Stader SPD schlägt "anlasslose" Tests vor / Bürgermeister sieht es kritisch
Sind Corona-Tests für Kindergarten-Personal sinnvoll?

Sollen Erzieherinnen ohne besonderen Anlass auf das Coronavirus getestet werden? Die Politik in Stade ist zu diesem Thema uneins | Foto: Adobe Stock/ANR Produktion
  • Sollen Erzieherinnen ohne besonderen Anlass auf das Coronavirus getestet werden? Die Politik in Stade ist zu diesem Thema uneins
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jd. Stade. In einer Woche beginnt wieder die Schule. Alle warten gebannt darauf, wie sich erstmal seit Monaten Unterricht für alle Schüler unter Corona-Bedingungen umsetzen lässt und wie unter den Vorzeichen der Pandemie in das neue Schuljahr gestartet wird. Diese Startphase haben die Kindergärten bereits hinter sich. Auch die Stader Kitas haben gemäß den Vorgaben des Landes den sogenannten "Regelbetrieb in Zeiten von Corona" aufgenommen. Dazu gehört u.a., dass eine strikte Trennung der Gruppen im Gebäude und auf dem Außengelände nicht mehr erforderlich ist. Manche Eltern sind wegen solcher Lockerungen in Sorge. Sie wünschen sich außerdem, dass beim Kita-Personal auch Corona-Tests ohne konkreten Anlass möglich sind. Dieses Thema hat jetzt die Stader SPD aufgegriffen.

Die Genossen verweisen darauf, dass bald wieder die "Schnupfensaison" beginnt. Gemeint ist damit die Zunahme von Atemwegsinfektionen und grippalen Infekten in den Herbstmonaten. Aufgrund ähnlicher Symptome ist eine Abgrenzung zu einer Covid-19-Erkrankung mit einem milden Verlauf kaum möglich. Daher schlägt die SPD aus der Hansestadt vor, dass Stade in Eigeninitiative Corona-Tests bei den Erzieherinnen und Erziehern vornimmt.

In Niedersachsen werde derzeit erst in Kitas und Schulen getestet, wenn es einen Corona-Fall gegeben habe, so SPD-Fraktionschef Kai Holm. Er verweist auf die Praxis in anderen Bundesländern wie etwa Hamburg: Diese "schlagen klügere Wege ein und wollen nach den Sommerferien Reihentestungen der Kräfte in den Kitas und zum Teil auch den Schulen übernehmen".

Zwar sei in erster Linie das Land für solche anlasslosen Reihentestungen zuständig, so Holm. "Dennoch sollte die Hansestadt Stade vorbereitet sein und Voraussetzungen schaffen, freiwillige Testungen anzubieten."

Eine Überlegung sei es, jeweils ein bis zwei Mitarbeiter pro Kita wöchentlich freiwillig zu testen. Damit würde ein positives Signal an Beschäftigte, Eltern und Kinder ausgesendet, dass Ängste und Sorgen ernst genommen werden und die Stadt daher einen freiwilligen Beitrag zur Gesundheitsprävention leiste. In Zeiten, in denen bundesweit allen Reiserückkehrern kostenlose Tests angeboten werden, sollte das nach Auffassung der SPD auch in Kinderbetreuungseinrichtungen möglich sein. Mit Beginn des Regelbetriebes in den Kitas habe das Thema freiwillige Corona-Tests bei der Elternschaft ordentlich Fahrt aufgenommen, so Holm. "Daher ergreift unsere Fraktion die Initiative und setzt diese Sache per Antrag auf die kommunalpolitische To-do-Liste".

Seitens der Verwaltung zeigt man sich aber skeptisch gegenüber diesem Ansinnen. Es gebe zwölf städtische Kitas mit rund 150 Mitarbeitern, rechnet Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) vor. Bei ein bis zwei Tests pro Kita in einer Woche würde es sechs bis zwölf Wochen dauern, bis man einmal durch sei. "Und dann?", fragt Hartlef. "Welche Erkenntnis gewinnt man dadurch?" Diese Tests wären nur eine Momentaufnahme und deren Ergebnisse nach ein paar Tagen wieder hinfällig.

Welche Sicherheit sollten solche anlasslosen Corona-Tests denn bieten, gerade wenn sie bereits mehrere Wochen alt seien, begründet Hartlef seine Zweifel gegenüber dem SPD-Vorschlag. Blicke man zudem auf die Kosten, der Bürgermeister rechnet mit rund 3.500 Euro pro Woche, seien solche Testungen nicht nur eine trügerische, sondern auch teure Symbolik.

Ärztliches Attest bei Corona-Risiko

Von den rund 150 Erzieherinnen und Erziehern in städtischen Diensten sind derzeit etwa zehn nicht in den Kitas tätig, weil sie aufgrund von Vorerkrankungen oder wegen ihres Alters zur Corona-Risikogruppe zählen.
"Diese Mitarbeiter müssen ein ärztliches Attest vorlegen", sagt Bürgermeister Sönke Hartlef. Das reiche als Nachweis, um zu Hause bleiben zu können. Die Stadt schicke niemanden zum Amtsarzt oder zum medizinischen Dienst, um Angaben zu überprüfen. Man vertraue in dieser Hinsicht den Mitarbeitern.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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