Streitthema Camper Höhe
Stader BI: Fußballtribüne nicht verfallen lassen
jd. Stade. Wenn das Stichwort "Camper Höhe" fällt, steigt bei manchem Stader der Blutdruck. Bei diesem Thema kochten in den vergangenen Jahren die Emotionen hoch. Als die Stadtplaner vorhatten, die Sportanlagen auf der Camper Höhe zugunsten einer Wohnbebauung aufzugeben, regte sich heftiger Protest im Stader Stadtteil Campe. Es formierte sich eine Bürgerinitiative. Verwaltung und Politik lenkten ein. Es wurde ein sogenanntes Werkstattverfahren angeschoben, bei dem Anwohner und interessierte Bürger ihre Vorstellungen einbringen konnten. Der erste Verfahrensschritt wurde im Herbst 2019 abgeschlossen - mit Vorgaben zur künftigen Nutzung des Geländes, wobei eine Bebauung ausgeschlossen wurde. Dass seitdem nichts weiter passiert ist, findet die BI "Pro Camper Höhe" höchst ärgerlich. Sie reagiert mit Unmut auf die Mitteilung der Stadt, dass weitere Planungen bis 2025 ausgesetzt werden.
Drei Jahre Stillstand sind inakzeptabel
"Die Argumente der Stadtverwaltung für einen Stillstand über drei Jahre sind nicht zu akzeptieren", heißt es in einer Mitteilung der BI. Man werde jetzt nicht stillhalten, sondern alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Dialog zeitnah fortzusetzen. Die Bürger hätten viel Zeit investiert, um sich am Werkstattverfahren zu beteiligen. "Hier wird erwartet, dass es weitergeht", erklärt Volker Hansen, einer der BI-Sprecher.
Die BI mahnt zudem an, sich an die Beschlüsse des Verfahrens zu halten. Das sei etwa bei der Erweiterung der Realschule Camper Höhe nicht geschehen: Dort sei im Übergangsbereich zum Sportplatz ohne jede planerische Erfordernis ein Kahlschlag erfolgt, obwohl die Stadt zugesichert habe, keine weiteren Bäume zu fällen. "Dieses Versprechen ist nicht eingehalten worden", konstatiert Hansen. Er geht mit der Verwaltung hart ins Gericht: Die BI habe quasi nur nebenbei erfahren, dass das Verfahren für die Camper Höhe ausgesetzt sei. Die Behauptung, es fehlten derzeit die finanziellen Mittel, sei unglaubwürdig. Schließlich könnten ja auch 90.000 Euro in den Dirtbike-Park investiert werden. Es dränge sich das Gefühl auf, dass "genehme Projekte sofort und schnell angegangen werden, schwierige und nicht den eigenen Plänen entsprechende Entwicklungen gestoppt werden".
Was passiert mit der Tribüne?
Ein Kernpunkt der BI-Forderungen dreht sich um die Tribüne. "Das Tribünengebäude, das in diesem Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feiert, ist als Identifikationspunkt und Stadtteilzentrum zu erhalten", verlangt Hansen. "Abriss und Aufbau eines seelenlosen Neubaus" seien nur von auswärtigen Planern in die Diskussion eingebracht worden. Mit dem Erhalt der Tribüne würden sich besondere Chancen ergeben. Schließlich gebe es einen solchen Zuschauerraum für Freiluftveranstaltungen sonst nirgendwo in der Region. Hansen führt als Beispiele für eine mögliche Nutzung Schulfeste, Chorproben, Kleinkunstdarbietungen sowie politische Versammlungen an.
Doch, so der Vorwurf, die Stadt sei an einem Erhalt der Tribüne gar nicht interessiert. "Der Verfall ist offensichtlich. Viele Stader sprechen von einem Schandfleck."
Stadtbaurat weist Kritik der BI zurück
Im Stader Rathaus will man die Kritik der Bürgerinitiative nicht gelten lassen. Das Thema Camper Höhe werde keineswegs in böser Absicht vernachlässigt, erklärt Stades Stadtbaurat Lars Kolk. Derzeit gebe es aber zahlreiche Herausforderungen in Sachen Infrastruktur und Straßenbau, die viel Geld kosten. Angesichts knapperer Kassen müsse die Stadt Prioritäten setzen und nicht so wichtige Projekte schieben. Bei der Camper Höhe sei nun mal der Handlungsdruck nicht so groß. Der politische Beschluss stehe doch, so Kolk: "Es wird keine Wohnbebauung auf der Camper Höhe geben."
"Die BI hat doch einen maßgeblichen Erfolg erzielt und eine Bebauung verhindert", sagt der Stadtbaurat. Alles andere auf der Camper Höhe besitze nun die Priorität B. Dazu zähle auch der Wettbewerb, der seitens der Stadt aus Kostengründen voraussichtlich erst 2025 ausgeschrieben werde. "Dabei geht es aber nicht mehr um Ideen, sondern um konkrete Maßnahmen, die auch tatsächlich realisiert werden", sagt Kolk. Es sei eben kein Ideen-, sondern ein Umsetzungswettbewerb.
Wie die Camper Höhe in Zukunft gestaltet werde, sei ja bereits beim Werkstattverfahren beschlossen worden. Der Stadtbaurat betont aber: "Die Zukunft der Tribüne ist hier ausdrücklich offengelassen worden. Es gibt keinen Beschluss, diese Tribüne zu erhalten." Es sei lediglich beschlossen worden, diesen Bereich für soziale Belange zu nutzen und dort beispielsweise einen Stadtteiltreff zu schaffen.
Von der Forderung der BI, die Tribüne müsse bleiben, zeige er sich daher "irritiert", erklärt Kolk. Eine Entscheidung darüber, ob die Tribüne abgerissen wird oder nicht, könne erst 2025 fallen, wenn die Wettbewerbsbeiträge eingereicht seien. Bis dahin stecke die Stadt zum Teil fünfstellige Beträge in den Substanzerhalt der Tribüne. "Wir werden die Anlage aber nicht mit viel Aufwand sanieren, solange deren Zukunft nicht feststeht."
Sportverein sieht keinen Bedarf
Der VfL Stade, der derzeit die Sportanlagen auf der Camper Höhe nutzt, hat bereits erklärt, kein Bedarf an der Tribüne zu haben. "Sie ist für unseren Vereinssport nicht erforderlich", sagt der VfL-Vorsitzende Carsten Brokelmann. Auf den Plätzen auf der Camper Höhe laufe nur ein Trainingsbetrieb.
Das Werkstattverfahren:
Drei Zonen für die Camper Höhe
Im Rahmen des Werkstattverfahrens war beschlossen worden, die Camper Höhe in drei Zonen aufzuteilen. In der Zone 1 (nördlicher Bereich) sollen die Fußballfelder wegfallen, um einen öffentlicher Park anzulegen. In Zone 2 (mittlerer Bereich) sollen die Sportplätze, darunter der Kunstrasenplatz, erhalten bleiben. Saniert werden sollen die 400-Meter-Bahn und der Rasenplatz. Unterschiedliche Meinungen gab es hinsichtlich der Zone 3, die den südlichen Bereich mit der Tribüne umfasst. Die einen wollen sie abreißen, die anderen erhalten - mit der Begründung, der Tribünenbereich gehöre zum historischen Ambiente der Camper Höhe. Einig waren sich alle, in dieser Zone einen Ort der Begegnung zu schaffen.
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