SERIE "DIE FRAGEN-STAFFEL", TEIL 3
Stader CDU-Chef sieht sich als Grüner in der CDU
jd. Stade. Wer sind die Personen, die in Stade Politik machen? Viele Bürger wissen gar nicht, wer vor Ort die Entscheidungen trifft, von denen womöglich auch sie betroffen sind. Um ein wenig Interesse an der Kommunalpolitik zu wecken, hat das WOCHENBLATT eine Serie initiiert. Sie trägt den Titel: "Die Fragen-Staffel".
Das Motto der Serie lautet: "Ich hätte mal drei Fragen". Diese drei Fragen bekommt ein Stader Kommunalpolitiker gestellt. Danach nominiert der Befragte einen anderen Politiker, für den er wiederum drei Fragen formuliert. Es gilt dabei folgende Spielregel: Die Person, der die Fragen gestellt werden, muss einer anderen Partei bzw. Fraktion angehören. In dieser dritten Runde richtet der FDP-Ratsherr Enrico Bergmann drei Fragen an den CDU-Ortsvereinsvorsitzenden Prof. Dr. Felix Kruse.
Enrico Bergmann:Bei uns gibt es einige Parallelen. Im Rat seit 2021, Stader Parteivorsitzender, Familienvater und Vollzeit im Beruf. Ich spreche aus eigener Erfahrung, dass ein politisches Ehrenamt viel Zeit in Anspruch nimmt. Wie schaffst du die Balance zwischen Familie, Beruf und Ehrenamt? Was war deine Motivation, ein politisches Ehrenamt zu übernehmen?
Felix Kruse: Da müssen halt Dinge wegfallen. Mein zeitaufwändiges Hobby Segelfliegen liegt nun erstmal auf Eis. Das war nicht kompatibel mit Familie, Beruf und Politik. Aber dafür darf ich die nächsten viereinhalb Jahre unsere Heimat Stade mitgestalten. Das war meine Motivation. Ich habe festgestellt, dass Dinge in der Politik nicht so gelaufen sind, wie ich es als gerecht empfunden habe. Motzen war keine Option. Mitmachen fand ich besser, zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern. Einen kleinen Anschubser hat es 2015 noch gebraucht. Ich schwankte zwischen den Grünen und der CDU. Die CDU war aktiver in der Mitgliederwerbung. Jetzt bin ich der Grüne in der CDU, den Grünen wäre ich wohl in einigen Positionen zu konservativ gewesen.
Enrico Bergmann: Du bist Professor an der HAW Hamburg und in der Politik tätig. Dass Wissenschaft und Politik an einem Strang ziehen müssen, zeigen uns die vielen Zukunftsthemen wie Mobilität, Energieversorgung und Gesundheit. Wie und wo wirkt sich dein wissenschaftlicher Hintergrund in der Stader Politik aus? Gibt es in Stade ein spezielles Thema, das du schnell vorantreiben möchtest?
Felix Kruse: In erster Linie bei den technischen Themen wie Energie, Mobilität, Umwelt- und Klimaschutz. Oder beim Lüftungsthema. Im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss sitze ich in den dafür passenden Gremien. Die Energiewende liegt mir besonders am Herzen, da gibt es viel mehr als nur Solarstrom. Wissenschaft und Politik sind leider kein Liebespaar. In der Wissenschaft zählen komplexe Fakten, öffentlichen Druck gibt es nicht. In der Politik ist dieser hingegen enorm. Populäre Maßnahmen sind verlockend, ebenso wie allen Gruppenwünschen gerecht zu werden. Facebook und Co. kommen noch hinzu. So gehen Politik und Wissenschaft öfter mal getrennte Wege. Ich gebe mir daher Mühe, die Vorteile neuer Technologien für die Gemeinschaft vorzuleben und verständlich darzustellen. In Kursen, Vorträgen, aber auch auf Youtube und Instagram. Es braucht mehr Austausch der Fachleute der Stader Parteien.
Enrico Bergmann: Du bist begeisterter Radfahrer. Welche Orte muss ich in Stade mit dem Fahrrad besucht haben? Wo hat Stade noch Nachholbedarf aus der Sicht eines Radfahrers?
Felix Kruse: Komm zu uns ins Schwedenviertel! Es gibt Bier und Bratwurst. Die Mängel von Stades Radwegenetz sind zu zahlreich, um sie hier zu nennen. Aber da passiert gerade viel, um das zu ändern. Wir müssen in Stade mehr an einen Mobilitätsmix denken. Das Fahrrad ist ein Teil davon. Ich nutze es, um in Stade schneller von A nach B zu kommen. Dazu hab ich eine HVV-Jahreskarte, fahre viel mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln. Unser Familienauto ist ein e-Golf mit 200 bis 300 Kilometer Realreichweite. Reicht völlig, den Rest machen wir mit der Bahn.
• Felix Kruse stellt in der nächsten Mittwochs-Ausgabe des WOCHENBLATT drei Fragen an den Grünen-Nachwuchspolitiker Tim Evers.
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