Pro-Atomkraft-Initiative wirft BUND Falschinformation vor
"Unwahrheiten" über AKW Brokdorf verbreitet?
(jd). Das Kernkraftwerk Brokdorf liegt nur wenige Kilometer vom Landkreis Stade entfernt auf der schleswig-holsteinischen Elbseite. Der Rückbau des Atommeilers nach dessen Stilllegung könnte die Bevölkerung wegen einer möglichen Strahlenbelastung gefährden, warnte kürzlich der Umweltverband BUND. Die Abrisspläne des Betreibers Preussen Elektra seien unzureichend. Das Risiko wäre vermeidbar, wenn nicht übereilt vorgegangen würde. Das WOCHENBLATT griff die Kritik des BUND auf, da wegen der Nähe zum Kraftwerk womöglich auch der nördliche Landkreis Stade betroffen wäre. Darauf hat nun eine Bürgerinitiative "MIT Kernenergie" reagiert. Sie weist die BUND-Kritik am mangelhaften Rückbaukonzept zurück.
Der Rückbau werde mindestens 20 Jahre dauern, heißt es in der Stellungnahme der Bürgerinitiative. Wenn bereits in der Betriebsphase der Antrag auf Rückbau gestellt werde, unterstreiche das die Ernsthaftigkeit, mit der der Betreiber vorgehe. Schließlich verlange das Atomgesetz einen "unverzüglichen Rückbau". "Wer in Bezug auf deutsche Genehmigungsverfahren beim Rückbau nuklearer Anlagen von Hektik redet, dem sind wahrscheinlich auch Schneckenrennen zu aufregend", meint Hauke Rathjen, einer der BI-Sprecher.
Rathjen hält auch einen weiteren Hauptvorwurf des BUND für unhaltbar: Die Umweltorganisation hatte bemängelt, dass wegen der Lagerung der Brennstäbe im Abklingbecken bis 2026 keine Dekontamination des dann stillgelegten AKW erfolgen könne. "Eine solche Behauptung zeigt einmal mehr die fehlenden Grundkenntnisse auf Seiten des BUND", meint Rathjen. Die Dekontamination nuklearer Anlagenteile könne unmittelbar nach Abschalten der Anlage beginnen. Ob und wie viele Brennelemente sich dann im Abklingbecken befinden, sei dabei völlig irrelevant.
Als "schlichtweg eine Unwahrheit" bezeichnet die Initiative die Kritik des BUND, dass die Sicherheitsanforderungen des atomaren Zwischenlagers in Brokdorf in Bezug auf Unfälle und Angriffe nicht erfüllt werden. Dieses Standortzwischenlager habe eine Betriebsgenehmigung bis 2047. Hinsichtlich des Lagers seien alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt und behördlich bestätigt.
Auch der Hinweis des BUND auf eine mögliche Gefährdung des Zwischenlagers durch Sturmfluten, die in Zukunft klimabedingt wohl höher ausfallen werden, halten die Vertreter von "MIT Kernenergie" für überzogen. "Noch weniger Sorgen darüber müsste man sich allerdings machen, wenn man die CO-freie Kernenergie weltweit noch stärker ausbauen würde", so Rathjen.
Seine Forderung: "Der BUND sollte den Rückbau der Kernkraftwerke nicht länger mit unhaltbaren Argumenten behindern." Es sei widersinnig, wenn gerade die Organisationen, die Jahrzehnte für einen unverzüglichen Abbau der Kernkraftwerke demonstriert haben, genau diesen Abbau verhindern wollen.
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