Bürgerfreundliche Öffnungszeiten: Bei den meisten Verwaltungen Fehlanzeige
So geht Bürgerservice: Das Rathaus auch samstags öffnen
(jd). Solch ein Bürgerservice ist wohl weit und breit einmalig. Das Apensener Rathaus öffnet an allen Sonntagen im August für jeweils vier Stunden, damit die Bürger ihre Behördengänge beim Einwohnermeldeamt erledigen können (das WOCHENBLATT berichtete). So sollen krankheitsbedingte Ausfälle kompensiert werden und die Bürger zeitnah zu ihren Ausweispapieren kommen. Die Resonanz am ersten "rathausoffenen Sonntag" war groß. Die Sonntagsöffnung wird zwar die Ausnahme bleiben, doch im Prinzip ist das eine gute Idee. Behaupten die Verwaltungen doch stets von sich, dass sie sich als Dienstleister für die Bürger betrachten. Warum also nicht diesen Servicegedanken weiterdenken und die Rathaustüren etwa an Samstagvormittagen für ein paar Stunden aufsperren?
So abwegig ist dieser Gedanke gar nicht. Viele Kommunen bieten bereits einen solchen Service an. Allerdings nicht in der Region. In den Landkreisen Stade und Harburg ist Buxtehude die große Ausnahme. Dort ist das Bürgerbüro jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Auch in Buchholz konnte samstags das Bürgerbüro aufgesucht werden. Das war allerdings vor der Pandemie. Aktuell heißt es: "Vorübergehend geschlossen". Ansonsten ist in beiden Landkreisen Fehlanzeige in Sachen Bürgerfreundlichkeit: In den anderen Kommunen rüttelt man samstags vergeblich an der Rathaustür.
Dabei würden viele Menschen in der Region sicherlich das Angebot nutzen, samstags Behördengänge zu erledigen. Vielen Berufspendlern nach Hamburg reicht auch der "lange Rathaus-Donnerstag" nicht aus, um in der Amtsstube rechtzeitig auf der Matte zu stehen. Dann müsste es schon ein echter langer Donnerstag sein, bei dem die Rathäuser bis 20 Uhr geöffnet bleiben - und nicht, wie jetzt, nur bis 18 Uhr. Auch eine kommunale Frühstunde, wie sie beispielsweise Winsen mit der Öffnung des Einwohnermeldeamtes dienstags ab 7 Uhr anbietet, könnte schwierig sein. Die meisten Pendler haben sich dann schon in den Berufsverkehr eingereiht.
Bleibt also der Samstagvormittag. Dass dann auch die meisten Berufstätigen Zeit haben, hat sich bisher wohl nur in den wenigsten Rathäusern in Niedersachsen herumgesprochen. Das WOCHENBLATT wollte sich aber Erfahrungen aus erster Hand zu diesem Thema einholen. Zunächst der Blick nach Buxtehude: Dort erklärte Rathauschefin Katja Oldenburg.-Schmidt, dass die Verwaltung diesen Dienst zum Wohle der Bürger gerne leiste und man auf jeden Fall an diesem Service festhalte.
Aus den anderen Rathäusern, bei denen das WOCHENBLATT nachhakte, kam ebenfalls ein positives Feedback. So etwa aus Walsrode, einer Stadt von ähnlicher Größe wie Buxtehude: "Wir bieten diesen Service jeden ersten Samstag im Monat. Diese Möglichkeit, stressfrei seine Melde- oder Passformalitäten zu erledigen, wird bei uns gut angenommen", sagt Stadtsprecher Klaus Bieker.
Wer denkt, dass sich nur Städte solch einen Service personell erlauben können, wird am Beispiel Rhauderfehns eines Besseren belehrt: In der ostfriesischen 18.000-Seelen-Gemeinde steht das Bürgerbüro ebenfalls an einem Samstag im Monat offen. "Das ist unser Verständnis von Bürgerfreundlichkeit", sagt Rhauderfehns Bürgermeister Geert Müller. Probleme mit den Beschäftigten gebe es nicht: "Einmal monatlich einen Samstagvormittag zu arbeiten, geht für die Mitarbeiter in Ordnung." Ohnehin gehört die Ostfriesen-Gemeinde zu den Vorreitern in Sachen Bürgerservice. Am 1. August wurde das Online-Bürgerportal „OpenR@thaus“ freigeschaltet.
Das digitale Rathaus, bei dem Bürger bequem vom heimischen PC oder Notebook aus ihre Formalitäten erledigen können, steht auch auf der Agenda von Ute Kück. Die Rathauschefin der Samtgemeinde Harsefeld - und damit wären wir wieder zurück in der Region - hat sich bei ihrer Wahl im vergangenen Jahr den Dienst am Bürger auf ihre Fahnen geschrieben. Wegen Corona sei das Thema ein wenig ins Hintertreffen geraten. Jetzt wolle sie die Sache aber angehen, verspricht Kück. "Ich kann mir eine Samstagsöffnung des Bürgerbüros und der Kfz-Zulassungsstelle gut vorstellen."
So weit scheint man im Stader Rathaus gedanklich noch nicht zu sein: Die Hansestadt biete an zwei Tagen verlängerte Bürozeiten bis 18 Uhr an, so Pressesprecher Stephan Voigt. Außerdem sei eine Kundenbefragung geplant, bei der es auch um die Öffnungszeiten gehe. Dann sehe man ja, ob es überhaupt Änderungsbedarf gebe.
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