Citynah wohnen und arbeiten
Stade hat große Pläne mit der Harschenflether Vorstadt
jd. Stade. Die DLRG-Ortsgruppe Stade muss ihr langjähriges Domizil am Harschenflether Weg räumen - was allerdings nicht überraschend kommt: Dass die Nutzung der in die Jahre gekommenen stadteigenen Gebäude ausläuft, stand schon länger fest und ist daher auch kein Aufreger. "Im Rahmen der Städtebausanierung ist beabsichtigt, dass Objekt abzureißen, um das Grundstück für städtebauliche Ziele nutzbar zu machen", heißt es in einer Erklärung der Stadt. Den Fuhrpark und Teile der Ausrüstung werde man anderswo unterbringen. Dieses Vorgehen ist mit der DLRG abgestimmt. Tatsächlich stellt der Abriss nur einen Mosaikstein innerhalb einer umfassenden Planung dar. Das gesamte Stadtquartier, zu dem das bisherige DLRG-Grundstück gehört, wird neu entwickelt und saniert: Die sogenannte Harschenflether Vorstadt soll zu einem Musterviertel für urbanes Wohnen und Arbeiten werden.
Derzeit ist dieses 18,6 Hektar große Stadtviertel - die Fläche entspricht 26 Fußballfeldern - überwiegend von Handel und Gewerbe geprägt. Auf dem Areal, das durch die Hansestraße, die Schwinge und das Klärwerk begrenzt wird, sind viele mittlere und kleine Handwerksbetriebe beheimatet. Entlang der Hansestraße ist der Handel angesiedelt und auf dem Gelände des abgerissenen Technikmuseums ist das Fachmarktzentrum entstanden.
Was in der Harschenflether Vorstadt aber weitgehend fehlt, ist ein Angebot an modern ausgestattetem Wohnraum. Das ist umso bedauerlicher, da dieses Viertel nur einen Steinwurf weit von der Stader Altstadt entfernt liegt. Wie attraktiv citynahes Wohnen sein kann, zeigt ein Blick über die Schwinge: Am jenseitigen Flussufer ist in der Salztorsvorstadt ein gehobenes Wohnquartier mit maritimem Charakter entstanden.
Aber anders als in der Salztorsvorstadt, wo eine triste Gewerbebrache einer neuen Nutzung zugeführt wurde, soll es in der Harschenflether Vorstadt einen Mix von Wohnen und Gewerbe geben. Die städtischen Planer sprechen hier von einem "durchmischten Stadtquartier". Und hier spielt das Objekt, das die DLRG jetzt räumen musste, eine Rolle: Auf dem Grundstück soll eines der geplanten Wohnhäuser entstehen.
Ziel ist es, diesen Bereich rund um den Harschenflether Weg als kleines Wohngebiet zu entwickeln. Geplant ist eine Bebauung mit drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern. Seitens der Stadt heißt es, dass es dort eine "angemessene Mischung aus preiswertem und frei finanziertem Wohnungsbau" geben soll.
Damit sich in diesem Bereich auch Dienstleister und Gastronomie ansiedeln können, erfolgt eine Ausweisung als Mischgebiet. Das gleiche gilt für ein größeres Areal entlang der Schwinge, während der hintere Bereich Richtung Klärwerk weiterhin ausschließlich dem Gewerbe vorbehalten bleibt. Dazwischen soll es öffentliche Freiflächen mit reichlich Grün geben, die das Ganze ein wenig auflockern und die Wohnqualität erhöhen sollen.
Die künftige Verkehrsanbindung der Harschenflether Vorstadt soll über eine komplett neue Straße erfolgen: die Wischhafener Straße. Diese wird über einen noch zu bauenden Kreisel in Höhe von Kaufland an die Hansestraße herangeführt. Ein weiterer Kreisel soll mitten im Quartier entstehen und dort den Verkehr weiter verteilen. Endpunkt der neuen Straße wird die Freiburger Straße sein. Die Anbindung erfolgt wiederum mittels eines Kreisels. Die Vorbereitung für den Straßenbau laufen schon. So ist bereits ein Vorbelastungsdamm für einen Teil der Trasse geschaffen worden, um den weichen Untergrund zu stabilisieren.
Mit dem Bau der Wischhafener Straße können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Zum einen erschließt diese Straße künftig die Harschenflether Vorstadt und zum anderen wird sie als zusätzlicher Autobahnzubringer fungieren, wenn Stade an der Freiburger Straße seine dritte A26-Auffahrt erhält. Das könnte gerade zu Stoßzeiten die Hansestraße deutlich entlasten.
Ein weiterer Vorteil der Wischhafener Straße: Die jetzige Hauptzufahrtstraße in das Quartier, der Harschenflether Weg, könnte zu einer verkehrsberuhigten Anliegerstraße werden. Das würde den geplanten Charakter dieses Bereiches als urbanes Viertel unterstreichen.
Städtebauförderung läuft bis 2028
Mit der Sanierung der Harschenflether Vorstadt befindet sich Stade seit 2013 in der Städtebauförderung. Zunächst waren 5,8 Mio. Euro an Investitionskosten angesetzt worden. Aufgrund verschiedener Faktoren (u.a. Preissteigerungen im Baugewerbe, schwierige Bodenverhältnisse mit Altlasten sowie Planänderungen) wird inzwischen von mehr als 10 Mio. Euro ausgegangen. Diese Summe teilen sich Bund, Land und Stadt zu jeweils einem Drittel.
Zudem gibt es wegen langwieriger Grundstücksverhandlungen und der "komplexen Gemengelage" im Sanierungsgebiet zeitliche Verzögerungen bei der Umsetzung von Maßnahmen. Deswegen wurde die Laufzeit des Sanierungsvorhabens um zwei Jahre verlängert. Die Städtebauförderung läuft jetzt erst 2028 aus.
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