Das meinen die WOCHENBLATT-Leser
Stader "Ankerplatz" kommt in der Leser-Kritik nicht gut weg
Beim "Ankerplatz" in der Stader City klaffen Anspruch und Realität noch weit auseinander: Dieses Fazit hat der WOCHENBLATT-Reporter nach einem spontanen Besuch des städtebaulichen Zukunftsprojektes auf dem Platz am Sande gezogen (für den Artikel hier klicken). Dass viele Vorhaben in dem "Container-Dorf" noch nicht umgesetzt sind, ist sicher in weiten Teilen der Pandemie und ihren Folgen geschuldet. Dennoch: Die Vision von einer Stätte der Begegnung, der Ideen und der verschiedensten Aktivitäten - von Urban Gardening über Streetfood bis zu Gemeinschaftsaktionen - darf nicht zu einer innerstädtischen Dauerbaustelle werden, bei der Baufortschritte nur im Schneckentempo erfolgen. Die erhoffte (Wieder-)Belebung des Platzes mit seiner bisherigen Tristesse hat jedenfalls noch nicht stattgefunden. Auch die Leserzuschriften zum Thema "Ankerplatz" zeigen, dass das Thema durchaus kritisch gesehen wird. Bemerkenswert ist, dass es keine positive Meinungsäußerung gab.
Hier eine Auswahl der Zuschriften:
"Die Idee, den tristen Platz am Sande zu beleben, ist gewiss zu begrüßen. Doch die Gestaltung lässt zu wünschen übrig. Die Container versprühen den Charme eines Umschlagterminals im Hamburger Hafen. Dass das Tor zur Altstadt von herumliegenden Palettenhölzern verschandelt wird, die überdies eine Stolpergefahr darstellen, ärgert mich am meisten. Preisverdächtig ist das sicher nicht. Vielleicht eher ein Fall fürs städtische Ordnungsamt - oder die Abfallbehörde im benachbarten Kreishaus." (Cord Kremer)
"Der Name Ankerplatz muss nicht gleichbedeutend mit Hafen-Feeling sein, indem dort hässliche Container Kisten aufgestellt werden. Ankerplatz bedeutet doch auch ein Plätzchen zum Verschnaufen und Pausieren. Aber nicht so. Bei voller Sonnenstrahlung wird man lebendig gegrillt. Gibt es in dieser Stadt keinen kreativen Ideengeber? Geld scheint doch vorhanden zu sein. Siehe Lübeck, ein gutes Beispiel. Das ist kreativ, grün und vorbildlich." (Andreas Vogt)
"Wo sind diese ollen Kisten und Kästen denn schön? Gemütlich überhaupt nicht. Es fehlt Grün in allen Bereichen. Auch der tolle Sitzplatz genau mit Blick in die Apotheke, für Leute mit Behinderung nicht zugänglich, furchtbar. Mit dieser Meinung bin ich auch nicht alleine, alle meine Bekannten finden den sogenannten Ankerplatz in keinster Weise geeignet, um dort gemütlich zu ankern. Schade, schade für Stade." (Rosi Eck-Höft)
"Bei der 'langen Nacht' war ich vom Ankerplatz begeistert. Tolle Atmosphäre. Die Container wurden genutzt. Und jetzt? Es ist mir zu trostlos, um dort meine Mittagspause zu verbringen. Der brummende Automat, der nur Strom 'schluckt' und überzuckerte Produkte anbietet, ist überhaupt nicht nachhaltig. Okay, die Fußbälle für den Kicker sind darin. Aber wie soll ich bei Sonnenschein den Preis erkennen?Und wo ist der Kochcontainer? Fragen über Fragen." (Gerlinde Tennhoff)
"Wenn ich mir den Platz Am Sande so anschaue, werden vor mir ganz große Fragezeichen sichtbar.
Man will den Machern vom Ankerplatz den guten Willen nicht absprechen. Aber ein bißchen mehr Professionalität haben die Stadt Stade und der Platz Am Sande schon verdient. Das gegenwärtige Gesamtbild vor dem Kreishaus ist keine Augenweide. Container gehören auf ein Schiff und Paletten gehören in die Container. Aber nicht auf das Zentrum der Stadt. Die Stadtverwaltung sollte den Vertrag mit dem "Ankerplatz-Verein" auslaufen lassen und den ursprünglichen Zustand wieder herstellen. Das gesparte Geld sollte für eine sinnvolle Zufahrt zum neuen Parkhaus an der Wallstraße genutzt werden. So wie es beim alten Parkhaus war, war es ungefährlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der erste Fahrradfahrer in der Wallstraße umgefahren wird.
Wenn Stade attraktiver gemacht werden soll, schafft man die hohen Parkgebühren ab, und schon wird in der Innenstadt wieder mehr Publikum sein. Wenn man sich den Platz vor dem ehemaligen Hertie-Kaufhaus und der Stadtsparkasse so anschaut, wundert es nicht, dass gerade ältere Menschen die Innenstadt meiden. Das kann auch nicht durch ein paar Container und Holzpaletten geändert werden. Dass man in einem Container auch Fahrräder abstellen kann, weiß wahrscheinlich kein Stader, geschweige denn ein Besucher......!
