Mehrkosten beim BCR
Warum der Stader Bildungscampus teurer wird
Der Bildungscampus Riensförde (BCR) befindet sich fast auf der Zielgeraden. In weniger als einem halben Jahr sollen Grund- und Oberschule sowie die Kita ihren Betrieb aufnehmen. Wer will, kann live mitverfolgen, wie die Gebäude in die Höhe wachsen und der gesamte Komplex Gestalt annimmt. Der Generalunternehmer für das bis dato größte Bauvorhaben der Hansestadt, die Baufirma Goldbeck aus Bielefeld, hat zwei Webcams installiert, die den Baufortschritt im Zehn-Minuten-Takt dokumentieren (goldbeck542.hi-res-cam.com/ bzw. goldbeck543.hi-res-cam.com/). Die Gebäude sollen laut dem mehr als 2.100 Seiten umfassenden Vertrag noch vor den Sommerferien sozusagen schlüsselfertig mitsamt Inventar übergeben werden. Vereinbart ist ein Festpreis von genau 72.520.955 Euro. Jetzt stellt sich heraus, dass dieser Preis doch nicht in Stein gemeißelt ist. In einem gewissen Rahmen darf Goldbeck doch noch an der Preisschraube drehen.
Keine Kostenexplosion
In der Stader Politik gab es die Befürchtung, dass das Bielefelder Bauunternehmen - wie viele andere Firmen aus der Baubranche - die Preissteigerungen infolge von Corona-bedingten Lieferengpässen und aufgrund des Ukraine-Kriegs zum Anlass für Aufschläge nehmen könnte. Doch das ist nicht geschehen. Goldbeck hält sich an die Verträge. Die Mehrkosten entstehen dadurch, wenn seitens der Stadt nachträglich eine bessere Qualität beim Material bzw. eine zusätzliche Ausstattung gewünscht wird oder sich die gesetzlichen Anforderungen nach Vertragsabschluss geändert haben. Eine Kostenexplosion à la Elbphilharmonie ist allerdings nicht zu befürchten. Im Moment rechnet die Stadt mit Zusatzkosten von rund 600.000 Euro. Das wäre ein Zuschlag von weniger als einem Prozent der Auftragssumme.
Grundlage für die Festpreis-Vereinbarung sind sogenannte funktionale Leistungsbeschreibungen und Raumtypenbücher, in denen Bauausführung und Ausstattung fest definiert sind. Von Anfang an war aber vereinbart worden, dass bei Abweichungen - sei es auf Wunsch der Stadt, sei es aufgrund neuer rechtlicher Vorgaben - eventuelle Mehrkosten zu Lasten der Stadt gehen. Dafür gibt es ein festes formales Prozedere: Goldbeck muss der Stadt als Auftraggeber jeden einzelnen Posten, der geändert werden soll, zwecks Prüfung und Genehmigung vorlegen. Das war bisher 56-mal der Fall. Einiges wurde abgelehnt.
Zusätzlich grüne Dächer
In vielen Fällen gab es aber grünes Licht aus dem Rathaus. Einige Beispiele: Die Gebäude werden aus Klimaschutzgründen mit einer Dachbegrünung (plus 226.000 Euro) versehen. Außerdem erhalten die naturwissenschaftlichen Fachräume an der Oberschule einen höheren Standard (plus 106.000 Euro) und in der Sporthalle wird eine Medientechnik für Veranstaltungen mitsamt Anzeigetafeln installiert (plus 131.000 Euro). Um die Anforderungen aus dem Digitalpakt für Schulen zu erfüllen, wird für den Internet-Zugang neben dem WLAN zusätzlich eine LAN-Umgebung eingerichtet (plus 75.000 Euro). Einige Kosten reduzieren sich aber auch nach erneuter Prüfung der Anforderungen. So können bei der Möblierung jetzt 290.000 Euro weniger angesetzt werden. Dieser Kostenvorteil wird mit den Mehrkosten verrechnet.
Aber nicht nur bei den Gebäuden, sondern auch im Außenbereich hat sich einiges getan: Fast zwei Jahre nach Baubeginn ist deutlich erkennbar, wo sich was auf dem von der EVB-Bahnstrecke zweigeteilten Gelände befindet. Zur Harsefelder Landstraße hin befinden sich Parkplätze, Bushaltestelle und Turnhalle. Durch die Bahnunterführung gelangen die Schüler zur Ober- und Grundschule.
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