Stade hat trotz der Pandemie eine solide Einnahmesituation
Zwischenfazit nach zwei Jahren: Interview mit Stades Bürgermeister Sönke Hartlef
jd. Stade. Bei der Kommunalwahl im September entschieden die Stader Bürger über die Zusammensetzung des neuen Rates. Ein einziges Ratsmitglied stand nicht zur Wahl: Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU). Er gehört dem 41-köpfigen Stader Rat qua Amtes an. Seinen Posten als hauptamtlicher Bürgermeister und Chef der Rathausverwaltung hat Hartlef vor zwei Jahren angetreten. Zeit also, ein kleines Fazit zu ziehen. Denn auch die Neukonstituierung des Rates bedeutet schließlich eine Zäsur. Der Stader WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann hat Hartlef dazu befragt, wie er seine bisherige Amtszeit - von der ein Großteil unter Corona-Vorzeichen stand - bewertet und was er für das kommende Jahr erwartet - gerade in finanzieller Hinsicht.
WOCHENBLATT:Herr Hartlef, das zweite Jahr Ihrer Amtszeit ist vorbei. Es ist also Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. Sie kommen aus der freien Wirtschaft. Das geht es ja um Soll und Haben. Nennen Sie doch bitte einige Punkte, die Sie nach Ihrer Meinung bereits auf der Habenseite verbuchen können.
Sönke Hartlef: Zuerst muss ich da die Übertragung unserer Anteile an den Elbe Kliniken an den Landkreis nennen, die ja während der jüngsten Ratssitzung beschlossen wurde. Im Vorfeld waren viele Gespräche nötig, denn als ich vor eineinhalb Jahren gegenüber der Presse erstmals über diese Pläne gesprochen habe, schien die heutige Lösung noch ausgeschlossen.
Zweitens befindet sich der Neubau des Feuerwehrhauses Bützfleth auf der Habenseite – eine notwendige Maßnahme, die ich vor einigen Jahren als Ratsherr noch selbst angeschoben habe. Drittens möchte ich die Investitionen in unser Radwegenetz und die Einrichtung der ersten Fahrradstraße in Stade nennen.
Schließlich wäre da noch ein Punkt, der am Zeitpunkt meiner Wahl nicht abzusehen war: Wer hätte damals gedacht, dass wir uns schon bald in einer globalen Pandemie befinden? Das Coronavirus fordert uns seit 20 Monaten personell und finanziell. Die Stadtverwaltung blieb trotz der enormen Herausforderungen immer handlungsfähig.
WOCHENBLATT:Und wie sieht es mit dem Soll aus? Was sind die drei wichtigsten Themen, die in den kommenden Monaten bzw. Jahren umgesetzt werden müssen?
Sönke Hartlef: Der erste Punkt: Das geplante Terminal für flüssige Energieträger ist die Zukunftschance für unsere Stadt. Wir wollen unseren Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten und Stade daher als Drehscheibe für flüssige Energieträger aus erneuerbaren Quellen – beispielsweise Wasserstoff – etablieren. Darüber hinaus macht die Realisierung des Terminals Stade attraktiv für weitere Ansiedlungen und schafft Voraussetzungen für den Umstieg auf die wasserstoffbasierte Energieversorgung und Produktion.
Zweitens: Der Bildungscampus Riensförde befindet sich im Bau. Mit der Fertigstellung in 2023 wird es in Stade viele Veränderungen in der Bildungslandschaft geben. Außerdem arbeiten wir derzeit am integrierten Stadtentwicklungskonzept – zugegeben, ein sperriges Wort, weshalb es bei uns unter dem Titel "Stade 2040" läuft. Genau darum geht es nämlich: Wie wird unsere Stadt im Jahr 2040 aussehen? Mobilität, soziale Infrastruktur, Umwelt und Klima sowie Siedlungs- und Grünflächen – all das sind Themen, die dabei behandelt werden.
Wenn ich noch einen vierten Punkt nennen darf: Auch die Nordhafenerweiterung ist für Stade enorm wichtig – liegt aber nicht in unserer Hand.
WOCHENBLATT:Sie haben seinerzeit im Wahlkampf auch angekündigt, dass etwas in Sachen Stadthafen passieren soll. Sie meinten, die Fläche am Hafen sei viel zu schade, um sie als schnöden Parkplatz zu nutzen. Wird da etwas in absehbarer Zeit passieren?Sönke Hartlef: Veranstaltungen wie das Craft Beer & Gourmet Festival oder das Hafenfest haben erst kürzlich wieder gezeigt, was an diesem Standort möglich ist. Im Rahmen des integrierten Stadtentwicklungskonzepts, Stade 2040, wird es weitere Überlegungen zur zukünftigen Nutzung des Geländes geben.
WOCHENBLATT:Es gab die Idee von Ihnen, eine BürgerApp nach dem Vorbild der Stadt Tübingen einzuführen. Sie erklärten damals, über eine solche digitale Lösung könnte man Bürger vor wichtigen Entscheidungen des Rates an der politischen Meinungsbildung beteiligen. Wie weit sind hier die Überlegungen gediehen?
Sönke Hartlef: Wir haben Kontakt zu zwei Städten aufgenommen, die mit solchen Konzepten arbeiten. Von deren Erfahrungen wollen wir lernen und deren Ansätze genauer kennenlernen. Leider hat die Pandemie es bislang unmöglich gemacht, dass wir uns die Konzepte hier im Rathaus vorstellen lassen. Darüber hinaus hat sich die Nachwuchskräfterunde unserer Mitarbeitenden mit diesem Thema auseinandergesetzt.
Unabhängig davon beziehen wir aber natürlich schon heute die Bürgerinnen und Bürger in unsere Arbeit mit ein. Der geplante Ankerplatz auf dem Platz Am Sande und die intensive Meinungsabfrage im Rahmen der Verkehrsentwicklungsplanung sind dafür die besten Beispiele.
WOCHENBLATT:Als Kaufmann, der Sie ja sind, macht man ja regelmäßig Kassensturz. Wie sieht die aktuelle finanzielle Lage der Hansestadt Stade aus? Und welche Aussichten gibt es für das kommende Jahr?
Sönke Hartlef: Ich befinde mich derzeit mit allen Fachbereichen in Haushaltsberatungen. Ziel ist natürlich, dem Rat einen Haushaltsentwurf zur Abstimmung vorzulegen, der wichtige Projekte finanziell absichert und gleichzeitig notwendige personelle Entwicklungen im Rathaus berücksichtigt. Da Stade über einen guten Branchenmix verfügt, ist die Einnahmesituation auch in Pandemie-Zeiten solide.
WOCHENBLATT:Eine letzte Frage: Sie waren auf einem Wahlplakat ja mit Ihrem Hund zu sehen. Wie geht es es Ihrem vierbeinigen Wahlkampfhelfer eigentlich?
Sönke Hartlef: Mopshündin Buffy wird bereits 13 Jahre alt. Ihr Sozialverhalten ist nach wie vor vorbildlich. Sie zeigt keinerlei Anzeichen von Allüren eines „first dog“.
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