(Christian Zimmermann)
"Ich fand das Projekt von Anfang an unsinnig. Zumal man ja auch nie wirklich erfahren hat, was für andere Vorschläge überhaupt ins Rennen um die Neugestaltung des Platzes gingen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass der 'Ankerplatz' wirklich das beste Projekt aus über 30 Alternativen gewesen sein soll.
Das fängt schon damit an, dass an dem 'Ankerplatz' nichts Maritimes ist. Weder ist dort irgendwo Wasser in Sicht, noch erfüllen für mich Container dieses Kriterium. Container werden immer wie Container aussehen, genau wie Paletten immer nach Paletten aussehen werden. Mit "Lounge" hat das nicht mal ansatzweise etwas zu tun. Daran ist einfach nichts Einladendes. Egal, wie viel man daran noch rumwerkeln oder gestalten wird: Es ist und bleibt ein Provisorium. Und kein Schönes. Container haben den Charme von Baustelle oder Flüchtlingsunterkunft. Und absolut nicht von "Belebung der Innenstadt".
Auch soll dieser Platz ja so etwas wie 'Community' - Feeling versprühen. Dazu müssten natürlich erstmal genug Leute Lust und auch Zeit haben, hier mitzuwirken. Das Interesse hält sich aber scheinbar sehr in Grenzen, wenn das, was bisher zu sehen ist, alles sein soll, was hier zur Eröffnung Anfang September aufgebaut wurde. Vor allem gemessen an den Geldern, die dafür bereits geflossen und gesammelt wurden (z.B. wurden laut eigener Aussage 10.000 Euro für den sogenannten 'Jugendcontainer' per Crowdfunding gesammelt). Irgendwo war von "urbanem Dorf" zu lesen: ln einem Dorf ist aber 24 Stunden Leben. Wie soll das in dieser Containerwüste bewerkstelligt werden?
Der Platz ist mit dem Jahrmarkt gut belebt. Ja, der ist nur zweimal im Jahr. Warum jetzt ausgerechnet der Platz am Sande dauerhaft zum neuen Stader Highlight hochgejazzt werden soll, erschließt sich mir nicht. Drumherum finden sich Behörden, Gericht und ähnliches. Also keine Umgebung, die einladend wirkt. Selbst die dortigen Basketballkörbe wurden kaum genutzt. Für die meisten reicht der Platz einfach aus, um über ihn in die Innenstadt zu gelangen. Und genau dort gibt es nun wirklich genug "Baustellen", die man vorrangig angehen sollte.
Man könnte jetzt noch weiter gehen: Die einzige Zeit, in der Platz immer gut besucht war, war, als er zum Parkplatz umfunktioniert wurde. Dann musste man ja ein völlig überteuertes Parkhaus aus dem Boden stampfen, und dem Platz seine einzige Existenzberechtigung nehmen.
Das Projekt ist von Anfang an ein hoffnungsloser Flop mit Ansage, die weder die Innenstadt beleben, noch zum neuen Hotspot wird, zu dem "die Jugend" streben wird. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, der Ankerplatz ist der Mehrheit der Stader vollkommen egal. Wahrscheinlich wissen viele noch nicht einmal, dass dieses Projekt existiert.
Wie der Artikel richtig zeigt, klaffen zwischen Außendarstellung der Macher und Realität ganze Ozeane. Von daher war es sehr erfrischend, endlich mal einen sehr kritischen Artikel zu dem Thema zu lesen. Von der anderen lokale Redaktion kommen ja nur Jubelartikel." (Jan Bolle)
"Es ist schade, dass dieser große Platz in der Stader Innenstadt so stiefmütterlich behandelt wird. Man könnte so viel daraus machen. Die Ideen vom Ankerplatz hörten sich erst einmal recht gut an. Was am Ende dabei herauskam, ist recht dürftig und wirkt sehr halbherzig. Warum ist der Spielcontainer abgeschlossen? Völlig unsinnig! Die Pallettenlounge ist völlig überdimensioniert und unbequem. Da wären kleinere Sitzinseln in Gruppen mit Schatten sinniger, zumal wir laut Meteorologen immer heißere Sommer zu erwarten haben. In Anbetracht dessen wären Wasserspiele, Wasserstraßen oder Wasserbecken mit Solarbetrieb und dazu Trinkspender, wie es das schon in vielen Städten gibt, eine erfrischende Abkühlung im Sommer.
Statt dieser Holzhochbeete wären farbenfrohe Hochbeete mit Sitzgelegenheit ein echter Hingucker. Auch das gibt es bereits z.B. in Essen. Überhaupt braucht es in der Stader Innenstadt viel mehr Bäume, Begrünung und Sitzplätze zum Verweilen und nach Möglichkeit mit Schatten z.B. schattenspendende farbenfrohe Segel an Stangen zum Drehen. Auch der Pferdemarkt ist für die Nutzung ausschließlich als Busbahnhof zu schade. Hier gab es doch viele schöne Ideen. Wo ist das alles geblieben?" (Corinna Kunze)
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