Zuweisungen verdoppeln sich
Stade: 400 weitere Ukraine-Flüchtlinge bis März 2023
Der von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ausgerichtete "Flüchtlingsgipfel" war für die Kommunen und Landkreise eine große Enttäuschung. Statt finanzielle Zusagen zu machen, hat die Ministerin Maßnahmen verkündet, die die Probleme vor Ort - allem voran der Mangel an geeigneten Unterkünften - nicht lösen. Da hilft es auch nicht, dass jetzt Faesers niedersächsischer Amtskollege und Parteigenosse Boris Pistorius angekündigt hat, die Erstaufnahmekapazitäten des Landes für Geflüchtete aufzustocken. Denn früher oder später müssen die Menschen auf die Landkreise und von dort weiter auf die Städte und Gemeinden verteilt werden. Auch Stade wird mit der Zuweisung zusätzlicher Flüchtlinge - in erster Linie aus der Ukraine - vor neue Herausforderungen gestellt.
So ist die erst Anfang September in Betrieb genommene Sammelunterkunft im Stadtteil Ottenbeck bereits voll. "Die Unterkunft ist mit 110 Personen komplett belegt", erklärt Stades Pressesprecher Stephan Voigt. In dem ehemaligen Gebäude des Kreis-Jugendamtes hatte die Stadt die bisherigen Büros zu Zwei-Bett-Zimmern umfunktioniert. Küchen, sanitäre Anlagen und Waschmaschinen müssen zwar gemeinsam genutzt werden, doch die Zimmer bieten immerhin ein wenig Privatsphäre.
Das wäre bei einer Unterbringung in einer Turnhalle nicht mehr der Fall. Derzeit hält die Stadt die sogenannte "Sporthalle 76" in Ottenbeck als Reserve vor, um diese gegebenenfalls als Notunterkunft herzurichten. Die Stadt wolle aber möglichst vermeiden, dort Menschen unterbringen zu müssen, so Voigt. Das kann in absehbarer Zeit aber notwendig werden. Denn allein die Zahl der Ukraine-Flüchtlinge könnte sich in Stade im Laufe des Winters verdoppeln. Derzeit sind insgesamt 806 Geflüchtete in der Hansestadt registriert, davon rund 400 Kriegs-Vertriebene aus der Ukraine. Noch einmal die gleiche Anzahl an Ukrainern wird Stade bis Ostern 2023 als Kontingent zugewiesen.
Die Stadt bemüht sich bereits, weitere geeignete Räumlichkeiten zu finden, die von der Größenordnung unter einer "Massenunterkunft" liegen. Es sei geplant, das alte Kita-Gebäude in Schölisch als Quartier für Flüchtlinge zu nutzen, so Voigt. Außerdem habe man ein weiteres Bürogebäude ins Auge gefasst, das ähnlich wie das Ex-Jugendamt als Flüchtlingsquartier hergerichtet werden könnte. Weiterhin wird nach privaten Vermietern gesucht. Wer eine Wohnung für Geflüchtete anzubieten hat, kann sich per E-Mail unter ukraine@stadt-stade.de ans Rathaus wenden.
Von den 400 Ukrainern, die aktuell in Stade wohnen, sind knapp 300 dezentral - sprich in Privatwohnungen - untergebracht. Immerhin 136 sind Kinder und Jugendliche, davon 87 unter zwölf Jahren und 49 im Alter von 13 bis 17 Jahren.
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