WOCHENBLATT-Redakteur wird zum Linux-Umsteiger
Abschied von Windows 7
(jd). Zehn Jahre: Das ist in etwa der Lebenszyklus eines Autos oder einer hochwertigen Waschmaschine. Auf zehn Jahre hat der Softwaregigant Microsoft auch die Lebensdauer seines wohl erfolgreichsten Betriebsysstems begrenzt: Am Dienstag, 14. Januar, wird der Support für Windows 7 endgültig eingestellt. Das bedeutet: Es gibt keinerlei neue Sicherheitsupdates mehr für das Programm. Windows 7 kann künftig zu einem Einfallstor für Viren und andere Schadsoftware werden. Wer sich mit diesem Problem noch nicht beschäftigt hat, sollte sich spätestens über das Wochenende Gedanken machen. WOCHENBLATT-Redakteur Jörg Dammann hat für sein Notebook gerade eine eher unkonventionelle Lösung gefunden - und die heißt nicht Windows 10. Hier sein Erfahrungsbericht:
Mit Windows 10 stehe ich seit drei Jahren auf Kriegsfuß. So mancher WOCHENBLATT-Leser kann sich vielleicht noch an den Bericht über meine verzweifelten Versuche erinnern, das neue Betriebssystem auf meinem in die Jahre gekommenen Notebook zum Laufen zu bringen. Das war kurz bevor das Angebot von Microsoft ablief, kostenlos auf das neue "Wunder-Windows" umzurüsten. Bis fast zuletzt hatte ich die aufdringlich aufploppenden Fenster ignoriert, mit denen die Nutzer zum Gratis-Update aufgefordert wurden.
Entnervt entschloss ich mich damals dann doch, Windows 10 zu installieren. Ein fataler Fehler: Mein Rechner wurde zur lahmen Krücke, stürzte immer wieder ab. Schließlich fasste in den Entschluss, "downzugraden": Ich wollte mein gutes altes Windows 7 wiederhaben. Was gar nicht so einfach war. Die Rückkehr zur Siebener-Version wurde für zwei Wochen zu meiner Feierabendbeschäftigung.
Dass ich nach dieser Erfahrung jetzt einen weiten Bogen um Windows 10 mache, leuchtet wohl jedem ein. Ganz abgesehen vom unzureichenden Datenschutz. Doch was sind die Alternativen: Das alte Betriebssystem einfach weiterlaufen lassen und hoffen, sich keinen Virus einzufangen, wäre wohl der falsche Weg. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, das Aus für Windows 7 zum Anlass zu nehmen, mein altes Notebook zu entsorgen. Doch das bringe ich nicht übers Herz. Zum einen ist es noch keine zehn Jahre alt, zum anderen reicht dessen Leistung vollkommen aus, um damit Texte zu schreiben und im Internet zu surfen. Und nicht zuletzt geht es auch um Nachhaltigkeit.
Was blieb als Ausweg? Ich entschloss mich dazu, das klassische Betriebssystem der Windows-Verweigerer zu testen: Linux. Von dieser Windows-Alternative tummeln sich im Netz unzählige Varianten zum Gratis-Download. Den früheren Ruf, eine Software ausschließlich für Computerfreaks zu sein, die es vorziehen, statt mit Fenstern mit kryptischen Befehlszeilen zu arbeiten, hat Linux längst abgestreift.
Mittlerweile verfügen die meisten Linux-Systeme über ähnlich komfortable Oberflächen wie Windows. Im Internet durchforstete ich den Dschungel der unzähligen Linux-Distributionen und lud mir schließlich drei Favoriten herunter.
Praktischerweise lässt sich Linux als Live-Version auf einer DVD oder einem USB Stick testen. Damit ersparte ich mir zunächst das Installations-Prozedere und die Deinstallation, wenn man doch nicht zufrieden ist. Mein Lieblings-Linux fand ich schnell heraus: Es heißt "Linux Mint" und ist laut Experten die erste Wahl für Windows-Umsteiger, die wie ich in Sachen Linux blutige Anfänger sind.
Bislang bin ich zufrieden: Ich komme ins Internet, die Textverarbeitung funktioniert und auch die Drucker sind eingebunden.
Für mein Notebook heißt es jetzt: Abschied nehmen von Windows 7, das mir viele Jahre treue Dienste geleistet hat. Und ich bleibe dabei: Windows 10 - nein danke.
• Hier drei interessante Linux-Alternativen zu Windows:
linuxmint.com
ubuntu.com
elementary.io/de
Oft keine Alternative zu Windows 10
Der Umstieg auf Linux ist für viele bisherige Nutzer von Windows 7 keine praktikable Lösung. Wer auf hochspezialisierte Software wie Photoshop angewiesen ist oder Drucker, Scanner und und andere Geräte angeschlossen hat, für die Linux keine Treiber bereitstellt, hat keine Alternative zu Windows 10, wenn er keinen kompletten Systemwechsel zur Mac-Welt vollziehen will.
Wer sich nicht selbst mit dem Upgrade auf Windows 10 herumplagen will, gibt den PC oder das Notebook zum Profi. "Seit drei Monaten stürmen die Kunden uns die Bude", sagt Andreas Hofmann, Inhaber der Firma "GHB Computer Welt" in Buxtehude-Neukloster. Der Run habe eingesetzt, nachdem die ersten Pop-up-Fenster mit dem Hinweis auf die Einstellung des Windows-7-Supports auf den Monitoren erschienen seien.
"Derzeit dauert es bei uns im Schnitt drei Werktage, bis man seinen Rechner mit dem frisch aufgespielten Windows 10 wieder abholen kann", so Hofmann. Der IT-Experte bietet das Upgrade in seinem Geschäft für kleines Geld an, sofern eine gültige Lizenznummer vorhanden ist. Im Prinzip könne das auch jeder Windows-User selbst machen, so Hofmann - über das von Microsoft bereitgestellte "Media Creation Tool" (www.microsoft.com/de-de/software-download/windows10). "Das Ganze dürfte dann in einer knappen halben Stunde erledigt sein."
Offiziell gibt es Windows 10 nicht mehr gratis. Je nach Händler werden Preise bis zu 150 Euro verlangt. Viele User haben aber die Erfahrung gemacht, dass das Upgrade immer noch kostenlos ist, wenn man über das "Media Creation Tool" den alten Lizenz-Key von Windows 7 eingibt.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.