonferenz statt.

NABU bietet Wolfs-Patenschaften

Zuerst wurde gelacht, dann gepfiffen, als ein Vertreter des NABU beim Anblick von gerissenen Schafen sagte: „Die Bilder sind erschreckend, damit konnten wir am Anfang nicht rechnen.“ Auf Nachfrage von Aust bestätigte er, dass der NABU „für eine beliebige Summe monatlich“ weiterhin Patenschaften für Wölfe auslobe.

Schafe getötet: Wolfsattacke am Elbdeich im Alten Land

„Der Herdenschutz funktioniert“, sagte Wolfsberater Michael Ohloff. Aust spielte den Gegenbeweis per Video ein: Ein Wolf klettert über einen fast zwei Meter hohen, stabilen Zaun. „Als Wolfsberater muss man auch erkennen, dass man der Berater der Bevölkerung ist – und nicht der Wölfe“, sagte Aust und legte nach: „Man kann sich auch die Frage stellen, ob wir genauso sicher leben, wenn wir die Gefängnisse öffnen und um unsere Häuser Zäune ziehen.“

Regierung beim Wort nehmen

Der Präsident der deutschen Jägerschaft, Helmut Dammann-Tamke aus Ohrensen, forderte die Landes- und die Bundesregierung auf, ihre Koalitionsverträge umzusetzen. Darin sei das Ziel eines regional differenzierten Bestandsmanagements geregelt. „Ich spreche der Bundesumweltministerin ab, dass sie das wirklich umsetzen will“, sagte der ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete. „Es ist ein Offenbarungseid, wenn die Politik die Augen vor der Realität verschließt.“ Eine im Oktober 2023 angekündigte Verordnung für Schnellabschüsse liege noch immer nicht vor. Oberdeichgraf Dr. Albert Boehlke vom Deichverband Kehdingen-Oste wies darauf hin, dass die ersten Schäfer nach Wolfsrissen bereits aufgegeben hätten. Sie konnten das „Schlachtfeld“ emotional nicht ertragen.

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Morddrohungen erhalten

„Wir wollen ja handeln“, sagte der niedersächsische Umweltminister Meyer. Doch der rechtliche Rahmen von Bund und EU fehle. Er selbst erhalte Rücktrittsforderungen und Morddrohungen. Meyer betonte: „Der Deichschutz geht immer vor.“ Zum Abschluss der Veranstaltung meldete sich Stades Landrat Kai Seefried (CDU) aus dem Publikum zu Wort: Die bereits vor einem halben Jahr angekündigte Regelung für die erleichterte Entnahme von Problemwölfen müsse endlich umgesetzt werden. Seefried: „Wir verlieren jeden Tag Vertrauen in der Bevölkerung und machen uns als Behörde lächerlich.“ Deutlich wurde Moderator Stefan Aust in seinem Schlusswort: „Wir müssen aufhören, der Bevölkerung Sand in die Augen zu streuen.“

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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