Serie "Die Fragen-Staffel", Teil 5
Stader SPD-Ratsherrin: Politik ist oft "alt und männlich"
jd. Stade. Wer sind die Akteure, die in Stade Politik betreiben? Viele Bürger wissen gar nicht, wer vor Ort die Entscheidungen trifft. Um ein wenig Interesse an der Kommunalpolitik zu wecken und um zu erfahren, wie die Politiker über bestimmte Themen denken, hat das WOCHENBLATT eine Serie initiiert. Sie trägt den Titel: "Die Fragen-Staffel".
Das Motto der Serie lautet: "Ich hätte mal drei Fragen". Diese drei Fragen bekommt ein Stader Kommunalpolitiker gestellt. Danach nominiert der Befragte einen anderen Politiker, für den er wiederum drei Fragen formuliert. Es gilt dabei folgende Spielregel: Die Person, der die Fragen gestellt werden, muss einer anderen Partei bzw. Fraktion angehören. In der fünften Runde richtet der Grünen-Politiker Tim Evers drei Fragen an Elena Brückner. Sie sitzt seit dem Herbst für die SPD im Rat und ist stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) in Stade.
Lesen Sie hier alle Artikel aus der Serie "Fragen-Staffel"Tim Evers: Wir beide gehören im Stader Rat zu den Jüngeren. Genau wie ich warst du in der Schülervertretung aktiv. Diese Zeit liegt bei dir jedoch länger zurück als bei mir. Was hat dich dazu bewogen, jetzt den Schritt in die Politik zu gehen?
Elena Brückner: Direkt nach dem Abitur hatten andere Dinge Priorität: Ausbildung, Studium und im Berufsleben Fuß fassen. Und, das unterscheidet meine Generation von der Fridays-for-future-Generation, es gab auch wenige Gründe, sich politisch zu engagieren. Die großen Themen wie Klimaerhitzung, Rassismus und Gleichberechtigung spielten damals noch keine große Rolle - uns ging es oberflächlich betrachtet gut. Erst als ich mit Handball aufgehört habe und zeitgleich die Proteste um "FFF" und "Black Lives Matter" aufkamen, habe ich mich mit meinen Privilegien kritisch auseinandergesetzt. Vor zwei Jahren habe ich mich dann dazu entschlossen die freigewordene Zeit zu nutzen, um eine Stimme für diejenigen zu sein, die keine Lobby haben.
Tim Evers: Politische Entscheidungen sind wesentlicher Teil der öffentlichen Diskussion. Das merken selbst wir auf kommunaler Ebene. Oft gibt es Kritik und dennoch wollen sich immer weniger Menschen selber politisch engagieren. Was würdest du gerne unternehmen, um dieser Tendenz entgegenzuwirken?
Elena Brückner: Ich stelle mich gerne solchen Diskussionen und kann die Frustration der Menschen gut nachvollziehen. Politik ist leider an vielen Stellen noch immer nicht transparent und nachvollziehbar. Ich bin der festen Überzeugung, dass es auch wieder mehr Menschen gibt, die sich politisch engagieren wollen, wenn wir Entscheidungsprozesse besser erklären. Außerdem brauchen gerade junge Menschen Vorbilder. Wir müssen von dem Bild wegkommen, dass Politik vor allem alt und männlich ist. Mein Credo ist „Change it or leave it“. Soll heißen: Wenn mich etwas stört, dann mache ich etwas dagegen. Mit 38 Jahren bin ich das jüngste Mitglied der SPD-Fraktion und mein Ziel ist es, dass 2026 mehr junge Kandidierende auf aussichtsreichen Listenplätzen zu finden sind.
Tim Evers:Politik kann manchmal sehr anstrengend und auch mal frustrierend sein. Gerade für uns Neulinge läuft einiges nicht immer so, wie wir es uns vorgestellt bzw. gewünscht haben. Was unternimmst du zur Entspannung und zum Abschalten?
Elena Brückner: Im vergangenen halben Jahr habe ich gelernt, dass wichtige Entscheidungen Zeit benötigen. Das war anfangs tatsächlich frustrierend, aber andererseits ist es wichtig, Themen nicht nur einseitig zu betrachten, um bestmögliche Kompromisse zu finden. Ich war eher auf kurze Sprints eingestellt, wollte so schnell wie möglich alles verstehen und überall dabei sein. Nun bin ich gerade dabei, ein Gleichgewicht zwischen Privatleben, Ehrenamt und Arbeit zu schaffen, das gelingt mir noch nicht immer perfekt, aber mein wunderbarer Freundeskreis, meine Familie, Sport oder auch einfach mal alleine sein, helfen mir, meine leeren Akkus wieder aufzuladen.
• Elena Brücker gibt den Staffelstab an die CDU-Ratsherrin Britta Meyer weiter.
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