Stattdessen wird ein Grundstück gekauft
Stade widmet Mittel um: Kein Wanderweg an der Schwinge
Seit Jahren ist die Hansestadt Stade dabei, die Harschenflether Vorstadt von einem tristen Gewerbegebiet mit zum Teil in die Jahre gekommener Bausubstanz zu einem modernen, lebendigen Quartier umzugestalten, in dem Wohnen, Handel, Handwerk und Dienstleistungen gleichermaßen Platz haben. Als offizielles städtisches Sanierungsgebiet fließen Fördermittel von Bund und Land in Millionenhöhe in das Areal, das durch Schwinge, Hansestraße und Freiburger Straße begrenzt ist. Jetzt soll ein Betrag aus dem Fördertopf umgeschichtet werden. Es geht darum, einen Erbbaurechtsvertrag auszulösen. Das Geld wird von einer anderen Maßnahme aus dem Sanierungsgebiet genommen: Das Projekt "Deichwanderweg" wird nicht umgesetzt.
Ablöse der Erbpacht
Konkret geht es um das Grundstück Harschenflether Weg 3. Das befindet sich in einem Maßnahmengebiet, in dem die Stadt die bestehenden neu strukturieren will. In dem sogenannten Mischgebiet sollen citynahe Wohnungen entstehen. Daneben ist Gewerbe weiterhin zulässig. Die Rede ist von einer "urban geprägten Neubebauung mit gemischten Nutzungen". Mehrere Grundstücke wurden bereits von der Stadt gekauft, alte Gewerbebauten abgerissen. Auch das betreffende Grundstück Nr. 3 - in dem darauf befindlichen Gebäude ist derzeit noch eine Akademie zur beruflichen Fortbildung untergebracht - stand bereits im Fokus der Stadt. In der Kostenübersicht für das Sanierungsgebiet wurde dafür vor zwei Jahren ein Ankaufswert von 160.000 Euro veranschlagt. Dann hieß es, dass die Ablöse von Erbpachtflächen nicht förderfähig sei. Das Grundstück wurde von der Liste genommen.
Keine neuen Fördermittel
Nun gibt es eine neue Sachlage: "Nach erneuter Rücksprache des Sanierungsträgers mit der NBank wurde klargestellt, dass Ankauf von Erbbaurechtsverträgen unter bestimmten Voraussetzungen zuwendungsfähig sind, sodass die Maßnahme reaktiviert werden soll", heißt es seitens der Stadt. Die Voraussetzungen seien erfüllt, also könne man die besagte Fläche doch erwerben. Der Haken an der Sache: Dafür gibt es keine neuen Fördermittel. Daher greift die Stadt auf das vorhandene Budget zurück und kippt eine andere Maßnahme aus dem Programm.
Bürgermeister wollte Weg bis Stadersand
Getroffen hat es den "Deichwanderweg", der das Nordufer der Schwinge für Spaziergänger erschließen soll. Einheimische und Urlauber sollten die Möglichkeit erhalten, ein Stück weit entlang der Schwinge laufen zu können. Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) hatte 2019 im Wahlkampf um den Chefsessel im Rathaus sogar erklärt, dass er einen Fuß- und Radweg entlang der Schwinge von Stade bis nach Stadersand schaffen will: "Diesen Weg zu realisieren, würde ich mir zur Aufgabe als Bürgermeister machen", erklärte Hartlef damals gegenüber dem WOCHENBLATT. Nach fast fünf Jahren im Amt muss leider festgestellt werden, dass in dieser Hinsicht bisher nichts passiert ist.
Und es wird wohl auch weiter nichts passieren. "Der geplante Deichwanderweg kann aufgrund von Eigentumsverhältnissen und einer fehlenden Anbindung voraussichtlich nicht bis Ende des Sanierungszeitraums umgesetzt werden", teilt die Stadt lapidar mit. Die dafür eingeplanten 220.000 Euro sollen nun für das Erbpachtgrundstück verwendet werden. Die Ablösekosten beziffert man im Stader Rathaus inzwischen auf 188.000 Euro.
Stadt will Architektenwettbewerb ausrichten
Nach dessen Erwerb soll das Gebäude auf dem Grundstück Harschenflether Weg 3 ebenso wie der Gebäudekomplex auf dem Nachbargrundstück Nummer 1 - es handelt sich um das bisherige Domizil der DLRG - im kommenden Jahr abgerissen werden. Mittels eines Architektenwettbewerbs sollen die besten Ideen für die Nutzung und Gestaltung des Grundstücks gefunden werden. Ziel ist es, eine hochwertige Architektur zu entwickeln, die gut zur Umgebung passt. Investoren können gemeinsam mit einem Architekturbüro entsprechende städtebauliche Konzepte einreichen, um sich für den Kauf des Grundstücks zu bewerben. Auszugehen ist von einer Kaufsumme von rund einer Million Euro. Entscheidend für die Vergabe des Grundstücks soll ausschließlich die Qualität der eingereichten Entwürfe sein. Der Baubeginn ist für das Jahr 2026 angepeilt.
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