Landkreis Stade will finanziell unterstützen
Tafeln brauchen Hilfe, damit sie weiter helfen können
Die Lebenssituation von Menschen hat sich infolge der Inflation extrem verschlechtert. Viele Familien und Alleinstehende leben am Rand des Existenzminimums. Wertvolle Hilfe leisten im Landkreis Stade die Tafeln, die Bedürftige mit Lebensmittel versorgen. Doch die Tafeln sind inzwischen selbst auf Hilfe angewiesen. Der Landkreis und die Kommunen, in denen sich Tafel-Ausgabestellen befinden, signalisieren finanzielle Unterstützung.
Kreisweit gibt es drei Tafeln mit insgesamt sieben Ausgabestellen, die sich allesamt in kirchlicher Trägerschaft befinden. Die vom Diakonieverband Buxtehude-Stade organisierte Stader Tafel hat Standorte am Stader Schwingedeich, im Gemeindehaus der Markuskirche in Stade-Hahle, im evangelischen Gemeindehaus in Drochtersen und in der Eulsetehalle in Himmelpforten. Die Buxtehuder Tafel, die in Trägerschaft der St.-Petri-Gemeinde ist, hat Ausgabestellen in Buxtehude sowie in Horneburg. Die Harsefelder Tafel, die sich Anfang 2023 von der Stader Tafel losgelöst hat, arbeitet jetzt unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde.
Spendenbereitschaft geht zurück
Die Tafeln im Landkreis Stade stehen bereits seit längerer Zeit vor großen Problemen. Einerseits ist der Bedarf in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Immer mehr Menschen kommen in die Ausgabestellen. Gründe sind vor allem die zunehmende soziale Not aufgrund der Teuerung, gestiegene Flüchtlingszahlen und die Aufnahme von Kriegsvertriebenen aus der Ukraine. So hat sich allein bei der Stader Tafel die Zahl der "Kunden" in den vergangenen drei Jahren mehr als verdreifacht. Auf der anderen Seite verzeichnen die Tafeln einen Rückgang bei den Spenden. Auf Spendengelder sind die Tafeln aber angewiesen, um den Betrieb der Ausgabestellen im bisherigen Umfang aufrechterhalten zu können. Zudem sind aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen immer weniger Geschäfte bereit, Lebensmittel unentgeltlich an die Tafeln abzugeben. Die Akquise von Waren wird für die Tafeln immer schwieriger und aufwendiger.
Mittel wurden nicht abgerufen
Bereits Ende 2022 hatte der Kreistag beschlossen, 20.000 Euro für die Tafeln bereitzustellen, damit diese nachgewiesene finanzielle Defizite ausgleichen können. Was aber angesichts der schwierigen Lage der Tafeln verwundert: Im vergangenen Jahr wurden Mittel gar nicht abgerufen. Eine Nachfrage der Kreisverwaltung bei der Stader Tafel ergab: Ein Defizitausgleich seitens des Landkreises ist aufgrund des kirchlichen Haushaltsrechts auf diese Weise gar nicht zu bewerkstelligen. Da sich alle Haushaltsposten bei der Diakonie untereinander decken müssen, kann das Jahresergebnis bei der Stader Tafel gar kein Defizit ausweisen. Die Arbeit der Tafel wird sozusagen "quersubventioniert" durch die anderen Aufgabenbereiche des Diakonieverbandes.
Pauschale Summe als Unterstützung
Allerdings kann der Diakonieverband diese Praxis nicht lange aufrechterhalten. Bleiben zweckgebundene Spenden für die Stader Tafel weiter aus, muss deren Angebot reduziert oder im schlimmsten Fall sogar eingestellt werden. Doch soweit soll es nicht kommen. Die Kreisverwaltung schlägt daher vor, die drei Tafel-Organisationen im Kreisgebiet in den kommenden drei Jahren finanziell zu unterstützen. Pauschal und ohne Nachweis eines Defizites sind 18.000 Euro vorgesehen, wobei auf die Stader Tafel 12.000 Euro, die Buxtehuder Tafel 4.000 Euro und die Harsefelder Tafel 2.000 Euro entfallen.
Kommunen sollen sich beteiligen
Der Landkreis erwartet aber auch, dass sich die Kommunen mit den Tafel-Standorten ebenfalls finanziell beteiligen. Für den Bereich der Stader Tafel wurde bereits eine grundsätzliche Bereitschaft aus den jeweiligen Rathäusern signalisiert. "Die Hansestadt Stade wird einen Betrag von 6.000 Euro für die Stader Tafel in die politische Diskussion nehmen", heißt es aus dem Kreishaus. Die bei der Unterstützung der Tafel gemeinsam agierenden Kommunen Drochtersen und Nordkehdingen und die Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten wollen jeweils 3.000 Euro aufbringen.
Damit stünden allein der Stader Tafel 24.000 Euro zur Verfügung, jeweils zur Hälfte vom Landkreis und den Kommunen bereitgestellt. Allerdings wird dies nur als zeitlich befristete Lösung verstanden. Der Diakonieverband ist aufgefordert, tragfähige Konzepte für die weitere Zukunft der Tafeln zu erarbeiten. Die bereitgestellten Summen werden quasi als "Anerkennungsbetrag" verstanden, mit dem "die zivilgesellschaftlich wertvolle Arbeit der Tafeln" gewürdigt werden soll.
Über die Finanzhilfen für die Tafeln will die Politik am Donnerstag, 5. September, diskutieren. Um 15 Uhr tagt im großen Sitzungssaal des Stader Kreishauses der Ausschuss für Gesundheit, Soziales und Sport.
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