Stader Politik taub für eine gute Idee?
Rat Stade vertagt Entscheidung zu Höranlagen: WOCHENBLATT mischt sich ein
tp. Stade. Einerseits ehrt die Stadt Stade Katharina Boehnke-Nill (58), Vorsitzende des Vereins "Hören ohne Barriere", wegen ihres Engagements für Gehörlose, andererseits vertagt der Rat die Anschaffung von besonderen Höranlagen in drei städtischen Friedhofskapellen in die ferne Zukunft. Als "Widerspruch", kritisiert dies Wilfried Vagts (67), Chef des Seniorenrates Stade. Als sich das WOCHENBLATT einmischt, wollen alle Beteiligten über die schnellste und beste Lösung diskutieren.
Mit Stolz nahm Katharina Boehnke-Nill, selbst hörgeschädigt, beim Neujahrsempfang im Januar die Ehrennadel für ihre Leistungen im Verein "Hören ohne Barriere" an, auf dessen Betreiben spezielle drahtlose Höranlagen, z.B. im Kreishaus, bei Stadtführungen oder im Sozialgericht angeschafft wurden.
Auf Antrag des Seniorenrates befasste sich die Politik der Stadt seit vergangenem Frühjahr auch mit dem Einbau von Höranlagen in die Friedhofskapellen, u.a. am Geestberg und in Campe. Geld wurde - entgegen der Empfehlung des Sozialausschusses - dafür jedoch nicht in den Haushalt eingestellt. Wilfried Vagts, der für Barrierefreiheit kämpft, stößt ein entsprechendes Ratsvotum vom Dezember übel auf. Nach einem Schreiben der Stadtverwaltung, das Vagts vorliegt, sei mit einer Investition frühestens ab 2019 zu rechnen.
Die Sozialausschuss-Vorsitzende Sabine Giesler (SPD) betont, dass die Entscheidung lediglich mit einem Prüfantrag an die Verwaltung vertagt wurde. Die Stadt solle zunächst die geeignete Technik und die Kosten für "dieses interessante Vorhaben" ermitteln, das einen wichtigen Beitrag zum Abbau von Hörbarrieren leisten könne.
Mit Blick auf die gesamte Ratspolitik sagt Wilfried Vagts: "Einfach nur peinlich. Die lavieren herum und lenken doch nur notgedrungen ein."
Der Verein "Hören ohne Barriere" veranstaltet am Montag, 14. März, um 18 Uhr seinen nächsten Info-Abend im Treffpunkt "Schöne Zeit". Mit interessierten Bürgern, Politikern und Seniorenratsmitgliedern sollen die technischen Möglichkeiten erörtert werden. Katharina Boehnke-Nill scheint eine funkgesteuerte "FM"-Anlage am geeignetsten. Anders als die zunächst im Ausschuss diskutierten fest in Gebäuden installierten "Hörschleifen" können solche Geräte auch im Freien benutzt werden. Wichtig, wenn sich den Trauerfeiern Reden am Grab anschließen.
Nach Böhnke-Nills Auffassung sollte über eine private Finanzierung solcher Anlagen nachgedacht werden. Möglich sei, dass Bestatter die Technik als Dienstleistung anbieten.
Redakteur:Thorsten Penz aus Stade |
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