Ex-Bundespräsident war zu Gast
Zukunftswerkstatt in Stade: Plädoyer für die Demokratie
In einer Demokratie zu leben, ist keine Selbstverständlichkeit – und deshalb gilt es, demokratische Rechte aktiv zu verteidigen. Bei der fünften Zukunftswerkstatt im Stader Kreishaus, zu der Landrat Kai Seefried eingeladen hatte, herrschte Einigkeit darüber, dass Bürgerinnen und Bürger für Freiheit und Frieden einstehen müssen. Ein Abend mit nachdenklichen Momenten und einem klaren Appell zum Engagement.
Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Rund 200 Gäste verfolgten die Veranstaltung im Kreishaus Stade, während viele weitere über den Livestream dabei waren. Unter dem Motto „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ stellten Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche sowie Schülerinnen und Schüler des Stader Vincent-Lübeck-Gymnasiums (VLG) ihre Sicht der Dinge vor.
„Müssen wir nicht viel mehr tun, um unsere Demokratie zu schützen?“, fragte Seefried zu Beginn der Zukunftswerkstatt. Eine Antwort lieferte Bundespräsident a.D. Christian Wulff. „Wir sind verantwortlich für unser Land“, betonte der CDU-Politiker und ehemalige niedersächsische Ministerpräsident. Er rief dazu auf, sich für Frieden und Freiheit einzusetzen. Die Demokratie sei als Staatsform unverzichtbar - auch wenn es anstrengend sei, sich dafür einzusetzen.
Wulff ging auch auf die Migrationsdebatte ein. Diese werde oftmals übertrieben. „Migration ist nicht die Mutter aller Probleme“, stellte er fest. Der Ex-Bundespräsident verwies auf die Bedeutung von Menschen mit Migrationshintergrund. Ohne sie würde es in vielen Bereichen der Wirtschaft Probleme geben. Er forderte zu einer sachlichen Diskussion auf und appellierte für mehr Zusammenhalt: „Einheit in Vielfalt – das sollte das Motto sein.“
Kritischer Blick auf die Stimmung im Land
Kritischer wird die aktuelle Stimmung im Land allerdings von vielen Bürgern gesehen. Dr. Sandra Fischer von der Universität Bonn präsentierte dazu die Ergebnisse einer von ihr mit verfassten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung unter dem Titel „Demokratievertrauen in Krisenzeiten“. Laut der Studie sind nur 50 Prozent der Befragten mit der Demokratie zufrieden, und 75 Prozent nehmen einen Rückgang des gesellschaftlichen Zusammenhalts wahr. „Mehr Engagement auf kommunaler Ebene wäre wichtig, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen“, erklärte Fischer. Sie plädierte dafür, dass Kommunen gezielt den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen.
Integration am Arbeitsplatz und in der Schule
Superintendent Dr. Marc Wischnowsky vom evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Stade sprach darüber, wie wichtig es sei, Räume der Begegnung zu schaffen, besonders für die Jüngeren. „Wie wir auf die Gesellschaft blicken, hat auch mit unserer inneren Haltung zu tun“, sagte Wischnowsky. Für klare Rahmenbedingungen sprach sich die Cuxhavener IHK-Geschäftsstellenleiterin Anna-Christina Riebau aus. Unternehmen bräuchten Verlässlichkeit und Planungssicherheit, betonte sie. Die Herausforderungen des Fachkräftemangels und der Bürokratie könnten nur gemeinsam angegangen werden – der Arbeitsplatz als Begegnungsplatz biete zudem eine Chance für gelungene Integration. Immerhin hätten 27 Prozent der Erwerbstätigen einen Migrationshintergrund.
Auch die Schüler des Vincent-Lübeck-Gymnasiums brachten ihre Sichtweise auf Integration und gesellschaftliches Miteinander ein. Sie forderten Engagement sowohl von Menschen mit als auch ohne Migrationsgeschichte. Wulff ermutigte die Jugendlichen, selbst aktiv zu werden und sich für ein besseres Miteinander einzusetzen.
Landrat Kai Seefried beendete den Abend mit einem eindringlichen Appell: „Jede und jeder ist gefragt – beruflich wie privat.“ Es gehe darum, Verantwortung zu übernehmen, eine klare Haltung zu zeigen und nicht alles dem Staat zu überlassen. Nur gemeinsam könne der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden, um Demokratie und Frieden auch in Zukunft zu sichern.
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