Streit wegen Naturschutzgebieten
(bc). Naturschutz und Landwirtschaft unter einen Hut zu bringen, ist nicht so einfach, wie sich am Mittwoch im Ausschuss für Regionalplanung und Umweltfragen wieder einmal verdeutlichen sollte. Bisher setzte der Landkreis im Europäischen Vogelschutzgebiet Unterelbe in Nordkehdingen auf eine vertraglich fixierte Vereinbarung mit den Landwirten. Bisher.
Jetzt soll ein Teil der Fläche in Kehdingen (1.400 von 5.000 Hektar) - wie übrigens auch auf der Elbinsel Krautsand - behördlich verordnetes, hoheitliches Naturschutzgebiet werden. So will es Landrat Michael Roesberg. Nicht aber CDU und Freie Wählergemeinschaft (FWG), die am Mittwoch im Beisein von rund 50 Landwirten mehrheitlich gegen den Landrat-Vorschlag stimmten.
Aus Sicht der Kreisverwaltung sollte das neue Naturschutzgebiet Kehdinger Marsch die getroffenen Vereinbarungen mit den im Schutzgebiet wirtschaftenden Bauern ergänzen. 2013 hatte der Landkreis nach jahrelangen Verhandlungen die Verträge mit den Landwirten abgeschlossen. In den Kontrakten ist die Bewirtschaftung der Flächen geregelt. So dürfen z.B. keine Grünland- in Ackerflächen umgewandelt werden. Bei einem staatlichen Schutzgebiet befürchten die Landwirte Nachteile für ihre Betriebe.
Warum überhaupt soll das neue Naturschutzgebiet jetzt kommen? Weil die EU den hoheitlichen Schutz für international bedeutende, sogenannte Natura-2000-Gebiete fordert. Brüssel hat gegenüber der Bundesrepublik Deutschland bereits ein „Vertragsverletzungsverfahren“ wegen nicht zeitgerechter Sicherung aller Natura-2000-Gebiete eingeleitet. Zweck dieser Gebiete ist der länderübergreifende Schutz gefährdeter wildlebender heimischer Tier- und Pflanzenarten.
Zur Entscheidung im Ausschuss erklärt Roesberg: „Die vorgeschlagene Naturschutzverordnung für Teile des EU-Vogelschutzgebietes dient ausschließlich der Absicherung der bereits mit den Landwirten unterzeichneten Verträge.“ In Kombination würden das Teilnaturschutzgebiet und der Vertragsnaturschutz den von der Kreisverwaltung gut durchdachten Königsweg darstellen, um den Konflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz an der Unterelbe beizulegen. Roesberg: „Es wäre schade, wenn das Land Niedersachsen uns das Instrument des Vertragsnaturschutzes aus der Hand schlägt.“
Denn: Jetzt bleibt abzuwarten, wie das Umweltministerium in Hannover als Fachaufsichtsbehörde auf die Situation im Landkreis Stade reagiert.
Redakteur:Björn Carstens aus Buxtehude |
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