Scharfe Töne bei Debatte um die Camper Höhe in Stade
Zukunft der Sportstätten: SPD und Bürgerinitiative werfen VfL-Chef Schlingerkurs vor
jd. Stade. Gleich von zwei Seiten muss der VfL-Vorsitzende Carsten Brokelmann Kritik einstecken. Kai Holm, SPD-Fraktionschef im Stader Stadtrat, wirft dem Vereinsboss vor, hinsichtlich der Zukunft der Sportanlagen auf der Camper Höhe einen Schlingerkurs zu fahren. Ins gleiche Horn stößt die "Bürgerinitiative Camper Höhe". "Herr Brokelmann hat sich nun wieder komplett um 180 Grad gedreht", sagt BI-Sprecher Heiko Malinski. Die "Drehungen und Wendungen" des VfL-Vorsitzenden, der gleichzeitig die Fraktion der Wählergemeinschaft anführt, würden für Irritationen sorgen. Anlass für die Kritik sind die Überlegungen in der Vereinsspitze, womöglich doch am Standort in Campe festzuhalten und nicht alle Sportstätten in Stade-Ottenbeck zu konzentrieren.
"Persönlich stelle ich mir nun die Frage, was der ganze Stress dann überhaupt sollte?", schrieb Holm kürzlich in der Partei-Postille der Stader SPD. Damit meint er die teils sehr emotional geführte Debatte um die Camper Höhe. Wie berichtet, hatte der VfL zunächst Interesse bekundet, den bis 2041 bestehenden Pachtvertrag mit der Stadt über das Sportgelände vorzeitig mit Wirkung zum Jahresende 2020 zu kündigen und komplett nach Ottenbeck überzusiedeln.
Holm ärgert sich nicht zuletzt deshalb über die Kehrtwendung der VfL-Vereinsspitze, weil deren Absicht, die Camper Höhe aufzugeben, heftige Proteste der Camper Bürger ausgelöst hat, die ihre "grüne Lunge" erhalten wollten. Der Unmut der Anwohner und vieler ehemaliger "Güldensterner" richtete sich vor allem gegen den Rat und die Stadt. Dabei wollte "niemand in Politik und Verwaltung Hand an das Gelände legen", so Holm: "Der VfL selbst kam auf uns zu." Erst danach habe man sich in den Gremien Gedanken über die Finanzierung neuer Sportplätze in Ottenbeck gemacht.
Ursprünglich war geplant, die in Ottenbeck zu errichtenden Sportstätten durch die Vermarktung der Flächen in Campe als Baugrundstücke zu finanzieren. Nach den Protesten, die zur Bildung einer Bürgerinitiative geführt haben, beschloss der Rat schließlich die Durchführung eines sogenannten Werkstattverfahrens: Alle Beteiligten werden an einen Runden Tisch geholt, um Ideen für die Neugestaltung der Camper Höhe zu entwickeln.
Das Werkstattverfahren ist auch Voraussetzung, um in das Förderprogramm des Bundes zur Sanierung kommunaler Sporteinrichtungen aufgenommen zu werden. Einen Antrag hat die Stadt gestellt, mit einem Bescheid wird im April gerechnet. Sollte der Förderantrag bewilligt werden, könnten rund 3 Mio. Euro in die Sanierung der Sportstätten auf der Camper Höhe fließen, wobei der Bund 45 Prozent übernimmt. "Damit stünden wir dann vor einer anderen Situation als vor zwei Jahren", sagt VfL-Chef Brokelmann. Daher sei es durchaus legitim, die ursprüngliche Entscheidung zu überdenken.
"In der Summe benötigen wir sieben Sportplätze", so Brokelmann. Ob diese sich alle an einem Standort befinden oder weiterhin auf Ottenbeck und Campe aufgeteilt bleiben, sei ihm letztlich egal. Auf der Camper Höhe müsse viel getan werden, um den Sanierungsstau zu beenden. So sei die Nutzung der zwei Rasenplätze auf der Campe Höhe wegen ihres schlechten Zustands stark eingeschränkt. Wenn aber die 3 Mio. Euro fließen, sei eine weitere Nutzung der Camper Sportplätze durchaus denkbar. Die Kritik seitens der SPD und der BI weist Brokelmann zurück. Holm und Malinski würden so tun, als wäre in der Zwischenzeit nichts passiert. Doch das Gegenteil sei der Fall: "Mit der Aussicht auf Fördergelder haben sich doch völlig neuen Perspektiven ergeben."
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.